Der Todesflieger
Ihnen zu tun?«
Zacynthus zog einen abgegriffenen Tabaksbeutel aus seiner Manteltasche und stopfte sich gemütlich die Pfeife.
»Auf Grund meiner langjährigen Tätigkeit und meiner Erfahrungen auf diesem Gebiet bin ich oft als Verbindungsmann zwischen dem Ausschuß und meinem Arbeitgeber eingesetzt worden.«
Pitt schaute ihn verwirrt an. »Ihrem Arbeitgeber?«
»Ja. Ich stehe ebenso wie Sie, mein Lieber, in Uncle Sams Diensten.« Zacynthus grinste.
»Vielleicht sollte ich mich in der Tat endlich vorstellen.
Inspektor Hercules Zacynthus vom
Federal Bureau of Narcotics
. Meine Freunde nennen mich einfach Zac. – Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie das auch täten.«
Pitt fiel ein Stein vom Herzen. Aller Zweifel und alles Mißtraue waren auf einmal wie verflogen. Er entspannte sich – und merkt jetzt erst, wie verkrampft er die ganze Zeit dagesessen hatte, wie zur Zerreißen gespannt seine Nerven gewesen waren. Vorsichtig darauf bedacht, daß seine Hand nicht plötzlich zu zittern begann, drückte er seine Zigarette aus.
»Und was hat Sie hierhe r verschlagen?«
»Ich bin beruflich hier.« Zac unterbrach sich, um seine Pfeife anzurauchen. »Vor circa einem Monat erhielt unser Dezernat über INTERPOL die Nachricht, daß ein Frachter in Shangai eine große Ladung Heroin an Bord genommen hat…«
»Ein Schiff von Bruno von Tills
Minerva Lines
?«
»Woher wissen Sie das?« fragte Zac mißtrauisch.
Pitt lächelte bitter. »Das war nur eine Vermutung.
Entschuldigen, Sie, daß ich Sie unterbrochen habe. Bitte fahren Sie fort.«
»Die
Queen Artemisia,
so heißt der Frachter, legte vor drei Wochen in Shanghai ab. Laut Frachtbrief transportierte er Sojabohnen, Schweinefleisch, Tee, Papier und Teppiche.« Zac mußte lächeln. »Eine seltsame Mischung, nicht wahr?«
»Und der Bestimmungshafen?«
Der erste Anlaufhafen war Colombo in Ceylon. Hier wurde die erste Ladung gelöscht und dafür Graphit und Kakao an Bord genommen. Mittlerweile befindet die
Queen Artemisia
sich auf dem Weg nach Marseille, wo sie, um aufzutanken, Station machen wird, und dann nimmt sie Kurs auf Chicago.«
Pitt dachte kurz nach. »Weshalb Chicago? In New York, in Boston, oder überhaupt an der Ostküste existieren doch sicher sehr viel besser organisierte Rauschgiftringe und Verteilernetze als im Binnenland.«
»Warum nicht Chicago?« gab Zacynthus zurück. »Die Stadt ist das größte Handels- und Verkehrszentrum der Vereinigten Staaten. Wo sonst könnte man so einfach einhundertdreißig Tonnen Heroin auf den Markt werfen?«
Pitt sah Zac fassungslos an. »Das ist unmöglich. Kein Mensch bringt diese unvorstellbare Menge unbemerkt durch den Zoll.«
»Bruno von Till schon«, entgegnete Zacynthus mit leiser Stimme. Pitt begann zu frösteln.
»Das ist im übrigen natürlich nicht sein richtiger Name. Er hat ihn sich irgendwann in grauer Vorzeit zugelegt, lange bevor er zum Schmuggler avancierte, und zwar zu einem der gerissensten und skrupellosesten dieses Jahrhunderts.«
Zac schwenkte in seinem Drehstuhl herum und starrte mit leerem Blick zum Fenster hinaus.
»Selbst ein Käpt’n Kidd könnte ihm nicht das Wasser reichen.«
»Das klingt ja, als wäre er ein regelrechtes verbrecherisches Genie«, warf Pitt ein. »Wie kommt er bloß zu dieser Ehre?«
Zac warf ihm einen raschen Blick zu, dann sah er wieder aus dem Fenster.
»Erinnern Sie sich an den großen Goldraub 1954 in Spanien? Urplötzlich waren die gesamten Goldreserven, die in den Tresoren der Bank von Spanien lagen, verschwunden. Die sowieso schon angeschlagene spanische Wirtschaft wäre damals beinahe zusammengebrochen. Kurze Zeit darauf wurde der indische Schwarzmarkt von Goldbarren überschwemmt, denen allen das spanische Wappen aufgeprägt war. Wie konnte eine Ladung solcher Größe unbemerkt zehntausend Kilometer weit transportiert werden? Die Sache ist nie aufgeklärt worden. Nur eines weiß man: Am Abend des Goldraubes verließ ein Frachter der
Minerva Lines
den Hafen von Barcelona und ging just einen Tag, bevor das Gold in Indien auftauchte, in Bombay vor Anker.«
Der Drehstuhl quietschte, als Zac sich wieder zu Pitt umwandt Zac sah Pitt gedankenverloren an.
»Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, unmittelbar vor der Kapitulation Deutschlands«, fuhr er fort, »tauchten in Buenos Aires plötzlich fünfundachtzig hochgestellte Nazis auf. Wie sie dorthin kamen, weiß man nicht. Das einzige Schiff jedoch, das an dem bewußten Tag in Buenos Aires anlegte, war ein Frachter
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