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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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erwärmen. Eine dünne Eisschicht würde kondensieren und dann langsam im Vakuum verschwinden. Die Geschwindigkeit des ganzen Vorganges verhinderte die Fusion von den Röhren und dem Wasserbehälter.
    Seine tastende Hand erreichte das Ende. Die Handgelenklampen flammten auf. Mit wachsendem Schrecken starrte er auf die Energiedüse, die etwa einen halben Zoll im Durchmesser maß. Sie sah ganz harmlos aus. Aber innerhalb eines Sekundenbruchteils …
    Daneben befand sich die äußere Energieschleuse. Sie drehte sich um einen zentralen Angelpunkt, der in Richtung des Raumes mit Sprungfedern umgeben und auf das Schiff zu festgeschraubt war. Durch die Stricke wurde der erste heftige Energiestoß abgefangen. Dadurch wurde verhindert, daß der mächtige Schwungkraftanlasser des Schiffes außer Betrieb gesetzt werden konnte. Die Energie strömte in die innere Kammer, die Gewalt des Stoßes wurde gemildert, ohne daß die Kraft der Energie sich änderte, sondern sich allmählich verteilte, so daß der Schiffsrumpf der Gefahr entging, zerstört zu werden.
    Mullen klammerte sich fest an eine Sprosse und preßte sich gegen die Schleuse, die ein wenig nachgab. Sie mußte nicht sehr nachgeben, nur so viel, daß er nach der Schraube greifen konnte. Bald konnte er sie fühlen.
    Er drehte sie und fühlte, wie sein Körper sich in die entgegengesetzte Richtung bewegte. Er hielt fest, und vorsichtig regulierte er den kleinen Schalter, der die Sprungfedern lockerte. Er erinnerte sich genau an alles, was er in den Büchern gelesen hatte.
    Jetzt befand er sich im inneren Schleusenraum, der groß genug war, um einem Mann bequem Platz zu bieten, denn auch hier waren ab und zu Reparaturen erforderlich. Jetzt konnte er nicht mehr aus dem Schiff geschleudert werden. Wenn jetzt der Energiestoß erfolgte, würde er ihn gegen die innere Schleuse pressen, fest genug, um ihn zu Brei zu quetschen. Ein schneller Tod, den er nicht einmal spüren würde.
    Langsam hakte er den Reserve-Sauerstoffzylinder vom Raumanzug los. Jetzt war nur mehr die innere Schleuse zwischen ihm und dem Kontrollraum. Die Schleuse ging in Richtung zum Weltraum auf, so daß der Energiestoß sie nur noch fester schloß, anstatt sie zu öffnen. Sie saß fest und geschmeidig. Es gab absolut keinen Weg, sie von außen zu öffnen.
    Er preßte seinen gebeugten Rücken gegen die Schleusendeckel. Diese Stellung erschwerte das Atmen. Der Sauerstoffzylinder schlenkerte in einem sonderbaren Winkel von seinem Körper weg. Er ergriff den Schlauch aus Metallnetzwerk und richtete ihn gerade, drückte sich gegen die Schleuse, sein Kopf dröhnte. Immer wieder, immer wieder …
    Die Vibration, die sein Druck gegen die Schleuse erzeugte, mußte die Aufmerksamkeit der Kloros wecken. Sie würden nachsehen müssen.
    Er konnte nicht wissen, wann sie das tun würden. Zuerst würden sie Luft in die innere Schleuse lassen, um die äußere zu schließen. Aber die Außenschleuse war losgeschraubt. Die Luft würde wirkungslos durch sie hindurchpuffen, in den Raum entweichen.
    Mullen warf sich immer wieder gegen die Innenschleuse. Würden die Kloros auf den Luftdruckmesser schauen? Würden sie merken, daß der Zeiger sich kaum merklich von Null entfernte? Oder nahmen sie es als selbstverständlich an, daß alles in Ordnung war?
     
    »Jetzt ist er schon seit eineinhalb Stunden weg«, sagte Porter.
    »Ich weiß«, erwiderte Stuart.
    Sie waren rastlos, nervös, aber die privaten Spannungen zwischen den Männern waren gewichen. Es war, als richteten sich alle Gedanken und Gefühle auf den Mann draußen auf dem Schiffsrumpf.
    Porter war etwas durcheinander. Seine Lebensphilosophie hatte immer gelautet: Sorge für dich selbst, denn niemand anderer wird für dich sorgen. Es brachte ihn aus der Fassung, daß diese Philosophie jetzt nicht mehr stimmte.
    »Glauben Sie, daß sie ihn erwischt haben?« fragte er.
    »Wenn das der Fall wäre, hätten wir es bemerkt«, sagte Stuart kurz.
    Porter fühlte, daß die anderen keine Lust hatten, mit ihm zu sprechen. Er konnte es verstehen. Er hatte sich ihre Achtung durch nichts verdient. Aber hatte er sich denn schuldig gemacht? Ein Mensch hatte das Recht, Angst zu haben. Die anderen hatten genauso Angst gehabt. Keiner wollte dem Tod ins Auge sehen. Immerhin, er hatte nicht die Nerven verloren wie Aristides Polyorketes, er hatte nicht geweint wie Leblanc …
    Aber da war Mullen, draußen auf dem Schiffsrumpf.
    »So hört doch!« schrie er. »Warum hat er es getan?«

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