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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Verständnislos starrten sie ihn an, aber Porter kümmerte sich nicht darum. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. »Ich will wissen, warum Mullen sein Leben riskiert!«
    »Der Mann ist ein Patriot«, sagte Windham.
    »Nein!« schrie Porter hysterisch. »Der kleine Bursche hat doch keinerlei Gefühle. Er kennt nur verstandesmäßige Gründe, und ich will wissen, was das für Gründe sind, weil …«
    Er beendete den Satz nicht. Wie konnte er wissen, ob die Gründe, die einen kleinen Buchhalter zu einer Heldentat bewegten, auf ihn, Porter, dieselbe Wirkung hätten?
    »Er ist ein verdammt tapferer kleiner Kerl«, sagte Polyorketes.
    Porter stand auf.
    »Hören Sie, was immer er auch tut, er kann es nicht allein zu Ende bringen. Ich – ich folge ihm freiwillig.« Er zitterte bei diesen Worten und wartete ängstlich auf Stuarts sarkastische Bemerkung. Stuart starrte ihn an, wahrscheinlich überrascht.
    »Geben wir ihm noch eine halbe Stunde«, sagte Stuart sanft.
    Porter bückte verwirrt auf. Kein Spott lag in Stuarts Augen. Er sah ihn sogar freundlich an. Alle sahen ihn freundlich an.
    »Und dann …?« fragte er.
    »Dann wird jeder Freiwillige seine Aufgabe bekommen.
    Wer meldet sich noch, außer Porter?«
    Sie alle hoben die Hand, auch Stuart. Porter war glücklich. Er war der erste Freiwillige gewesen. Ungeduldig erwartet er das Ende der halben Stunde.
     
    Es kam für Mullen ganz überraschend. Die Außenschleuse flog auf, und der lange, dünne, schlangengleiche, fast kopflose Hals eines Kloros fuhr durch die Innenschleuse. Der Kloro konnte gegen die starke Saugkraft der entweichenden Luft nicht ankämpfen.
    Mullens Sauerstoffzylinder flog davon, riß sich beinah los. Nach einem schrecklichen Augenblick voll eiskalter Angst bekam Mullen ihn zu fassen, stemmte sich gegen den Luftstrom, wartete, bis der erste wilde Sturm nachließ, die Luft im Kontrollraum dünner wurde. Dann zog er den Zylinder mit einer gewaltigen Kraftanstrengung zu sich.
    Der Zylinder stieß gegen den nervigen Hals des Kloros. Mullen, der oberhalb der Schleuse kauerte und gegen den Luftstrom geschützt war, schmetterte den Zylinder auf den winzigen Kopf unter ihm, immer wieder, bis die starren Augen brachen. Im fast luftleeren Raum spritzte grünes Blut aus dem unnatürlich verkrümmten Hals.
    Mullen wagte nicht, sich zu übergeben, obwohl er es gern getan hätte.
    Mit abgewandtem Blick kroch er zurück, griff mit einer Hand nach der Außenschleuse, die sich wirbelnd zu drehen begann. Der Wirbel dauerte mehrere Sekunden lang an, dann schnappten die Sprungfedern am anderen Ende der Schraube ein, und die Schleuse schloß sich automatisch. Was von der Atmosphäre übriggeblieben war, verdichtete sich, und die Pumpen begannen, den Kontrollraum erneut mit Luft zu füllen.
    Mullen kroch über den zerquetschten Kloro hinweg in den Kontrollraum. Er war leer.
    Er fand kaum Zeit, das festzustellen, als er auch schon auf den Knien lag. Nur mit äußerster Anstrengung konnte er aufstehen. Der Übergang von Schwerelosigkeit zu Schwerkraft hatte ihn völlig überrumpelt. Außerdem handelte es sich um Kloro-Schwerkraft. Das bedeutete, daß er mit seinem Raumanzug fünfzig Prozent Übergewicht zu tragen hatte. Immerhin klirrten seine schweren Metallstiefel nicht mehr so aufreizend laut gegen Metall. Im Innern des Schiffes waren die Aluminiumwände und -böden mit Kork legiert.
    Er dreht sich langsam um. Vor ihm lag der halslose Kloro. Nur ein gelegentliches Zucken zeigte noch an, daß dieser Körper vor kurzem ein lebender Organismus gewesen war. Angewidert stieg Mullen über den Kloro und schloß die Schleuse.
    Ein deprimierendes, gelbgrünes Licht durchflutete den Kontrollraum. Das lag natürlich an der Kloro-Atmosphäre. Mullen stellte überrascht und mit widerwilliger Bewunderung fest, daß die Kloros offensichtlich eine Methode entwickelt hatten, sämtliche Materialien gegen die oxydierende Wirkung des Chlors widerstandsfähig zu machen. Selbst die Erdkarte an der Wand, die auf glänzendes Plastikpapier gedruckt war, wirkte wie neu. Er trat näher, wie magisch angezogen von den vertrauten Umrissen der Kontingente …
    Da sah er den Schatten einer Bewegung aus dem Augenwinkel. Er fuhr herum, so schnell er es in seinem schweren Raumanzug vermochte, und dann schrie er auf. Der Kloro, den er für tot gehalten hatte, erhob sich.
    Sein Hals hing schlaff herunter, eine schlammige, breiige Masse, aber seine Arme griffen blind um sich, und die Tentakel an seiner

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