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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Dehydratoren, die die Atmosphäre im Raumanzug trocken hielten, halfen nicht sofort gegen den plötzlichen Schweißausbruch auf seiner Stirn und in den Achselhöhlen. Er wartete, bis der Schweiß trocknete.
    Dann versuchte er wieder den Fuß zu heben, nur einen Zoll, dann bewegte er ihn in horizontaler Richtung weiter. Die Bewegung verlief lotrecht zur Magnetwirkung. Er mußte nur darauf achten, daß ihm der Fuß nicht nach unten gezogen wurde, und ihn langsam wieder aufsetzen.
    Jeder Schritt schmerzte, seine Kniesehnen krachten, tausend Messer durchfuhren sein Inneres. Er blieb stehen, um wieder den Schweiß trocknen zu lassen. Die Innenseite seines Gesichtsfensters durfte nicht vom Dunst blind werden. Er hob die Handgelenklämpchen, und der Energiezylinder war direkt über ihm.
    Das Schiff hatte vier Energieröhren, die im Winkel von neunzig Grad von der Mittelenergiequelle nach außen liefen. Sie wurden nach dem jeweiligen Kurs des Schiffes reguliert. Die Kursregulatoren waren die mächtigen Düsen vorn und hinten, die die Fluggeschwindigkeit mit ihrer Beschleunigungs- und Drosselungskraft bestimmten, und die Hyperatom-Batterien, die für die Flüge in den Hyperraum sorgten.
    Gelegentlich mußte die Flugrichtung geändert werden, und dann traten die Energieröhren in Funktion. Eine allein konnte das Schiff nach oben, hinab, nach rechts oder links lenken. Zu zweit, bei angemessener Aufteilung der Energiestöße, konnte das Schiff in jede gewünschte Richtung gelenkt werden.
    Die Erfindung war seit Jahrhunderten nicht mehr verbessert worden. Das war auch nicht nötig. Die Atombatterie erhitzte das Wasser in einem geschlossenen Behälter innerhalb von Sekunden bis zu einer Temperatur, bei der es sich in eine Mischung von Wasserstoff und Sauerstoff verwandelt und dann zu einer Mischung von Elektronen und Ionen.
    Wenn der kritische Punkt erreicht war, öffnete sich ein Ventil, und die Dampfenergie schoß in einem einzigen kurzen Stoß heraus. Das Schiff bewegte sich majestätisch in die entgegengesetzte Richtung, drehte sich um seinen eigenen Schwerkraftmittelpunkt. Wenn die gewünschte Richtung erreicht war, fand ein entgegengesetzter Energiestoß statt, und die Drehung konnte ausgeglichen werden. Das Schiff bewegte sich in seiner ursprünglichen Geschwindigkeit weiter, aber in einer neuen Richtung.
    Mullen zog sich am Rand der Energieröhre hoch. Da hing er nun, ein winziger, schwankender Punkt am äußersten Ende einer gigantischen Energiekonstruktion, die das Schiff durch den Weltraum jagte.
    Kein Luftstrom wischte ihn vom Schiffsrumpf, die Magnetsohlen klebten fester am Metall, als es ihm lieb war. Er beugte sich vor, im Schein seiner eingeschalteten Lampen starrte er in die Röhre. Das Schiff sackte nach unten, als er seine Körperlage änderte. Er bemühte sich, das Gleichgewicht zu halten, aber er fiel nicht. Im Weltraum gab es kein Oben oder Unten. Nur das, was sein verwirrter Sinn als oben oder unten betrachtete.
    Der Zylinder war gerade groß genug, um einen Mann aufzunehmen, so daß man zum Zweck eventueller Reparaturen in die Röhre eindringen konnte. Das Licht fiel auf eine Sprosse direkt gegenüber vor der Zylinderseite, an der Mullen hing. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus. Manche Schiffe hatten keine Leitern.
    Das Schiff schien unter ihm zu taumeln, als er sich auf die Sprosse zubewegte. Er griff nach ihr, befreite einen Fuß nach dem anderen und zog sich durch die Öffnung.
    Der Druck im Magen, den er von Anfang an verspürt hatte, hatte sich zu einem krampfartigen Schmerz verstärkt. Wenn sie jetzt beschlossen, den Kurs zu ändern, wenn die Energie durch die Röhre schoß …
    Er würde es nicht hören, nicht wissen. Er würde sich an einer Sprosse festhalten und nach der nächsten tasten, und im nächsten Augenblick würde er draußen im All sein, allein, das Schiff für immer zwischen den Sternen verschwunden. Vielleicht der kurze Schein von Eiskristallen, die ihn umschwirren, sich ihm langsam nähern, ihn umkreisen würden, angezogen von seinem Gewicht wie Planeten von einer Sonne.
    Eine Sprosse, noch eine und noch eine. Wie viele waren es? Seine Hand rutschte aus, und er starrte ungläubig auf das Glitzern im Schein seiner Lampen.
    Eis?
    Warum nicht? Der Dampf, so heiß er auch war, streifte immerhin Metall, das die Temperatur von ungefähr null Grad hatte. In den wenigen Sekundenbruchteilen, die der Energiestoß andauerte, hatte das Metall nicht genug Zeit, sich über den Gefrierpunkt zu

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