Der Todeskanal
wurden, hatten eine zu hohe Schwingung, um vom menschlichen Ohr gehört werden zu können, und sie waren so fein, daß auch das sensitivste, von den Menschen erfundene Instrument sie nicht registrieren konnte. Zu dieser Zeit war den Menschen diese Art der Kommunikation der Diaboli noch gar nicht bekannt.
»Wußtet ihr, daß dieser Planet die Ursprungswelt der Zweibeiner ist?« fragte eine Vibration.
Ein Chor von ›Nein‹-Vibrationen ertönte, und dann sagte eine einzelne Vibration: »Weißt du das von deinen Studien über die Zweibeiner-Kommunikationen her, du komischer Kerl?«
»Komisch? Weil ich ihre Kommunikationsformen studiert habe? Das sollten mehrere von unseren Leuten tun, anstatt so borniert darauf zu bestehen, daß die ganze Zweibeiner-Kultur völlig wertlos ist. Wir könnten von einer viel besseren Position aus mit den Zweibeinern verhandeln, wenn wir mehr über sie wüßten. Ihre Geschichte ist auf schreckliche Weise interessant.«
»Und doch«, sagte eine andere Vibration, »unsere ersten Kontakte mit den Zweibeinern zeigten doch fast eindeutig, daß sie vom Ursprung ihrer Rasse auf diesem Planeten nichts wissen. Auf diesem Planeten namens Erde gibt es keinen Verehrungskult oder irgendwelche Gedenkriten. Bist du sicher, daß deine Information stimmt?«
»Ganz sicher. Das Fehlen von Ritualen und die Tatsache, daß diese Welt alles andere als ein Reliquienschrein ist, erscheint im Licht der Zweibeiner-Geschichte völlig verständlich. Die Zweibeiner auf den anderen Planeten würden der Erde diese Ehre nicht gönnen. Es würde die unabhängige Würde ihrer eigenen Planeten vermindern.«
»Das verstehe ich nicht ganz.«
»Ganz verstehe ich es auch nicht, aber nach einigen Tagen der Lektüre habe ich doch einiges herausgefunden. Es scheint, als ob die Zweibeiner in einer einzigen politischen Union gelebt hätten, bevor sie die interstellare Raumfahrt aufnahmen.«
»Natürlich.«
»Für diese Zweibeiner ist das nicht natürlich. Es war eine ungewöhnliche Epoche in ihrer Geschichte, und sie dauerte nicht lange an. Nachdem die Kolonien auf den verschiedenen Kolonien aufgeblüht waren und eine gewisse Reife erlangt hatten, war es ihr dringlichstes Interesse, sich von der Mutterwelt zu lösen. Damals begann die erste Serie der interstellaren Kriege der Zweibeiner.«
»Schrecklich! Wie Kannibalen!«
»Ja, nicht wahr? Ich hatte tagelang Verdauungsschwierigkeiten, als ich das bei meinen Studien entdeckt hatte. Mein Wiedergekäutes war ganz sauer. Jedenfalls, die verschiedenen Kolonien gewannen ihre Unabhängigkeit, so daß wir jetzt eine Situation vorfinden, die uns wohlbekannt ist. All die Königreiche, Republiken und Demokratien der Zweibeiner sind ganz einfach winzige Klümpchen von Welten, und jedes besteht aus einer Hauptwelt und ein paar kleinen Nebenwelten, die ihrerseits immer wieder versuchen, ihre Unabhängigkeit zu erlangen oder von einer Hauptwelt zur anderen geschoben werden. Die Erde ist die mächtigste der Hauptwelten und hat etwa ein Dutzend Nebenwelten unter sich.«
Unglaublich, daß diese Kreaturen so blind für ihre eigenen Interessen sind! Hat denn jene einzige Regierung, die sie damals beherrschte, als sie noch aus einer einzigen Welt bestanden, keine Tradition begründet?«
»Ich sagte doch, das war etwas ganz Ungewöhnliches für sie. Diese eine Regierung bestand nur ein paar Jahrzehnte. Davor war auch dieser Planet in mehrere politische Einheiten zersplittert.«
»So etwas habe ich noch nie gehört.« Die überschallgeschwinden Wellen der Diaboli vibrierten eine Weile erregt durcheinander.«
»Tatsächlich, sie haben höchstens eine animalische Intelligenz.«
Sie waren beim Verteidigungsministerium angelangt.
Die fünf Diaboli standen an dem langen Tisch. Sie standen, weil ihre Anatomie das Sitzen nicht zuließ. Auf der anderen Seite des Tisches standen fünf Erdenmänner. Für die Menschen wäre es natürlich bequemer gewesen zu sitzen, aber verständlicherweise wollten sie ihr Handikap der kleineren Körpergröße nicht noch betonen. Der Tisch war sehr breit, der breiteste, der aufzutreiben gewesen war. Das war den menschlichen Nasen zuliebe geschehen, denn von den Diaboli ging ein ständiger Geruch von Schwefelwasserstoff aus, wenn sie atmeten, der sich noch verstärkte, wenn sie sprachen.
Für gewöhnlich dauerten die Unterredungen nicht länger als eine halbe Stunde, und am Ende dieser Zeitspanne beendeten die Diaboli die Gespräche ohne große Formalitäten. Sie
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