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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Anspannung in ihrer Stimme, die Angst vor der Erinnerung.
    »Ich weiß noch, wie sehr ich mir gewünscht habe, dass er irgendetwas sagt, eine Erklärung gibt, damit es einen Sinn macht. Aber nein. Nichts.« Ihre Hände zittern. Sie drückt sie in den Schoß, verschränkt sie ineinander, löst sie wieder, reibt sich die Arme. Sie ist der Inbegriff von unbewusster, anhaltender, nervöser Bewegung.
    »Ich weiß nicht, wie lange es ging«, sagt sie und bringt irgendwie ein schiefes, ironisches Grinsen zustande. »Zu lange.« Die Sonnenbrille sieht mich an. »Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich weiß es«, bestätige ich ihr.
    »Dann wachte ich auf, und diesmal ließ er mich bei Bewusstsein. Ich war auf dem Bett, an Händen und Füßen gefesselt. Es dauerte eine Weile, bis ich wieder bei Sinnen war. Als Erstes fragte ich mich, ob er mich vergewaltigt hatte, aber er hatte mich nicht angerührt.«
    Keine sexuelle Pathologie in Bezug auf Frauen. »Sprechen Sie weiter«, fordere ich Cathy auf.
    »Er fing an zu reden. Er sagte: ›Sie sollen wissen, Cathy, dass diese Sache nicht gegen Sie persönlich gerichtet ist. Sie müssen bloß eine Aufgabe erfüllen. Sie müssen etwas für Sarah tun.‹« Ihre Unterlippe zittert. »In diesem Moment wusste ich Bescheid. Wer er war. Ich weiß nicht, wieso ich nicht schon vorher auf diesen Gedanken gekommen bin. ›Hören Sie zu, wiees weitergeht‹, sagte er. ›Ich werde Sie schlagen, ich werde Sie so schlimm zurichten, dass Sie wahrscheinlich nie wieder als Cop arbeiten können, Cathy Jones. Wenn ich fertig bin, werden Sie denen erzählen, dass Sie keine Ahnung haben, wer Sie überfallen haben könnte, oder warum. Tun Sie das nicht, werde ich Sarahs Gesicht zerfleischen und ihr mit einem Löffel die Augen auskratzen.‹«
    Cathys Stimme ist gedämpft.
    »Ich begriff nicht, was er sagte … und begriff es wiederum doch. Also tat ich, was jeder Detective mit einem Rest von Selbstachtung tun würde. Ich bettelte. Ich bettelte und flehte wie ein Baby. Ich machte mir vor Angst in die Hose.«
    Ich bemerke die Scham in ihrer Stimme und erkenne sie wieder.
    »Er wollte, dass Sie so fühlen«, sage ich. »Sie sollten sich Ihrer Angst schämen.«
    Ihr Mund zuckt. »Ich weiß. Die meiste Zeit ist mir das klar. Manchmal ist es schwer.«
    »Ja.«
    Es scheint sie ein wenig ruhiger zu machen. »Dann zeigte er mir etwas«, fährt sie fort. »Er sagte, er würde es in meine Nachttischschublade legen. ›In ein paar Jahren wird jemand zu Ihnen kommen und Fragen stellen. Wenn es so weit ist, können Sie Ihre Geschichte erzählen und ihnen geben, was in dieser Schublade liegt. Geben Sie es ihnen und sagen Sie ihnen: ›Symbole sind bloß Symbole.‹«
    Ich kämpfe mit meiner Ungeduld. Was liegt in der Schublade? Und was soll das bedeuten: »Symbole sind bloß Symbole«?
    »An das Meiste erinnere ich mich nicht mehr. Ich habe manchmal kurze Erinnerungsblitze, hell, strahlend, wie ein Gemälde mit zu viel Weiß darin. Ich erinnere mich mehr an die Geräusche als an den Schmerz. Geräusche von den Schlägen … tiefe Vibrationen im Innern meines Schädels. Wahrscheinlich war es das Rohr, mit dem er mich geschlagen hat. Ich weißnoch, wie ich Blut geschmeckt habe und dachte, dass etwas wirklich Schlimmes mit mir passiert, aber ich wusste nicht was. Er peitschte meine Füße so brutal, dass ich einen ganzen Monat nicht laufen konnte.« Ihr Kopf dreht sich zum Küchenfenster. »Das Letzte, was ich gesehen habe … jemals gesehen habe, war sein Gesicht. Zu viel Licht, zu hell, eine verdammte glitzernde Strumpfmaske. Er blickte auf mich herab und lächelte. Dann weiß ich nichts mehr, bis ich im Krankenhaus aufgewacht bin und mich gefragt habe, warum ich die Augen nicht aufmachen kann.«
    Sie verstummt. Wir warten.
    »Nach einiger Zeit kam ich wieder halbwegs zu mir. Erinnerte mich. Erkannte, dass ich blind war.« Sie stockt. »Wissen Sie, was mich überzeugt hat, dass er ernst meint, was er gesagt hat? Dass er sich Sarah vorknöpfen würde? Und dann zu mir zurückkehrt?«
    »Was?«, fragt Callie.
    »Die Art und Weise, wie er mir sagte, dass es nicht persönlich wäre … wie er dabei klang und aussah. Nüchtern. Sachlich. Nicht wütend, nicht erregt, nicht wahnsinnig oder irgendwas. Nein, völlig normal. Er lächelte sogar dabei. Wie jemand, der von einem guten Buch erzählt, das er gerade gelesen hat.« Sie greift nach ihrer Kaffeetasse, findet sie, nimmt einen Schluck. »Also habe ich getan, was er sagte. Ich

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