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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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geliebtes Möbelstück, das einem Fünfzig-Zentimeter-Fernsehschirm zugewandt ist. Neben dem Sessel steht ein klappbarer Teewagen.
    Ich stelle mir vor, wie Nicholson des Nachts vor dem Fernseher sitzt, eine Mikrowellen-Mahlzeit auf dem Teewagen vor sich. Ziemlich normal, zugegeben, doch an diesem Ort, bei einem Mann wie Nicholson, eine sehr traurige Vorstellung. Ein unterschwelliges Warten, eine unterschwellige Depression überlagern alles. Es ist, als müsste sämtliches Mobiliar mitLaken drapiert sein, und als müsste endlich einmal ein Wind durch die Räume fahren.
    »Hören Sie zu«, sagt er, bevor ich ihm irgendeine Frage stellen kann. »Ich werde Ihnen etwas erzählen, das ich Ihnen sagen soll. Und ich werde Ihnen etwas erzählen, das ich Ihnen nicht sagen soll. Und danach werde ich tun, was ich tun soll.«
    »Sir …«
    Er unterbricht mich mit einer Handbewegung. »Was ich Ihnen erzählen soll, ist Folgendes: ›Es ist der Mann hinter dem Abzeichen, der wichtig ist. Nicht das Abzeichen selbst.‹ Haben Sie das verstanden?« Seine Stimme klingt monoton und passt zur Leere in seinen Augen.
    »Ja, aber …«
    »Dann weiter. Ich habe die Langstrom-Ermittlungen manipuliert. Ich habe die Schlussfolgerungen gezogen. Er hat mir gesagt, dass die Beweise auf Mord-Selbstmord hindeuten, solange ich nicht allzu genau hinschaue. Ich musste bloß akzeptieren, was oberflächlich zu erkennen war. Und das habe ich getan.« Er seufzt. Er wirkt beschämt. »Er wollte, dass die kleine Langstrom – Sarah – in Ruhe gelassen wird. Er hat gesagt, dass er Pläne für sie hat. Ich hätte es nicht tun dürfen, ich weiß, aber Sie müssen verstehen … ich habe das alles nur getan, weil er meine Tochter hat.«
    Ein Schock durchfährt mich. »Er hat Ihre Tochter?«
    Nicholson starrt auf irgendetwas über meinem Kopf und spricht weiter, beinahe wie zu sich selbst. »Sie heißt Jessica. Er hat sie mir vor zehn Jahren weggenommen. Er hat mich hilflos gemacht und mir seither gesagt, was ich zu tun habe. Er hat mir gesagt, dass jemand kommen und Fragen stellen würde, Jahre später, und dass ich diesem Jemand die Botschaft weitergeben soll, die er mir aufgetragen hat. Nun, das habe ich soeben getan. Sobald ich alles erledigt hätte – plus eine letzte Sache – will er meine Tochter gehen lassen.« Seine Augen blicken flehentlich.»Sie verstehen das doch? Ich war ein guter Cop, aber er hatte meine Tochter! «
    »Wollen Sie damit sagen, dass er Ihre Tochter als Geisel genommen hat?«
    Er richtet den kräftigen Zeigefinger auf mich. »Sie sorgen dafür, dass es ihr gut geht. Sie sorgen dafür, dass er seinen Teil der Abmachung einhält. Ich nehme an, das wird er … Ich hoffe es.« Er leckt sich über die Lippen und nickt ein wenig zu hastig. »Ja, ich glaube, er wird es tun.«
    »Nicht so schnell, David. Beruhigen Sie sich.«
    »Nichts da. Ich habe bereits genug gesagt. Ich muss es zu Ende bringen. Nur noch eine allerletzte Sache.«
    Er greift mit der Hand hinter sich. Sie kommt mit einem großen Revolver wieder hervor. Ich springe auf, Alan springt auf. Ich greife nach meiner Waffe, doch Nicholson hat es weder auf mich noch auf Alan abgesehen. Der Lauf des Revolvers findet Nicholsons Mund, er stößt ihn brutal hinein, richtet ihn nach oben. Ich springe auf ihn zu.
    »Nein!«, rufe ich.
    Er schließt die Augen und drückt den Abzug. Sein Schädel explodiert mit lautem knall. Blut, Hirn und Knochensplitter spritzen mich von oben bis unten voll.
    Ich stehe da und kann mich nicht mehr rühren, während er langsam aus dem Sessel vornüberkippt.
    »Mein Gott!« Alan stürzt auf Nicholson zu.
    Ich starre benommen auf den Toten. Draußen öffnen die Wolken ihre Schleusen, und erneut fällt Regen.

KAPITEL 39
    Alan und ich sind immer noch in Nicholsons Haus. Die zuständigen Cops sind ebenfalls da, wollen das Kommando übernehmen, doch in meiner Wut beachte ich sie gar nicht.
    Ein Mann – ein Cop – ist tot, und ich weiß, dass sein Tod viel mehr ist als ein Selbstmord. Ich will herausfinden warum.
    Ich habe mir die Hände gewaschen und Latexhandschuhe übergestreift, und ich spüre noch immer die Stellen, wo ich mir sein Blut aus dem Gesicht geschrubbt habe.
    Ich gehe durchs Wohnzimmer, den Flur hinunter, in Nicholsons Schlafzimmer. Alan folgt mir.
    »Wonach suchen wir, Smoky?«, fragt er mit vorsichtiger Stimme.
    »Nach einer beschissenen Erklärung!« Meine Stimme ist hart und wütend und scharf wie eine Rasierklinge.
    Die Plötzlichkeit, mit

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