Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Killerin rührt an die perverse Seite meiner Persönlichkeit.
»Schon okay«, sagt sie, ein Ungetüm der guten Laune. »Ist ja nicht weiter schlimm. Tommy ist ein großartiger Bursche, aber er ist ein Kerl, und Kerle vergessen nun mal hin und wieder die wichtigen Details. Sie sind alle so. Aber Tommy ist besser als die meisten anderen und sieht außerdem klasse aus, also wollen wir ihm noch mal verzeihen, okay?«
»Sicher«, antworte ich verwirrt.
»Kommen wir zur Sache. Wann und wo treffen wir uns?«
Ich werfe einen Blick auf meine Uhr, während ich nachdenke. »können Sie mich in der Eingangshalle des FBI-Gebäudes treffen? Um halb sechs?«
»Im FBI-Gebäude, wie? Meine Güte, wie cool . Ich schätze, ich lass dann meine Kanonen lieber im Wagen.« Ein melodisches Lachen, irgendwie amüsant und bestürzend zugleich, wenn man den Kontext bedenkt. »Halb sechs also. Bye!«
»Bye«, finde ich gerade noch Zeit zu murmeln, dann legt sie auf.
»Wer war das?«, fragt Alan.
Ich starre ihn einen Moment lang an. Zucke die Schultern. »Eine potenzielle Leibwächterin. Für Sarah. Ich schätze, sie ist ein echter Heuler.«
Meine Güte, wie cool.
Terry Gibbs begrüßt uns lächelnd und führt uns in sein Büro. Es ist ein kleiner Raum, der von einem Schreibtisch und von Aktenschränken entlang den Wänden beherrscht wird. Alles wirkt robust und gebraucht.
Ich mustere den Anwalt, während er uns bedeutet, auf den beiden gepolsterten Stühlen vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Gibbs ist eine interessante Mischung. Es sieht aus, als hätte er sich nicht entscheiden können, wer er sein will. Er ist relativ groß. Er ist kahl, doch er hat einen Schnurr- und einen Kinnbart. Er hat die breiten Schultern und die athletischen Bewegungen eines durchtrainierten Mannes, doch er riecht nach Zigaretten wie ein Kettenraucher. Er trägt eine Brille mit dicken Gläsern, die seine intensiven, beinahe schönen blauen Augen betonen. Er trägt einen Anzug, doch keine Krawatte. Der Anzug sieht teuer und maßgeschneidert aus und passt überhaupt nicht zum Mobiliar des Büros.
»Ich sehe Ihnen an, was Sie denken, Agentin Barrett«, sagt Gibbs lächelnd. Seine Stimme klingt angenehm, glatt undmelodisch, weder zu tief noch zu hoch. Die perfekte Stimme für einen Anwalt. »Sie versuchen, den Tausend-Dollar-Anzug und das heruntergekommene Büro in Einklang zu bringen.«
»Könnte sein«, räume ich ein.
Er grinst. »Ich bin ein Ein-Mann-Unternehmen. Ich mache nicht das große Geld, aber ich komme zurecht. Es zwingt zu Kompromissen: schickes Büro oder schicker Anzug? Ich habe mich für den Anzug entschieden. Ein chaotisches Büro ist für einen Mandanten längst nicht so unverzeihlich wie ein Anwalt in einem billigen Anzug.«
»So ähnlich wie bei uns«, sagt Alan. »Man kann seine Marke vorzeigen, aber die Leute wollen nur wissen, ob man eine Kanone hat.«
Gibbs nickt. »Genau.« Er beugt sich vor, stützt die Ellenbogen auf den Schreibtisch, verschränkt die Hände. »Ich möchte, dass Sie eines wissen, Agentin Barrett. Was die Langstrom-Stiftung angeht, bin nicht vorsätzlich unkooperativ. Ich bin durch die Regeln meines Berufsstandes an Stillschweigen gebunden, sowohl ethisch als auch gesetzlich.«
Ich nicke. »Ich verstehe, Mr. Gibbs. Ich nehme an, es ist kein Problem für Sie, wenn wir Sie vorladen?«
»Absolut nicht, solange es nicht meine rechtliche Verpflichtung zur Diskretion beeinträchtigt.«
»Was können Sie uns erzählen?«
Er lehnt sich im Sessel zurück und blickt zu einer Stelle über unseren Köpfen, während er nachdenkt.
»Der Mandant kam vor ungefähr zehn Jahren zu mir«, sagt er dann. »Er wollte eine Stiftung zugunsten von Sarah Langstrom einrichten.«
»Ein Mann oder eine Frau?«, erkundige ich mich.
»Es tut mir leid, aber das kann ich nicht sagen.«
Ich runzle die Stirn. »Warum nicht?«
»Vertraulich. Der Mandant verlangte absolute Vertraulichkeit in jeder Hinsicht. Aus diesem Grund geschieht alles inmeinem Namen. Ich habe die gesetzliche Vollmacht, ich verwalte die Stiftung, und mein Honorar wird aus Stiftungsgeldern bezahlt.«
»Haben Sie mal daran gedacht, dass jemand, der so viel Vertraulichkeit verlangt, möglicherweise nichts Gutes im Schilde führt?«, fragt Alan.
Gibbs mustert ihn mit scharfem Blick. »Selbstverständlich. Ich habe Erkundigungen eingezogen. Ich stieß auf ein Kind, das wegen eines Mord-Selbstmords seiner Mutter zur Waisen geworden war. Wären Sarah Langstroms Eltern
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