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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Notizen weiter.
    Mörder hat Tat am helllichten Tag verübt. Warum das Risiko? Es muss einen Grund dafür geben.
    Mörder hat Sarah am Leben gelassen.
    Er kommuniziert mit den Gesetzesbehörden. Ein Planer.
    Er will uns etwas sagen.
    Er hat eine Botschaft an der Wand im Haus der Kingsleys hinterlassen, »Dieser Ort = Schmerz«, Und eine weitere Botschaft in der Wohnung von Vargas: »Dieser Ort = Gerechtigkeit.«
    (Notiz: Warum Schmerz bei Sarah und Gerechtigkeit bei Vargas? Das ist wichtig.)
    Erscheint desorganisiert.
    Ich blicke auf die geschriebene Zeile. Klopfe mit dem Stift gegen meine Zähne. Treffe eine Entscheidung. Schreibe vier Worte hinzu, unterstreiche eines:
    Erscheint desorganisiert, ist es aber nicht.
    (Theorie: Das Ausweiden in diesen Fällen ist kein Hinweis auf einen Kontrollverlust des Täters. Es ist Teil seiner Botschaft an uns, genau wie das Blut und das Morden während des Tages.)
    Schlussfolgerung: Täter ist organisiert. Komponenten, die desorganisiert erscheinen, sind lediglich Teil seiner Botschaft an uns.
    Ockhams Rasiermesser schlägt einmal mehr zu. Ein organisierter Killer kann manchmal wie ein desorganisierter erscheinen. Umgekehrt jedoch niemals. Er hat die ganze Zeit einen Plan verfolgt, hat Entschlossenheit, Kontrolle und Vorausschau gezeigt.
    Er ist organisiert.
    Bekannte Merkmale: Die Fußsohlen sind vernarbt. Möglicherweise eine Folge von erlittener Folter (Bastonade), wie sie in Südamerika, im Mittleren Osten, Singapur, Malaysia und auf den Philippinen vorkommt.
    (Notiz: Vargas kommt aus Südamerika. Zufall?)
    Ja, sicher , sage ich mir spöttisch. Zufall, jede Wette.
    (Notiz: Unbekannte weibliche Tote in der Wohnung von Vargas hat ähnliche Narben an den Fußsohlen. Welcher Zusammenhang besteht hier?)
    Etwas anderes vom Kingsley-Tatort fällt mir ein. Ich kehre zu dem Abschnitt über Methodologie zurück und füge hinzu:
    Hinweise auf zögernde, unsichere Schnitte bei Mr. und Mrs. Kingsley. Seine erste Tat? Oder Ergebnis sexueller Erregung?
    Unsicherheit ist ein Hinweis auf einen Neuling, einen Jäger, der noch keine ruhige Hand hat, der seinen Rhythmus noch nicht gefunden hat. Das passt nicht zu dem Mann, den ich in meinem Verstand sehe. Ich glaube nicht, dass er gezögert hat. Ich glaube, seine Hand hat gezittert, weil er zu erregt war, um sich beherrschen zu können.
    Er schont die Frauen, indem Er ihnen die Augen schließt, auch wenn Er sie trotzdem tötet und ausweidet. Er tötet die Kinder, doch Er schließt ihnen weder die Augen, noch weidet er sie aus.
    Ich lese den Abschnitt erneut. Und noch einmal. Irgendetwas klingelt in meinem Verstand, klopft, verlangt Einlass. Ich bin vertraut mit diesem Gefühl und weiß, dass ich mich still verhalten und warten muss, bis es von selbst zu mir hereinkommt.
    Warum die Abstufungen? Männer sind schlimmer als Frauen, doch Frauen sind immer noch schlimmer als Kinder.
    Das klopfen endet, und die Tür schwingt weit auf.
    Er wurde von Männern verletzt. Er wurde nicht unmittelbar von Frauen verletzt, doch sie haben ihn nicht geschützt. Beides geschah, als Er noch ein Kind war.
    Es gibt keinen Beweis für diese Schlussfolgerungen, nichts, das man unter ein Mikroskop legen oder auf einem Bildschirm zeigen könnte, doch ich weiß, ich habe recht. Ich spüre es. Ich spüre den Killer.
    Männer sind Gegenstand seiner Wut und seiner Ängste. Er lässt ihre Augen offen, damit sie alles sehen können, was mit ihnen geschieht. Frauen sterben – und haben es verdient –, doch sie sterben einen leichteren, barmherzigeren Tod. Er schließt ihnen die Augen.
    Eine Mutter vielleicht? Eine Mutter, die ihn nicht vor einem Vater beschützt hat, von dem er missbraucht wurde? Wenn die Mutter ebenfalls vom Vater missbraucht wurde, würde der Killer sie hassen und zugleich mit ihr fühlen.
    Die Kinder sind nicht verstümmelt, nicht aufgeschlitzt, doch ihre Augen sind offen. Sie können sehen, was ihnen geschieht.
    Seht her, was ich mit ihm getan habe. Seht, was die Welt uns antut.
    Das Mädchen in Vargas’ Apartment war eine Mischung von beidem. Die Augen geschlossen und nicht ausgeweidet. War es ein Zugeständnis an ihr Alter? Beinahe eine Frau, aber größtenteils noch Kind? Hat das den Killer verwirrt?
    Was hat das alles überhaupt zu bedeuten? Zwei Mordschauplätze, zwei Mordserien an zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Tagen. Hass gegen Männer, Wut auf Frauen, Mitgefühl mit den Kindern. Dieser Ort = Schmerz. Dieser Ort = Gerechtigkeit …
    Eine

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