Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Namen!«
»Kann ich dir nicht verdenken«, murmle ich. »Was ist als Nächstes passiert?«
»Ich ging zur Tür, wie er es von mir verlangte, doch dann blieb ich stehen. Sinnlos, ich weiß, aber ich dachte, ich müsste ihn dazu bringen, dass er mich zwingt, durch die Tür zu gehen. Als hätte es etwas zu bedeuten, dass ich nicht freiwillig ging. Blöd, was?«
Blöd vielleicht , denke ich. Doch es gibt mir Hoffnung für dich.
»Was dann?«
»›Stell dich nicht so an‹, sagte er und packte mich am Arm. Er trug dicke Handschuhe, doch ich konnte trotzdem spüren, wie hart und stark seine Hände waren. Er zerrte mich durch den Korridor in Dean und Laurels Schlafzimmer.« Sarah blickt mich nachdenklich an. »Der Fenstersims, auf dem ich saß, als Sie reingekommen sind, wissen Sie noch? Ich erinnere mich, wie ich durch das Fenster nach draußen geschaut und gedacht habe, was für ein wunderschöner Tag draußen war.«
»Erzähl weiter.«
»Er schob mich durch den Gang zum Badezimmer.« Sie erschauert. »Dort hatte er sie beide. Dean und Laurel, meine ich.«
Ihr Blick ist unendlich müde. »Sie waren nackt, und sie waren am Leben. Sie bewegten sich nicht. Ich wusste nicht warum, bis er es mir sagte. ›Sie stehen unter Drogen‹, sagte er. ›Ich habe ihnen eine Injektion verpasst.‹ Miva-irgendwas-Chlorid, nannte er das Zeug, das er ihnen gegeben hatte. Er sagte, es würde sie wach halten, und sie könnten Schmerzen spüren und uns hören und alles, aber sie könnten sich nicht bewegen.«
Ein Punkt für mich wegen der Drogen, zwei Punkte für Tommy wegen des Relaxans , denke ich.
Mir kommt ein Gedanke. »Würdest du seine Stimme wiedererkennen, Sarah? Nicht nur die Worte oder die Art und Weise, wie er spricht, sondern den Klang?«
Sie nickt ernst. »Ich kann sie nicht vergessen. Ich träume manchmal nachts davon.«
»Erzähl weiter, Sarah.«
»Er hatte Dean mit dem Gesicht nach unten. Laurel lag auf dem Rücken. Er stellte seine Kamera auf ein Stativ und schaltete sie ein. Dann hat er Dean aufgehoben wie ein Baby, als wäre er ganz leicht, und ihn in die Badewanne gestellt. ›komm her, Little Pain‹, befahl er mir. Ich ging zur Wanne. ›Sieh in seine Augen‹, befahl er mir. Ich gehorchte.« Sarah schluckt. »Ich konnte sehen, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Dean wusste, was vor sich ging. Er war wach, bei vollem Verstand.« Sie erschauert. »Er hatte furchtbare Angst. Ich konnte es in seinen Augen sehen. Er hatte grauenhafte Angst.«
»Was geschah dann?«
»Der Künstler befahl mir, von der Wanne zurückzutreten. Er bog Deans Kopf nach hinten, sodass sein Kinn vorgestreckt war.« Sie verrenkt den Hals, um es mir zu zeigen. »So ungefähr. ›Wenn man den Moment seines Todes gekommen sieht,erkennt man die Bedeutung von Wahrheit und von Angst, Mr. Kingsley‹, sagte er. ›Man fragt sich, was als Nächstes kommt, die himmlische Herrlichkeit oder die Feuer der Hölle. Vor gar nicht langer Zeit habe ich einen Studenten der Philosophie gefoltert, einen bösen, bösen Menschen. Ich schnitt ihm ins Fleisch, verbrannte ihn, verpasste ihm Elektroschocks. Ich wartete. Bevor wir anfingen, hatte ich zu ihm gesagt: Falls er eine einzige, wahre Beobachtung über das Leben machen könnte, würde ich seinem Schmerz ein Ende bereiten. Am Morgen des zweiten Tages, als ich ihn gerade kastrierte, schrie er plötzlich: Wir leben alle in den Augenblicken vor unserem eigenen Tod! Ich hielt mein Versprechen und erlöste ihn. Ich denke jedes Mal an diese Wahrheit, bevor ich jemanden töte.‹«
Sarah schluckt. »Dann schnitt er Deans Kehle durch. Einfach so.« Ihre Stimme klang fern und leise. »Ohne Vorwarnung. Blitzschnell. Das Blut sprudelte hervor. Er hielt Deans Kopf gepackt, sodass das Blut in die Wanne lief. Ich … ich konnte nicht fassen, wie viel Blut es war.«
Ungefähr viereinhalb Liter in einem durchschnittlichen menschlichen Körper. Längst nicht genug, um ein Spülbecken zu füllen – doch Blut soll normalerweise innen bleiben, deswegen kommen einem viereinhalb Liter manchmal wie vierzig vor.
»Was ist dann passiert?«
»Es dauerte eine Weile. Zuerst spritzte das Blut aus ihm. Dann tropfte es nur noch. Schließlich hörte es auf. ›Schau wieder in seine Augen, Little Pain‹, verlangte er von mir. Ich gehorchte.« Sie schloss die Augen. »Dean war tot. Sein Blick war leer.«
Sie schweigt ein paar Sekunden, während sie sich erinnert.
»Er hob Dean aus der Wanne und legte ihn auf den Teppich.«
Erneut
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