Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
fröhliches Lächeln. »Ich denke, in ihnen allen lauert der gleiche rasende Wahnsinn und wartet nur auf seine Chance zum Ausbruch. Ausreichend Stress vorausgesetzt, erwacht er zum Leben.« Er seufzte. »Worauf ich hinauswill, Smoky … hüten Sie sich, diese Monster in Schubladen einzuordnen. Es gibt keine Regeln in diesem Geschäft, nur Richtlinien.«
Der Punkt bei diesem neuen Fall: Die Blutkunst ist nicht von Bedeutung. Rache als Motiv ergibt einen Sinn und wird uns helfen, den Killer zu enttarnen. Sein Umgang mit den Kindern ist von Bedeutung, und auch das wird uns helfen. Die Tätowierung? Das ist etwas für die Forensik. Ich muss mich darauf konzentrieren, den »Künstler« zu finden, nicht darauf, seine Bedeutung zu ermitteln. Ob er sich wie ein Racheengel fühlt oder ob er glaubt, selbst der Racheengel zu sein, ist für den Augenblick nichts als unbedeutende Gedankenspielerei.
Ich nehme die Blätter mit meinen Notizen über Sarah. Ich korrigiere ihren Namen.
Sarah Langstrom:
Seit ungefähr einem Jahr bei den Kingsleys.
Dann weiß ich nicht mehr weiter.
Was haben wir sonst noch über Sarah herausgefunden?
Zwei Dinge kommen mir in den Sinn. Ich schreibe sie nieder, weil es Tatsachen sind, auch wenn keine von beiden von besonderer Bedeutung zu sein scheint.
Sie ist eine Überlebenskünstlerin.
Sie verliert langsam den Verstand. Sie ist selbstmordgefährdet.
Endlich etwas Neues.
Weitere ungelöste Fragen, aber das ist in Ordnung. Es geht darum, die Vorwärtsbewegung nicht einzustellen. Hinsehen, untersuchen, schlussfolgern, postulieren, indizieren, profilieren. Wir haben keine Beschreibung des Täters, aber wir haben ein grundlegendes Verständnis seines Motivs. Wir haben eine lebende Zeugin. Wir haben einen Fußabdruck. Wir wissen, dass der Killer Videos als Trophäen anfertigt. Wenn wir ihn zu fassen kriegen, werden diese Videos ihn überführen.
Wir haben außerdem Sarahs Tagebuch. Ich muss dieses Tagebuch lesen und sehen, wohin es führt. Die Opfer sind der Schlüssel zum Killer, und nach allem, was ich bis jetzt weiß, ist Sarah offensichtlich seine Favoritin. Der Grund für seine Taten.
Ich lege meine Notizen beiseite und werfe einen ersten Blick auf das, was Callie mir gegeben hat.
Die Seiten sind weiß, vergrößert, größer als das Original und leicht zu lesen. Sarahs fließende schwarze Handschrift lädt mich ein, und sie beginnt ihr Tagebuch, indem sie sich direkt an mich wendet.
Liebe Smoky Barrett, ich kenne Sie. Ich habe von Ihnen gehört, habe Sie auf die gleiche Weise studiert, wie man eine Person studiert, die vielleicht die einzige und letzte Hoffnung darstellt, die man hat. Ich habe Ihr Foto angestarrt, bis mir die Augen tränten, und ich kenne jede Ihrer Narben.
Ich weiß, dass Sie für das FBI in Los Angeles arbeiten. Ich weiß, dass Sie böse Menschen jagen und tüchtig in Ihrem Job sind. Aber das alles ist unwichtig und auch nicht der Grund, weshalb Sie mir Hoffnung geben.
Sie geben mir Hoffnung, weil auch Sie Opfer gewesen sind.
Sie geben mir Hoffnung, weil Sie vergewaltigt wurden, weil man Sie zerschnitten hat, weil Sie verloren haben, was Sie liebten.
Wenn es jemanden gibt, der mir Glauben schenkt, dann Sie.
Wenn jemand es beenden kann, dann Sie.
Stimmt das? Oder träume ich nur und sollte mir lieber gleich die Pulsadern aufschneiden?
Ich nehme an, wir werden es herausf inden. Ich kann mir die Pulsadern später ja immer noch aufschneiden.
Ich habe das hier ein »Tagebuch« genannt, aber es ist keins. Es ist eine schwarze Blume. Ein Buch der Träume. Ein Pfad hinunter zum Wasserloch, wo sich die dunklen Wesen zum Trinken einf inden.
Gefällt Ihnen das? Es ist eine Geschichte. Hier auf dem Papier werden Sie sehen, wie ich mich bewege. Wie ich laufe. Es ist der einzige Ort, an dem Sie es sehen. Hier kann ich mich bewegen, hier kann ich rennen. Ich bin mehr ein Sprinter als ein Langläufer, wie Sie sehen werden.
Würden Sie von mir verlangen, Ihnen zu erzählen, was ich hier niederschreibe, könnte ich es nicht. Aber geben Sie mir einen Stift und einen Block oder einen Computer und eine Tastatur, und ich schreibe, schreibe, schreibe.
Ich glaube, das habe ich zum Teil von meiner Mutter. Sie war Künstlerin, und ich habe offenbar etwas von ihr geerbt. Der Rest kommt wohl daher, dass ich nach und nach wahnsinnig werde.Richtig verrückt, übergeschnappt. Auf dem Papier wird der Wahnsinn sichtbar, grell und ungef iltert. Ich denke über das nach, was ich fühle, und
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