Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
diese Tatsache ständig ins Gedächtnis. Es ist besser, man macht sich erst gar nicht so etwas wie Hoffnung .
Das Klingen von Glas reißt mich aus meinen Gedanken. Elaina ist mit unseren Getränken zurückgekehrt.
»Orangensaft für euch beide, Wasser für mich«, sagt sie lächelnd und setzt sich zu uns.
»Danke«, sage ich, und Bonnie nickt. Wir trinken den Saft.
»Ich habe gehört, wie du Bonnie die Geschichte erzählt hast«, sagt Elaina. »Von dem Mädchen Sarah. Eine furchtbare Geschichte.«
»Sarah ist in einem schlimmen Zustand.«
»Was wird mit ihr?«
»Wahrscheinlich nehmen wir sie in Schutzhaft, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wird. Und später … nun, es kommt darauf an. Sie ist sechzehn. Sie wird entweder zu Pflegeeltern kommen oder in ein Waisenhaus, bis sie volljährig ist.«
»Würdest du mir einen Gefallen tun?«
»Ja, sicher.«
»Sagst du mir Bescheid, bevor sie aus dem Krankenhaus entlassen wird?«
Ich schaue sie verwundert an, doch nur für einen kurzen Moment. Es ist schließlich Elaina. Ihre Beweggründe sind leicht zu durchschauen. Insbesondere angesichts ihrer Enthüllung, dass sie als Waise aufgewachsen ist. »Elaina, es wäre keine gute Idee, sich dieses Mädchens anzunehmen. Ganz abgesehen davon, dass da draußen ein Psychopath herumläuft, der auf sie fixiert zu sein scheint … das Mädchen ist ziemlich kaputt. Sie ist sehr verletzt, doch sie hat auch etwas verdammt Hartes an sich. Ich weiß nichts über ihre Vergangenheit, ob sie Drogen nimmt oder stiehlt oder sonst etwas. Aber ich halte es für keine gute Idee.«
Elaina schenkt mir ihr liebevolles Lächeln. Ein Lächeln, das sagt: Ich liebe dich, Smoky, aber du bist ein verdammter Dickschädel.
»Ich weiß deine Sorge zu schätzen, Smoky, aber das ist eine Sache, die Alan und ich miteinander ausmachen können.«
»Aber …«
Ein rasches Kopfschütteln erstickt meinen Einwand im Keim. »Versprich mir, dass du mich vor ihrer Entlassung anrufst.«
Ende der Vorstellung. Game over. Gib auf, wenn du weißt, was gut für dich ist. Ich liebe dich trotzdem.
Ich kann nicht anders, ich muss lächeln. Elaina bringt einen zum Lächeln. Sie ist dazu geboren.
Ich kapituliere. »Versprochen.«
Elaina hat Bonnie tagsüber bei sich und passt auf sie auf (häufig auch abends). Sie und Alan sind zu einem Teil von Bonnies Familie geworden. Es funktioniert. Sie wohnen nicht weit von mir weg, und es gibt niemanden auf der Welt, dem ich mehr vertrauen würde. Und Bonnie liebt sie beide. Ich kämpfemit dem Problem von Bonnies Stummheit, und ich weiß, dass ich mich bald um ihre weitere schulische Ausbildung kümmern muss. Doch für den Augenblick funktioniert es so, wie es ist.
Elaina und Alan waren sofort bereit, auf meine Ängste und Befürchtungen einzugehen, ohne Fragen zu stellen oder mir das Gefühl zu vermitteln, dass ich mich töricht verhalte. Sie haben ihr Haus mit Alarmanlagen sichern lassen (bis unters Dach, genau wie meins), und Tommy hat ein einfaches Videoüberwachungssystem installiert. Außerdem schläft Alan in dem Haus, ein Riese mit einer Pistole.
Ich schulde den beiden eine ganze Menge.
»Ich verspreche es«, sage ich noch einmal.
Alan ist nach Hause gekommen. Er spielt mit Bonnie Schach und ist auf der Verliererstraße. Elaina ist in der Küche und bereitet uns ein spätes Mittagessen, während ich mit Callie telefoniere.
»Ich hab alle Seiten ausgedruckt, Zuckerschnäuzchen. Was jetzt?«
»Mach noch sechs Ausdrucke, Callie. Einen für Barry, einen für James, einen für Alan, einen für AD Jones, einen für Dr. Child und einen für dich selbst. Lass ihnen die Ausdrucke per Kurier bringen. Ich rufe sie an und gebe ihnen Bescheid. Ich möchte, dass alle dieses Tagebuch lesen. Sobald wir damit fertig sind, setzen wir uns zusammen und reden darüber.«
»Einverstanden. Was ist mit den Ausdrucken für Alan und dich?«
Ich blicke zur Küche. »Hast du Hunger?«
»Ist Wasser nass? Umkreist der Mond die Erde? Ist eine Primzahl nur durch eins und durch sich selbst teilbar? Ist …«
»Komm vorbei.«
Ich habe Assistant Director Jones am Telefon. Ich habe ihn zu Hause angerufen, um ihn mit knappen Worten über unserenneuen Fall zu informieren. Das lernt man in jeder Bürokratie als Erstes: Lass den Boss niemals im Dunkeln tappen.
»Moment, warten Sie«, sagt er und unterbricht meinen Bericht. »Wie hieß noch mal der Mann am zweiten Tatort?«
»Jose Vargas.«
Er stößt einen leisen Pfiff aus.
»Am besten,
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