Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
Vom Netzwerk:
über das Gelesene nachzudenken.
    Ich habe meine Notizen von gestern Abend bei mir. Ich füge ein paar Details hinzu, die wir heute herausgefunden haben.
    TÄTER:
    Unter Methodologie schreibe ich dazu:
    Befragung von Sarah Langstrom bestätigt die Vermutung, dass er seine Opfer unter Drogen setzt.
    Er hat Sarah gezwungen, die beiden Kingsleys aufzuschneiden und auszuweiden und anschließend Michael die Kehle aufzuschlitzen. (Sein Verhalten ihr gegenüber ist spezifisch. Warum?)
    Unter Auffälligkeiten füge ich hinzu:
    Des Ausweiden ist seine Methode, die innere Wahrheit seiner Opfer ans Licht zu bringen. Weitere Unterstützung der Theorie von Rache als Motiv.
    Er schließt die Augen der weiblichen Opfer, bevor er sie tötet, weidet sie aber trotzdem aus. Sie mögen es weniger verdient haben, doch sie verdienen es in seinen Augen dennoch .
    Täter berichtet von früheren Opfern einschließlich einem verheirateten Dichter und einem Studenten der Philosophie.
    Kunst mit dem Blut der Ermordeten ist eine Eigenart. Unwesentlich und unnötig. Warum tut er es dennoch? Ersatz dafür, dass Sarah die Opfer aufschneiden musste?
    Keine erkennbare sexuelle Pathologie. Mord erregt ihn, doch er vergeht sich nicht an den Leichen, was auch Sarah bestätigt.
    Natürlich könnte es sein, wird mir bewusst, dass das Skalpell sein Penis-Ersatz ist. Das Schneiden könnte dann der sexuelle Akt sein.
    Religiöse Anspielungen. Er bekommt seine Befehle von Gott?
    Unter Beschreibung füge ich hinzu:
    Weißer oder zumindest weißes Erscheinungsbild.
    Etwa eins achtzig groß.
    Rasiert sich sämtliche Körperhaare ab.
    Sportlich und muskulös. »Perfekter Körper.« Trainiert mit Gewichten. (Narzissmus?)
    Schlüssel: Eine Tätowierung auf seinem rechten Oberschenkel: Engel mit einem Flammenschwert. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er das Tattoo selbst entworfen.
    Ich füge Notizen bezüglich des Verschlüsselungsprogramms hinzu, das wir auf Michael Kingsleys Computer gefunden haben. Wenn der Killer es aufgespielt hat, deutet dies auf technische Kenntnisse hin oder zumindest Zugriff auf hoch entwickelte Software.
    Ich denke über die Tätowierung nach. Sie repräsentiert entweder seine Handlungen oder ihn selbst. Er scheint genügend bei Verstand, dass die erste Möglichkeit zutrifft, doch die »Blutkunst« ist auf jeden Fall ein Akt des Wahnsinns, was merkwürdig und beunruhigend zugleich ist.
    Fängt er vielleicht schon mit der Dekompensation an?
    Dekompensation ist im einfachsten Fall der Prozess des Übergangs aus einem stabilen in einen instabilen Zustand. Er ist nicht bei jedem Serienkiller anzutreffen, doch es handelt sich um ein verbreitetes Phänomen. Ted Bundy war jahrelang als vorsichtiger, charismatischer Serienmörder erfolgreich. Gegen Ende seiner »Karriere« jedoch verlor er die Kontrolle über sich, was den Behörden bei seiner Überführung und Festnahme half.
    Dr. Child, so ziemlich der einzige Profiler, den ich wirklich respektiere, hat sich einmal mit mir über dieses Thema unterhalten, und jetzt kommt mir in den Sinn, was er damals gesagt hat.
    »Ich glaube«, sagte er, »dass sämtliche Gewaltverbrecher bis zu einem bestimmten Grad wahnsinnig sind. Ich meine damit nicht die gesetzliche Definition des Wortes. Ich meine, dass das Empfinden von Freude beim Ermorden eines anderenmenschlichen Wesens nicht dem Verhalten eines geistig gesunden Individuums entspricht.«
    »Da stimme ich Ihnen zu«, sagte ich. »Schuldig wegen Wahnsinns, sozusagen.«
    »Genau. Serienmord ist ein Verhalten, das durch eine unendlich lange Periode von größtem seelischen Stress hervorgerufen wird. Es ist ein Verhalten, das weiteren Stress erzeugt. Das verlangt Paranoia, es ist obsessiv, und der wichtigste Faktor: Es steht nicht unter der Kontrolle des Individuums. Ungeachtet der möglichen Konsequenzen – der zunehmenden Wahrscheinlichkeit seiner Verhaftung und Verurteilung – will der Täter nicht aufhören und kann es auch gar nicht. Die Unfähigkeit, ein Verhalten zu beenden, von dem man weiß, dass es destruktiv ist, stellt eine Form von Psychose dar, oder?«
    »Sicher.«
    »Deswegen erleben wir meiner Meinung nach bei sehr vielen Serientätern das Phänomen der Dekompensation, mögen sie organisiert oder desorganisiert sein oder irgendetwas dazwischen. Der Druck, von innen und von außen, eingebildet und real, wird immer größer, und schließlich zerbricht der bereits angeknackste Verstand endgültig.« Er lächelte, doch es war kein

Weitere Kostenlose Bücher