Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
an zu bellen und hüpfte auf der Stelle, während der unendlich geduldige Buster sich das Spielchen ungerührt anschaute.
Alberne Menschen und ein dummer Hund , schienen seine Blicke zu sagen.
»Nicht so laut«, ermahnte Linda Langstrom die beiden, während sie zusah, wie ihr Mann und ihre Tochter herumbalgten. Es war eine halbherzige Mahnung. So, als würde sie versuchen, dem Wind das Wehen zu verbieten.
In Wahrheit teilte sie das Entzücken der beiden. Sam war immer so friedlich und gelassen, die Ruhe für ihren Sturm. Nicht, dass er steif gewesen wäre. Sam besaß einen trockenen Humor, der sie unweigerlich zum Lachen brachte, eine treffsichere Art, die Komödie zu sehen, die das Leben war, doch erbesaß auch eine gewisse Stille. Eine Neigung, sich selbst nicht ernst zu nehmen, und dabei ernst zu sein. Doch für seine Familie warf er diese Neigung stets gern über Bord.
Ganz sicher jedenfalls, als er mir seinen Antrag gemacht hat.
Sie waren beide am College gewesen. Er machte seinen Abschluss in Computerwissenschaften, sie in Kunst. An manchen Tagen hatten ihre Stundenpläne sich überschnitten. Sie hatte ein abendliches Seminar, das eine Stunde nach dem Ende seiner letzten Vorlesung anfing, er hatte einen Nachtjob – sie hatten sich damals wirklich anstrengen müssen, um Zeit füreinander zu finden.
Sam hatte beschlossen, sie zu fragen, ob sie ihn heiraten wollte, und er hatte sich zu dieser Gelegenheit in einen Smoking geworfen. Es war eine seiner Marotten. Sobald er den Entschluss gefasst hatte, etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt zu tun, und auf eine bestimmte Weise, hielt er unverrückbar daran fest. Es war eine Eigenschaft, die einnehmend oder auch ärgerlich sein konnte, je nach den Umständen.
Es war einer von den Tagen mit ihrem »Ein-Stunden-Zeitfenster« gewesen. Sam hatte keine Möglichkeit, zu ihrer Wohnung zu fahren (sie wohnten bereits seit einem Jahr zusammen), seinen Smoking anzuziehen und rechtzeitig wieder bei Linda zu sein, um seinen Antrag vorzubringen, bevor er zu seiner Nachtschicht musste.
Sams Lösung hatte darin bestanden, dass er den Smoking den ganzen Tag getragen hatte, während sämtlicher Vorlesungen, in der Hitze des Mittags und trotz der Frotzeleien seiner Kommilitonen.
Dann war das einstündige Zeitfenster gekommen – und da stand er und raubte ihr den Atem. Kein Junge mehr, aber noch nicht ganz ein Mann, albern und töricht und attraktiv und auf einem Knie, und Linda sagte Ja, selbstverständlich. Sam machte den Abend blau, und sie ließ ihre Vorlesungen ausfallen. Sie rauchten Gras und liebten sich die ganze Nacht, währenddie Musik laut spielte. Sie schafften es zu keinem Zeitpunkt, sich völlig ihrer Kleidung zu entledigen; als Linda am nächsten Morgen erwachte, hatte Sam immer noch die Fliege von seinem Smoking um den Hals.
Ein Jahr später heirateten sie. Zwei Jahre darauf hatten beide ihre College-Abschlüsse. Sam fand sofort einen Job bei einer Software-Firma, wo er sich selbst übertraf. Linda malte, bildhauerte, machte Fotos und wartete geduldig darauf, »entdeckt« zu werden.
Zwei Jahre später war sie immer noch unbekannt, und ihr kamen die ersten Zweifel. Die Gewissheit der frühen Zwanziger schwand, als sie fünfundzwanzig wurde.
Sam hatte ihre Zweifel zerstreut – auf eine Weise, für die sie ihn noch heute liebte.
»Du bist eine großartige Künstlerin, Baby«, hatte er gesagt und ihr dabei tief in die Augen geschaut. »Du wirst es schaffen.«
Drei Wochen später war er von der Arbeit nach Hause gekommen und in Lindas Studio getanzt – buchstäblich getanzt, Tangoschritte –, mit einem mehr als ernsten Ausdruck im Gesicht und einer Phantomrose zwischen den Zähnen.
»Fahren wir«, hatte er gesagt und die Hand nach ihr ausgestreckt.
»Einen Augenblick noch«, hatte Linda geantwortet und sich auf ihren Pinselstrich konzentriert. Es war ein Gemälde von einem Baby, allein im Wald, und sie liebte es.
Er hatte gewartet und weitergetanzt.
Linda hatte ihr Bild beendet und beobachtete ihn mit verschränkten Armen und einem Lächeln auf den Lippen. »Was ist denn los, du alberner Mann?«
»Ich habe eine Überraschung für dich«, antwortete er. »Los, fahren wir.«
Sie hatte eine Augenbraue hochgezogen. »Eine Überraschung?«
»Ja.«
»Was für eine Überraschung?«
»Die Sorte von Überraschung, die dich überraschen wird natürlich.« Er hatte mit dem Fuß gescharrt und mit der Hand zur Tür gedeutet. »Los, mach dich fertig. Setz dich in
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