Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
diesen Dingen. Schmerz zum Guten des Kindes, das Vorrecht der Mutter. Keine starke Seite bei den meisten Vätern.
»Zwerg?«, rief er laut. »Bist du so weit?«
Keine Antwort.
Sam ging zu Sarahs Zimmer. Die Tür stand offen. Er steckte den Kopf hinein und sah seine Tochter auf dem Bett sitzen. Sie drückte Mr. Huggles an ihre Brust.
»Liebling?«, fragte er.
Das kleine Mädchen richtete den Blick auf ihn und raubte ihm das Herz. Ach je und oh weh! , sagten diese Augen so ausdrucksvoll wie eine Baby-Robbe. Ach je und oh weh, Eltern zu haben, die einen zwingen, zum Zahnarzt zu gehen …
Mr. Huggles, ein Affe, gebastelt aus alten Socken, starrte Sam aus anklagenden Augen an.
»Ich möchte nicht zum Zahnaaazt, Daddy«, sagt Sarah kummervoll.
»Zahn arzt , Liebes«, antwortete er. »Niemand geht gerne zum Zahnarzt.«
»Und warum gehen die Leute dann zu ihm?«
Die perfekte Logik eines Kindes , dachte er.
»Weil man seine Zähne verlieren kann, wenn man nicht darauf Acht gibt.«
Er beobachtete, wie seine Tochter über diese Antwort nachdachte, richtig nachdachte.
»Darf Mr. Huggles mitkommen?«, fragte sie.
»Na klar.«
Sarah seufzte, immer noch nicht glücklich, jedoch bereit, sich in ihr Schicksal zu ergeben. »Okay, Daddy«, sagte sie.
»Danke, Baby.« Er warf einen Blick auf die Uhr. Perfektes Timing, um diese Verhandlung zu beenden. »komm, Mr. Huggles, du und ich gehen nachsehen, wo Mommy steckt.«
Anders als das Drama, das dem Besuch vorangegangen war, verlief der eigentliche Zahnarzttermin kurz und schmerzlos. Sarahs misstrauische Wachsamkeit hatte sich schließlich unter dem Ansturm von Dr. Hamiltons nicht enden wollender Fröhlichkeit gelegt. Er hatte sogar Mr. Huggles untersucht.
Dies hatte die ganze Familie in Feierstimmung versetzt, was zu Eiscreme und einem Ausflug an den Strand geführt hatte. Es war beinahe drei Uhr nachmittags, als sie wieder nach Hause kamen. Die Bestien vergaßen ihren Unmut, so spät gefüttert zu werden, weil sie so verdammt glücklich darüber waren, dass sie sogleich etwas zu fressen bekamen.
Es gab die obligatorische Begrüßung mit viel Tätscheln, die Durchsicht der Post und die technische Brillanz der Programmierung der Fernsehsendungen des Abends, die aufgezeichnet werden sollten. Sam nannte es die »Heimkomm-Zeremonie«. Es war die Checkliste, die man jedes Mal beim Nachhausekommen abarbeitete, wenn man mehr als ein paar Stunden weg gewesen war. Die alltäglichen Dinge des Lebens. Manche Männer mochten es nicht, wie Sam wusste. Er liebte es. Es war Trost, es war richtig, es war seins.
»Hast du für morgen alles vorbereitet, Sarah?«, hörte er seine Frau fragen.
Am nächsten Tag war Sarahs Geburtstag. Die Frage war rein rhetorischer Natur.
Er zuckte zusammen, als statt einer Antwort ein Kreischen aus dem Mund seiner Tochter erklang. Es war ein ohrenbetäubendes, trommelfellzerreißendes, unartikuliertes Geräusch.
»Geschenke! Party! Kuchen!«, schrie sie und sprang in höchster Erregung auf und ab. Ganz ähnlich wie Doreen früher am Tag, sinnierte Sam. Die Hündin und seine Tochter wiesen von Zeit zu Zeit bestürzende Ähnlichkeiten auf.
»Spring nicht auf dem Sofa, Zwerg«, brummte er, während er seine Post durchging.
»Sorry, Daddy.«
Ein gewisses selbstsicheres Gefühl, das sich in die nun einsetzende Stille erstreckte, ließ ihn den Blick auf seine Tochter richten. Er wappnete sich innerlich, als er in ihre Augen sah. Ausgelassener Schalk. Das Versprechen, dass sie einen Angriff plante.
Sie kicherte, ein psychopathischer Kobold. »Darf ich dann auf dich springen, Daddy?«
Sie stieß einen Schrei aus, der wie das Quieken eines Schweins klang, das geschlachtet werden sollte, und katapultierte sich in die Luft. Sie landete auf ihm wie ein Kissen, das gefüllt war mit Gänsedaunen und Steinen.
Er ächzte und stöhnte ein wenig. Mehr als noch vor einem Jahr , dachte er bei sich. In nicht allzu ferner Zukunft waren seine Tage als menschliches Trampolin vorbei. Er würde sie vermissen.
Doch im Augenblick war Sarah noch klein und leicht genug. Er lächelte und schlang die Arme um seine Tochter.
»Zo…«, sagte er mit übertriebenem Akzent und gespielt finsterer Stimme. »Du weizt, wazz dazz beteutet, oter?«
Er spürte, wie sie erstarrte und vor Angst und Entzücken bebte. Sie wusste, was als Nächstes kam.
»Ezz beteutet, dazz wir dich folzern müzzen … eine Kitzelfolzer! «
Die Folter begann, und es gab noch mehr Gekreische. Doreen fing
Weitere Kostenlose Bücher