Der Todesstern
giftiger Luft vertrieb. Dennoch meuterte ein Teil der Mannschaft und setzte mit »Fischen« über, wo man endgültig sicher zu sein glaubte.
Als Carlumen kurz darauf wieder in eine Zone normaler Luft geriet, schickte Caeryll einen Suchtrupp aus, um die Meuterer zurückzuholen, aber weder diese Männer noch die Meuterer kehrten zurück; es war als hätte der Todesstern sie verschluckt. Deshalb hängte der Alptraumritter sich mit seiner Fliegenden Stadt an das riesige Gebilde an, wo er, wie sich bald herausstellte, zwar vor äußeren Feinden sicher war, dafür aber gegen dämonische Kreaturen aus dessen Innerem zu kämpfen hatte. Bis er endlich in niedrigere und damit sicherere Gefilde gelangte, hatte er mehr als zwei Drittel seiner Mannschaft verloren. Viele von ihnen waren getötet worden, andere schienen sich einfach in nichts aufgelöst zu haben, ohne daß man jemals wieder eine Spur von ihnen fand.
Caeryll floh vor dem Todesstern, den zu erforschen ihm nicht gelang, in der Überzeugung, daß dieser Gigant ein Hort des Bösen war.
4.
»Komm zu dir, Mythor. Was ist geschehen?« Nicht eben sanft schlug Gerrek den Sohn des Kometen auf die Wangen, die sich innerhalb weniger Augenblicke mit der Blässe des Todes überzogen hatten und nur langsam wieder an Farbe gewannen.
Irritiert öffnete Mythor die Augen. »Der Todesstern…«, murmelte er.
»…ist noch weit«, erwiderte der Beuteldrache. Sein Blick fiel auf das Rotarium. Das Fell, in das es eingewickelt war, hatte sich verschoben und dabei mehrere Kristalle freigegeben.
»Du hast erneut Versuche angestellt?«
Mythor bemerkte die Besorgnis des Freundes und lachte.
»Ich habe höchstens ein wenig in Caerylls Erinnerungen gestöbert.«
»Hä«, machte Gerrek verständnislos.
» Carlumen ist schon vor Jahrhunderten dem Todesstern begegnet und hat es überstanden.«
»Dann weißt du endlich, was dieses Ding darstellt, dem wir und alle anderen Helden entgegenziehen.«
»Nicht einmal, wie es aussieht.«
Gerrek seufzte verhalten. »Deshalb hätten wir nicht den Anschluß verlieren müssen. Die Krieger sind uns inzwischen weit voraus.«
»Wir holen sie auch wieder ein«, ließ Sadagar vernehmen.
Die Auenlandschaft wurde unzugänglicher. Heftige Beben hatten die an dieser Stelle weitläufige Ebene wie Eisschollen auf einem Fluß zerbrechen lassen. Vielleicht waren die Erschütterungen daran schuld, die der in den Goldenen Strom stürzende Todesstern ausgelöst hatte, und die selbst in Watalhoo und Visavy deutlich zu spüren gewesen waren.
Gräben und steil abfallende, breite Schluchten durchzogen das Ufer. Überall schwappte das goldene Flimmern empor. An anderen Stellen hatten sich Felsen und große Erdschollen übereinandergetürmt.
Mythor und seinen Gefährten fiel es nicht sonderlich schwer, einen gangbaren Weg zu finden. Zum einen hatten die Krieger vor ihnen eine deutliche Spur hinterlassen, zum anderen konnten sie sich auf den Instinkt der Kaezinnen verlassen, die trügerische Landbrücken rechtzeitig aufspürten. Diese Region war noch immer nicht gänzlich zur Ruhe gekommen, wie vereinzelte, von einem dumpfen, aus unergründlicher Tiefe kommenden Rumoren begleitete Erschütterungen bewiesen.
Schlamm war einen Abhang hinuntergelaufen und dabei zu bizarren Gebilden erstarrt, von denen manche entfernt menschliche Umrisse besaßen.
Es fiel leicht, die Schräge hinaufzusteigen. Aus der Höhe bot sich erstmals ein umfassender Rundblick. Linkerhand, nur wenig mehr als zweihundert Schritt entfernt, zog sich der Goldene Strom dahin; Mythor versuchte, Carlumen auszumachen, konnte die Fliegende Stadt aber nirgendwo entdecken. Lediglich einige kleinere Schiffe kreuzten gegen die Strömung. Zur Rechten erhob sich drohend die Schattenzone und wölbte sich in großer Höhe zu einem erschreckenden Firmament. Düstere Lichtschauer zuckten in steter Folge auf.
Der Todesstern war noch weit entfernt. Trotzdem glaubte Mythor, im Süden schon einen düsteren Schemen erkennen zu können. Er hätte viel darum gegeben zu wissen, mit welcher Geschwindigkeit das Böse sich näherte.
Hinter ihnen, in der Ebene, kamen weitere Krieger – einige hundert, von denen gewiß nicht alle freiwillig in den Kampf zogen.
Der Sohn des Kometen verhielt seine Schritte, als sich urplötzlich ein bodenloser Abgrund vor ihm auftat. Gut fünfzig Mannslängen tief fiel die Felswand fast lotrecht ab.
»Mist!« schimpfte Steinmann Sadagar. Derjenige, der es nicht wagte, hier hinabzuklettern,
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