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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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anklagend erhobene Aststümpfe zurückließ. Aus der Nähe wirkten die meisten Pflanzen wie wuchtige Korallenstücke. Schwarz und ein dunkles Rot waren die vorherrschenden Farben, die sich in vielfältigen Schattierungen miteinander vermischten. Bis zu fünf Mannslängen ragten die Korallen auf, deren Äste in der Höhe zu einem undurchdringlichen Dickicht gewoben waren. Ein Gewirr von Wurzeln gab dem Boden zwar Festigkeit, erschwerte zugleich aber auch das Vorwärtskommen. Anhand vielfältiger Spuren konnte man erkennen, daß bereits erfolglos versucht worden war, mit Schwertern und Streitäxten eine leicht gangbare Bresche zu schlagen.
    Eine eigenartige Stille umfing die kleine Gruppe um Mythor. Es war warm, beinahe drückend schwül, und sie kamen nur langsam voran. Aber obwohl jeder schon bald schweißgebadet war, vermißten sie das zornige Summen von Insekten.
    »Ein verzauberter Wald könnte nicht lebloser sein«, bemerkte Gerrek zögernd. »Nicht ein Lufthauch regt sich; kein Blätterrascheln, kein dürrer Ast, der unter dem Fuß des Wanderers krachend zerbricht. Ich rieche die Bedrohung förmlich.«
    Ein Glitzern ging von den Spitzen der Korallen aus – wie von Myriaden Glühwürmchen. Dieses Licht verbreitete eine Eiseskälte, die den Atem gefrieren ließ und sich auf der Kleidung als Reif niederschlug. Selbst der Beuteldrache rieb sich fröstelnd die Hände aneinander.
    Von irgendwoher erklang ein metallisches Klirren, das sich rasch zum dumpfen Grollen aufschwang und in vielfachem Echo verklang.
    »He«, rief Gerrek. »Ist da wer?«
    Einige Korallenäste in unmittelbarer Nähe zersplitterten, und glitzernder Staub senkte sich einem Sternenreigen gleich herab.
    Unwillkürlich beschleunigten sie ihre Schritte. Der seltsame Wald konnte keine so große Ausdehnung haben, daß er nicht schon bald hinter ihnen lag. Von der Anhöhe aus war er ohnehin nur als schmale, sich vom Goldenen Strom bis zur Schattenzone erstreckende Silhouette zu erkennen gewesen.
    Mit der urwüchsigen Gewalt dämonischer Kämpfer brachen Shrouks zwischen den Stämmen hervor. Schwerter und Äxte blitzten in ihren Fäusten; ihr Keuchen und das Stampfen ihrer Füße bildeten eine unheimliche Kulisse.
    Mythor wurde jäh zu Boden geworfen. Noch im Sturz versuchte er, sich herumzuwälzen und den Angreifer, der im Geäst verborgen gelauert hatte, abzuschütteln. Er riß die Arme hoch, als er aus den Augenwinkeln heraus blanken Stahl funkeln sah. Die Klinge zuckte nur wenige Fingerbreit vor seinem Gesicht vorüber und verfing sich zwischen feinem Wurzelgeflecht.
    Stinkender Atem ließ ihn würgen, die lebende Last hielt ihn am Boden fest. Mythor tastete nach Alton, das er schon halb aus der Scheide gezogen hatte, aber der Shrouk bog ihm den Arm zurück.
    Ein wenig verlagerte sich dadurch das Gewicht, zugleich spürte der Sohn des Kometen die Reißzähne des Angreifers in seiner Schulter. Mit aller Kraft stemmte er sich hoch. Etwas mehr Bewegungsfreiheit erhaltend, stieß er dann mit den Ellbogen zu. Der Griff des Gegners lockerte sich ein wenig. Mit der Linken zerrte er Alton vollends aus der Scheide. Der Shrouk war dadurch gezwungen, ihm regelrecht in den Arm zu fallen, um ihn am Zustechen zu hindern. Mit einer geschickten Drehung nutzte Mythor die Gelegenheit, den Angreifer abzuschütteln. Er wußte, daß er von diesem Geschöpf nur den Tod zu erwarten hatte. Solche Kreaturen waren eigens für den Kampf geschaffen, Begriffe wie Gnade oder Barmherzigkeit kannten sie nicht. Ihre Aufgabe war es zu töten und den Finstermächten den Weg zu bereiten.
    Indem er fauchend die wulstigen Lippen hochzog, entblößte der Shrouk zwei Reihen blitzender Reißzähne. Seine Muskeln spannten sich zum Sprung, während sein Blick lauernd jede Bewegung Mythors erfaßte. Mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze schnellte er erneut heran – doch die Klinge des Gläsernen Schwertes setzte seinem Dasein ein Ende.
    Als Mythor den leblosen Körper von sich stieß, war ihm, als hätten dessen verhärtete Züge sich ein wenig geklärt. Sie wirkten beinahe friedlich. Bedeutete der Tod für diese Wesen eine Erlösung? Mythor wußte, daß die Dämonenkrieger in der Schattenzone aus den Körpern hilfloser Gefangener und Verschleppter geschmiedet wurden. Er wußte auch, daß er nicht aufgeben würde, dieses Böse zu bekämpfen, bis er entweder im Kampf fiel oder aber, was ihm immer unwahrscheinlicher erschien, den Sieg davontrug. Daß er in diesem Kampf nicht allein stand, gab

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