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Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Dame, die ihn soeben verlassen hatte und über die er sich absolut nicht schlüssig werden konnte. Die spiritistische Ader, das teils forsche, teils vage G e plapper, der wehende Schal und die klirrenden Ketten und Armbänder voller Amulette, dazu das plötzliche schlaue Glitzern in den blassblauen Augen – das alles schien so gar nicht zusammenzupassen.
    »Warum ist sie nur zu mir gekommen?«, fragte er sich. »Und was hat sich wohl in« – er warf einen Blick auf die Visitenkarte auf dem Tisch –, »in Warmsley Vale zugetr a gen?«
     
    Genau fünf Tage nach dem seltsamen Besuch fiel Herc u le Poirot eine Zeitungsnotiz ins Auge, die besagte, dass in Warmsley Vale, einem bescheidenen Dorf unweit der bekannten Warmsley-Heath-Golfanlage, ein Mann n a mens Enoch Arden tot aufgefunden worden war.
    Und zum zweiten Mal fragte Poirot sich:
    »Was hat sich wohl in Warmsley Vale zugetragen?«

2
     
    W armsley Heath besteht aus einem Golfplatz, zwei Hotels, einigen überaus eleganten Villen, alle mit Blick auf den Golfplatz gebaut, sowie einer Reihe ehemaliger – das heißt: vor dem Kriege – Läden für Luxusartikel und einem Bahnhof.
    Von diesem Bahnhof aus führt eine Landstraße nach London; nach der entgegengesetzten Seite zweigt ein kleiner Weg ab, der durch ein Schild als »Fußweg nach Warmsley Vale«, gekennzeichnet ist.
    Das inmitten waldiger Hügel versteckte Warmsley Vale ist grundverschieden von Warmsley Heath. Es ist ein nie wichtig gewesener Marktflecken, der im Laufe der Zeit zu völliger Bedeutungslosigkeit herabsank. Es gibt dort eine so genannte Hauptstraße mit alten Häusern, selbstve r ständlich einige Gasthäuser und vereinzelte, denkbar ei n fache Läden, vor allem aber eine Atmosphäre der Wel t abgeschiedenheit, als läge der Ort hundertfünfzig und nicht achtundzwanzig Meilen von London entfernt.
    Sämtliche Einwohner von Warmsley Vale sind sich e i nig in ihrer Verachtung für das pilzgleiche Aufschießen Warmsley Heaths.
    Am Rand des Ortes stehen einige hübsche Häuschen mit verträumten alten Gärten, und in eines dieser Hä u schen kehrte Lynn Marchmont zurück, als sie im Frü h jahr 1946 aus dem Frauenhilfsdienst entlassen wurde.
    Am dritten Morgen nach ihrer Heimkehr stand sie am Fenster ihres Schlafzimmers und atmete in vollen Zügen die frische, nach Erde und feuchten Wiesen riechende Luft ein. Zweieinhalb Jahre hatte sie diesen Geruch ve r misst.
    Herrlich war es, wieder daheim zu sein, herrlich, wieder in dem geliebten eigenen Zimmer zu stehen, nach dem sie sich so oft gesehnt hatte in diesen vergangenen Ja h ren, die sie jenseits des Ozeans verbracht hatte, und her r lich, statt in die Uniform wieder in Rock und Bluse schlüpfen zu können, selbst wenn die Motten sich wä h rend der Kriegsjahre über Gebühr daran gütlich getan hatten.
    Es tat gut, wieder ein freies Wesen zu sein, obwohl Lynn gern Dienst getan hatte. Die Arbeit war interessant gewesen, auch an Abwechslung und Vergnügen hatte es nicht gefehlt, aber das Gefühl, ständig mit anderen Me n schen zusammengepfercht zu, sein, hatte doch von Zeit zu Zeit das verzweifelte Verlangen in ihr geweckt, ausz u reißen, um endlich einmal allein sein zu können.
    Und wenn diese Sehnsucht sie packte, stand plötzlich Warmsley Vale mit dem anspruchslosen Haus vor ihrem inneren Auge und natürlich auch die liebe gute Mama.
    Lynns Verhältnis zu ihrer Mutter war eigenartig. Sie liebte sie und fühlte sich gleichzeitig verwirrt und manchmal peinlich berührt durch Mrs Marchmonts Art. Aber fern von daheim hatte sich dieser Eindruck ve r wischt oder nur dazu beigetragen, die Sehnsucht nach zu Hause zu verstärken. Ach, was hätte sie darum gegeben, hätte sie dort draußen im Fernen Osten nur einmal M a mas liebe, stets etwas klagend klingende Stimme eine i h rer ewig wiederholten Redensarten sagen hören!
    Und nun war sie daheim, schon drei Tage. Es gab ke i nen Dienst mehr, sie konnte sich als freier Mensch fü h len, und doch begann bereits eine seltsame Ungeduld Besitz von ihr zu ergreifen. Es war genau wie früher – viel zu genau wie früher –, das Haus und die Mama und Rowley und die Farm und die Familie. Was sich geändert hatte und eben nie hätte ändern dürfen, das war sie selbst.
    »Lynn…« Mrs Marchmonts dünnes Stimmchen drang von unten herauf. »Soll ich meinem Töchterchen das Frühstück vielleicht ans Bett bringen?«
    »Aber nein, ich komme selbstverständlich runter!«, rief Lynn mit mühsam unterdrückter

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