Der Tomorrow-Code - Thriller
das Haus wie verloren oder verwunschen erscheinen.
An der Haustür entdeckten sie einen Zettel, der die Stille erklärte.
Sind im Marae.
Das war der einzige Ort, an den sich ihre Eltern in solch unsicheren Zeiten zurückziehen würden.
»Ich hol den Wagen«, sagte Tane, schloss die Haustür auf und öffnete dann die Garagentür. Die anderen folgten. Der knallrote Volkswagen ihrer Mutter nahm eine Hälfte der Garage ein; der andere Wagen, der Jeep, den ihr Vater gewöhnlich fuhr, stand nicht da.
Der Reserveschlüssel des VW hing an einem Haken in der Vorratskammer. Tane warf ihn Fatboy zu.
Rebecca setzte sich schweigend auf den Rücksitz und spielte Handspiele mit Xena.
Schließlich stellte Tane die Frage, die ihnen allen durch den Kopf ging. »Glaubst du, dass Crowe und seine Leute und die Armee den Nebel aufhalten können?«
»Sie wissen nicht wie«, antwortete Rebecca, aber ihr Tonfall ließ erkennen, dass sie mehr dazu zu sagen hatte, sodass sich Tane umdrehte und sie aufmerksam anschaute.
»Weißt du es?«
Rebecca schloss die Augen und schwieg.
»Rebecca«, sagte Fatboy sanft, »gibt es irgendeine Möglichkeit, die Antikörper aufzuhalten? Die Makrophagen zu vernichten?«
»Ich weiß es nicht.« Rebecca schüttelte den Kopf. »Aber irgendwas stand in den Botschaften. Ich bin aber nicht sicher.«
»Was?«, rief Tane entsetzt. Xena zuckte zusammen, legte die Hände über die Augen und schaute ihn durch die Finger ängstlich an.
Tane schüttelte den Kopf und versuchte, sich an den Wortlaut der letzten Mitteilung zu erinnern. Oder war es etwas in einer der früheren Botschaften gewesen, die sie nicht vollständig entziffern konnten?
»Rebecca, versuche dich zu erinnern«, drängte Fatboy. »Wir reden hier über das Leben von Hunderttausenden, Millionen, vielleicht sogar Milliarden!«
Rebecca schwieg. Fatboy und Tane warfen sich besorgte Blicke zu.
»Komm schon, Rebecca«, sagte Tane mit gezwungener Fröhlichkeit. »Spielen wir heute mal die Helden und retten die Welt!«
Sie seufzte so müde und erschöpft, dass sich ihre Stimmungwie ein Leichentuch über die Gemüter der beiden Jungen legte. »Ich glaube«, sagte sie schließlich, »die Welt braucht uns nicht dazu – sie ist im Moment ziemlich erfolgreich dabei, sich selbst zu retten.«
Tane wollte widersprechen, aber die Worte erstarben ihm auf den Lippen. So, wie sie die Arme verschränkt hatte und die Lippen zusammenpresste, war ihm klar, dass sie das Gespräch für beendet ansah.
Sie fuhren die Hügel hinunter und bogen auf die Straße ein, die nach Süden zum
Marae
führte.
Auf der Straße, über die sie jetzt fuhren, musste offenbar vor Kurzem ein heftiger Kampf stattgefunden haben – der Kampf von vielen Menschen, die verzweifelt versuchten, sich durch völlig verstopfte Straßen voranzukämpfen, um zur Nord-West-Autobahn zu gelangen. Die Anzeichen waren überall zu sehen. Früher am Tag musste die Straße wohl völlig mit Autos verstopft gewesen sein. Mit Motorschaden oder aus Treibstoffmangel liegen gebliebene Fahrzeuge hatte man rücksichtslos und willkürlich über die Straßenböschungen gekippt. Ein paar standen noch mitten auf der Straße, sodass Fatboy vorsichtig darum herumfahren musste. Die meisten Autos waren beschädigt.
Als Rebecca endlich wieder den Mund aufmachte, sagte sie nur: »Ich bin hungrig.«
Tane wurde plötzlich klar, dass sie heute noch gar nichts gegessen hatten.
»Wie wär's mit einem Big Mac?«, witzelte er, als zufällig ein McDonald's-Zeichen am Straßenrand auftauchte.
Sie seufzte. »Bestimmt nicht geöffnet.«
Natürlich war ihm klar, dass es nicht geöffnet sein würde. Er hatte es scherzhaft gemeint, aber es kam ihm jetzt nicht mehr besonders witzig vor.
Die Lichter brannten, das große goldene M lockte wie ein Leuchtfeuer schon von Weitem. Die Angestellten hattendas Restaurant wohl Hals über Kopf verlassen und sich nicht die Zeit genommen, Reklame und Lichter auszuschalten. Unmöglich, dass es noch geöffnet sein würde.
Es war geöffnet.
Mit ungläubigem Staunen lenkte Fatboy den Wagen in den Drive-in.
»Was möchten Sie bestellen?«, fragte eine Frau im mittleren Alter hinter dem Ausgabeschalter. Tane bemerkte, dass sie nicht die normale Uniform der Mitarbeiter trug. Vielleicht war sie die Managerin oder sogar die Besitzerin des Restaurants.
»Einen Big Mac«, sagte Fatboy, »oder besser gleich zwei Big Mac Combos. Was nimmst du, Tane?«
»Dasselbe.«
»Na, dann also drei
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