Der Tomorrow-Code - Thriller
wirbeln würde, so ungefähr wie ein Bildschirmschoner.
Eine Weile beobachteten sie den blinkenden Cursor, aber die Sache wurde ziemlich schnell langweilig.
»Wenn es solche Muster gäbe, hätte doch die NASA sie schon längst entdeckt, oder nicht?«, fragte Tane nach einer Weile.
»Sie suchen gar nicht danach«, erklärte Rebecca. »Siewollen nur herausfinden, was die Strahlenexplosionen auslöst. Sie glauben, es könnten zwei Neutronensterne sein, die miteinander kollidieren, oder vielleicht ein Neutronenstern, der von einem schwarzen Loch verschluckt wird.«
»Echt?«, sagte Tane beeindruckt und nickte, obwohl er sich fragte, wovon zum Henker sie da überhaupt redete.
»In Texas gibt es ein paar Wissenschaftler, die sich mit den Fluktuationen beschäftigen«, fuhr sie fort, »aber sie wollen nur die Existenz des Quantenschaums nachweisen und sind immer noch dabei herauszufinden, wie die Signatur einer Quantengravitation aussehen könnte. Aber niemand durchsucht die Strahlen nach Botschaften.«
»Nur wir.«
»Nur wir, soweit ich weiß.«
Tane beobachtete den Cursor noch eine Weile, dann drehte er sich um und betrachtete seine Freundin, die wiederum den Cursor nicht aus den Augen ließ. Keine Sekunde irrte ihr Blick vom Monitor ab.
Tane kannte Rebecca, solange er lebte. Das behaupteten sicherlich viele Freunde voneinander, aber in ihrem Fall war es die Wahrheit. Sie waren am selben Tag geboren worden, und ihre Mütter hatten auf der Entbindungsstation im selben Zimmer gelegen. In den ersten Jahren hatten die beiden Familien sogar sehr nahe beieinander gewohnt, bis Tanes Vater als Kunstmaler sehr viel Erfolg hatte und seine Eltern ein neues, großes Haus mitten in den bewaldeten Hügeln am Rande der Stadt gebaut hatten. Tane und Rebecca hatten im Kindergarten miteinander gespielt, waren zusammen in die Schule gekommen und gingen jetzt auch in dieselbe Highschool. Fast sechzehn Jahre lang kannte er dieses Mädchen mit dem spitz gegelten Kurzhaar, das neben ihm saß.
»Du wirst mir fehlen, wenn ihr nach Masterton umzieht«, sagte er leise.
111000111
Freitag, 16. Oktober, bis Samstag, 7. November
Tanes Computer war neu, schnell und sehr leistungsfähig; er hatte ein silberglänzendes Gehäuse, einen 1 9-Zoll -Flachbildschirm, eine schnurlose Funkmaus und eine ergonomische Tastatur. Der Rechner war sehr teuer gewesen. Er hatte ihn zu seinem fünfzehnten Geburtstag geschenkt bekommen; ausgestattet also mit dem so ziemlich neuesten Prozessor, einem mächtigen Arbeitsspeicher, einer extrem schnellen Festplatte, einem leistungsstarken Grafikprozessor – und war generell schnell mit allem, was besonders bei Spielen wichtig war.
Deshalb konnte Tane auch nicht begreifen, warum sein kostbares Gerät so lange für Rebeccas Programm brauchte. Sie hatte nicht nur einmal versucht, ihm die Sache zu erklären, aber ihre Erklärungen über den Programmiercode ergaben für ihn genauso wenig Sinn wie der Code selbst.
Das einzig Gute an der Sache war, dass das Programm, wenn es erst einmal installiert war und lief, ganz von allein weiterlief; niemand brauchte ihm dabei zu helfen. Aber Tane glaubte ohnehin nicht, dass er ihm viel dabei hätte helfen können.
Sie hatten das Programm am Freitagabend gestartet. Am Sonntag lief es immer noch. Und am Montag.
Die Tage vergingen. Eine Woche. Manchmal wachte Tane mitten in der Nacht auf und spürte förmlich, dass der beharrlich blinkende Cursor ihm etwas mitteilen wollte. Meistens fragte er sich allerdings, ob der Rechner überhaupt noch etwas tat oder ob er sich einfach in einer Endlosschleife wirrer Daten aufgehängt hatte, weil in Rebeccas Programm irgendwo ein Wurm oder Virus lauerte.
Ein paarmal setzte er sich vor den Monitor und versuchte, an seiner Story über die Neonazi-Zeitreise zu arbeiten, aber irgendwie schien ihm das jetzt nicht mehr wichtig, jedenfalls nicht angesichts der wirklichen Ereignisse, und die Worte, die er brauchte, wollten einfach nicht kommen.
Eine weitere Woche verging. In dieser Woche hatte Rebecca ein weiteres Date mit Fatboy, obwohl sie behauptete, sie habe überhaupt keine Lust dazu, da sie im Moment einfach zu viele andere Dinge um die Ohren habe. Aber sie ging trotzdem mit Fatboy aus. In dieser Nacht kam Tane der blinkende Cursor wie ein Warnlicht vor.
Am Tag der Versteigerung legte das Programm endlich eine Pause ein. Auf dem Bildschirm erschienen ein paar Daten, aber Tane bemerkte sie nicht, denn er war nicht zu Hause. Rebecca war
Weitere Kostenlose Bücher