Der Tomorrow-Code - Thriller
wann müsst ihr ausziehen?«
»Weiß nicht. In ungefähr drei Wochen wird der Verkauf notariell beglaubigt, bis dahin müssen wir wohl draußen sein. Vermutlich bleibt es an mir hängen, den Auszug zu organisieren. Mum will offensichtlich überhaupt nichts damit zu tun haben. Ich habe keine Ahnung, wovon wir das alles bezahlen sollen.«
Darüber hatte auch Tane bereits nachgedacht. »Vielleicht können euch meine Eltern helfen. Mit einem Darlehen oder so.«
Rebecca schaute verlegen in ihre Tasse. »Ich würde am liebsten Nein danke sagen und dass wir zu stolz sind und so weiter. Aber Stolz können wir uns nicht mehr leisten. Wir sind nur einfach verzweifelt.« Sie lachte bitter. »Ich hoffe jedenfalls, dass mein Swift-Analysator noch was liefert, bevor wir umziehen.«
»Hat er schon.«
»Was!?«
»Wollte ich dir gerade erzählen, aber für dich ist das ja im Moment bestimmt nicht mehr so wichtig.«
Rebecca stellte die Tasse sehr langsam auf den Tisch undsprach sehr vorsichtig. »Nicht wichtig? Nicht wichtig! Wahrscheinlich ist es eh nur eine zufällige Zahlenreihe, die wie ein Muster aussieht – aber wenn es tatsächlich ein Muster ist, dann reden wir hier über die größte wissenschaftliche Entdeckung des Jahrhunderts!«
»Ich wollte dir ja gerade davon ...«
»Größer als die Kernspaltung. Größer als die Erfindung des Flugzeugs. Größer als ... größer als ... als groß! Aber krieg dich wieder ein, es ist wahrscheinlich nichts.«
Es war nicht leicht, sich wieder einzukriegen, dachte Tane, da Rebecca vor Aufregung praktisch explodierte. »Willst du dir die Sache mal anschauen?«, fragte er.
»Wir nehmen das Auto meiner Mutter. Viel schneller«, gab sie knapp zur Antwort.
0001100110010000100000011001100011000
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1010101110001111110001111010100101
Rebecca trug immer noch dieselben Kleider wie am Tag zuvor, wie Tane auffiel. Aber schließlich war der Tag zuvor auch ein reiner Höllentag gewesen, daher dachte er, dass das jetzt nicht wichtig war.
Rebecca hatte fast eine Stunde lang über dem Ausdruck der Zahlenreihen gebrütet und versucht, darin ein Muster zu erkennen, aber soweit Tane sehen konnte, ergab sich daraus nichts, nicht einmal für sie.
»Schau mal«, sagte sie und fuhr mit dem Finger eine Reihe von Einsen und Nullen entlang, »das sieht doch wie ein Muster aus, und es wiederholt sich teilweise. Das würdeman normalerweise in einem zufälligen Gammablitz nicht erwarten.«
Tane schaute hin, aber in seinen Augen sah überhaupt alles sehr zufällig aus. Eben nur eine lange Reihe von Einsen und Nullen, die in schwarzer Tinte sauber auf ein Blatt weißes Papier gedruckt waren. Nichts weiter. »Wirklich?«, fragte er höflich.
»Siehst du diesen Abschnitt nicht?« Sie unterstrich eine Sektion auf dem Ausdruck, die sechs Ziffern umfasste. 001100. »Schau doch, wie oft sich diese Sequenz in der ganzen Botschaft wiederholt. Elfmal! Zu oft, um ein Zufall zu sein. Und hier ist noch so eine Sequenz: 0101100.«
Wieder begann sie darüber zu brüten, kritzelte ab und zu Notizen auf ein weiteres Blatt Papier und addierte manchmal ein paar Zahlen auf ihrem Taschenrechner. »Der nächste Schritt ist, die Sache zu entziffern. Wie wenn man einen Code knacken muss.«
Tane kniff die Augen zusammen und starrte ebenfalls auf die Botschaft, ließ den Blick über die Zahlenreihen wandern und versuchte, irgendein Bild darin zu erkennen, wie in einem Gemälde, in dem sich ein weiteres Bild versteckte.
Irgendwo regte sich ein Hauch von Erkennen, als hätte er schon einmal Muster dieser Art gesehen, vor langer Zeit. Er atmete langsam aus – das hatte er sich angewöhnt, es war seine Methode, sich einer Erinnerung hinzugeben, die nicht richtig kommen wollte. Diese Erinnerung jedoch kitzelte ihn buchstäblich, sie hing irgendwo am Rand seines Bewusstseins und schien sich über ihn lustig zu machen. Aber kein Bild nahm Gestalt an. Und je mehr er es versuchte, desto weiter schien die Erinnerung außer Reichweite zu huschen.
Nach einer Weile schüttelte Rebecca den Kopf. »Vielleicht ist es doch alles nur Zufall. Je nachdem, wie man dieZiffern gruppiert, ergeben sich viele verschiedene Zeichenfolgen. Jemand hat mal gesagt, man müsse nur genügend Affen vor Schreibmaschinen setzen, dann sei es
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