Der Tomorrow-Code - Thriller
für den Rest der Botschaft.
Samstag, 14. November
Fatboy lachte. Es war ein freundliches Lachen, aber Tane kam es spöttisch vor, wie das Gelächter des Bösewichts in einer billigen Schmierenkomödie.
»Ma-ha-ha-ha-ha!«
»Fünf Prozent?«, fragte Fatboy. »Hör mal, kleiner Bruder, klar hab ich nichts dagegen, einen Lottoschein für den Jackpot mit dir gemeinsam abzugeben, solange du Mum nichts davon erzählst. Aber ich löhne ein Drittel des Einsatzes, also kassiere ich auch ein Drittel vom Gewinn, und zwar von jedem Gewinn, der abfällt, klar? Den Jackpot kannst du sowieso vergessen, die Gewinnchancen sind gleich null.«
Rebecca und Tane verständigten sich heimlich mit einem schnellen Blick. Über den Wäldern, von denen das Hausder Familie Williams umgeben war, lag das helle, klare Morgenlicht. Heute war bereits Samstag, der Tag der Wochenhauptziehung, und das bedeutete, dass die Zeit sehr knapp wurde. Fatboy hatte Rebecca von zu Hause abgeholt und sie auf seiner Harley zu seinem Elternhaus gefahren, weil sie ihm erklärt hatte, sie und Tane hätten etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen.
Als sie ihm erzählt hatten, dass es um einen Lottoschein ging, hatte er gebrüllt vor Lachen.
Ma-ha-ha-ha-ha!
»Na gut, zehn Prozent.« Tane strich die Ziffer im Vertrag durch, den er in seinem besten Juristenchinesisch vorbereitet hatte, und schrieb »10 %« darüber.
Er schob den Vertrag zu Fatboy über den Tisch, der ihn prompt an zwei Ecken packte, mittendurch zerriss und erneut auflachte. »Vergiss es! Das ist wirklich lächerlich. Wir brauchen keinen Vertrag, und wenn ich den Schein bezahle, wird der Gewinn durch drei geteilt. Friss oder stirb!«
Tane knirschte mit den Zähnen und knurrte leise, aber Fatboy fragte vergnügt: »Was ist, habt ihr die Ziehung manipuliert, oder was?« Und lachte wieder.
»Okay«, mischte sich Rebecca ein bisschen zu schrill ein, »wir teilen durch drei. Du kaufst den Schein, du holst den Gewinn ...«
»
Wenn
wir gewinnen«, warf Tane dazwischen.
»Wenn wir gewinnen. Und du versprichst, dass du Tane und mir zwei Drittel des Gewinns gibst.«
»Mein Ehrenwort als Pfadfinder«, sagte Fatboy theatralisch, obwohl er im Gegensatz zu Tane nie Pfadfinder gewesen war.
Tane starrte Rebecca eine Weile düster an, dann zog er zögernd einen Umschlag aus der Tasche. Darin steckte ein Stück Papier, auf dem die Lottozahlen und die Zusatzzahl klar und deutlich aufgelistet waren. Außerdem enthielt derUmschlag noch ein paar saubere, knisternd neue Fünfdollarscheine.
»Nur diese Zahlen?«
»Ja, nur diese Zahlen«, bestätigte Tane. »Für die Ziehung heute Abend und für die folgenden Wochenendziehungen.«
»Aber das ist nur ein einziger Tipp! Je mehr Tipps man abgibt, desto höher sind die Gewinnchancen.«
»Wir brauchen keine anderen Zahlen, herzlichen Dank.«
Fatboy ließ nicht locker. »Aber hört doch mal, jeder Schein muss doch mindestens vier Tipps haben! Wenn man einen Schein kauft, kann man genauso gut alle Chancen nutzen, die man hat. Oder wir könnten einen Glücksschein kaufen, mit zehn fertigen Kombinationen darauf!«
»Nein.« Rebecca starrte Fatboy durchdringend an. »Nein. Du kannst einen Schein mit vier Kombinationen abgeben und die Zahlen selbst auswählen. Aber was immer du auch tust, sorg dafür, dass die Zahlen, die in dem Umschlag sind, zusammen in einer Kombination stehen – diese Zahlen hier!«
Fatboys Grinsen verschwand, und er schaute Tane und Rebecca abwechselnd mit verblüfftem Gesichtsausdruck an. Doch dann schüttelte er den Kopf, als müsse er eine verrückte Idee vertreiben. »Cool.« Mit schwunghafter Bewegung nahm er den Umschlag und stand auf. »Wir sehen uns, Becks. Mach's gut, kleiner Bruder.«
»Du teilst doch mit uns, wenn wir die sechs Millionen gewinnen?«, fragte Tane ein letztes Mal, um ganz sicherzugehen.
»Wenn wir die sechs Millionen gewinnen, fresse ich meinen Motorradhelm!« Fatboy knallte die Tür hinter sich zu, und durch das offene Fenster hörten sie ihn noch lachen, als er bereits auf seine Harley stieg.
Ma-ha-ha-ha-ha!
Dann röhrte die Maschine auf, und er brauste davon.
»Er ist ehrlich«, sagte Rebecca beschwichtigend, aber Tane fühlte sich alles andere als beschwichtigt.
Trotzdem nickte er. »Das will ich ihm auch geraten haben. Aber du hast natürlich recht – was hätten wir sonst tun sollen? Stell dir vor, die Zahlen würden tatsächlich gezogen und wir hätten keinen Tipp abgegeben.«
Sie schauten
Weitere Kostenlose Bücher