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Der Tomorrow-Code - Thriller

Der Tomorrow-Code - Thriller

Titel: Der Tomorrow-Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Problem?«
    Tane riss widerwillig den Blick vom klaren Bachwasser los und schaute auf. Rebecca lief aufgeregt auf der winzigen, moosbewachsenen Lichtung hin und her, mit kleinen, sprunghaften Bewegungen, fast wie ein Vogel. »Setz dich!«, befahl er und klopfte auf den Stamm neben sich.
    Sie setzte sich, was aber nicht bedeutete, dass sie still sitzen konnte. Sie rutschte auf dem Stamm hin und her, als Ersatz für das Hin- und Herlaufen.
    Das Problem.
Sie hatten schon stundenlang über
Das Problem
diskutiert, fast seit dem Augenblick, als ihnen klar geworden war, was die Zahlen bedeuteten. Die Lottoziehung fand jeden Samstagabend statt.
Das Problem
aber war, dass man, um einen Teilnahmeschein abgeben und den Gewinn einstreichen zu können, mindestens sechzehnJahre alt sein musste. Und Tane und Rebecca waren noch nicht sechzehn.
    Das war wirklich ein
echtes
Problem. Tanes Eltern schieden aus; sie hielten nichts von Glücksspielen. Rebeccas Mutter kam eigentlich auch nicht infrage.
    »Na gut«, sagte Tane, »wir müssen etwas unternehmen. Was wäre, wenn die Zahlen morgen tatsächlich gezogen würden, aber wir die Sache verpasst hätten? Der Jackpot kann bis zu sechs Millionen Dollar enthalten. Wie viele Erwachsene gibt es, denen du so viel Geld anvertrauen würdest? Sie brauchen ja nur den Lottoschein vorzuweisen und können dann den Gewinn einstreichen. Wir könnten nie beweisen, dass wir ihnen die Zahlen gegeben haben.«
    Rebecca blieb einen Augenblick lang still sitzen. »Dann kommt nur noch Fats infrage.«
    Tane wandte sich ab und murmelte so leise, dass seine Worte fast vom sanften Murmeln des Baches geschluckt und stromabwärts getrieben wurden: »Fatboy ist der letzte Mensch auf der Welt, dem ich meine sechs Millionen anvertrauen würde.«
    »Aber wenigstens gehört er zur Familie!«
    »Nur biologisch. Nicht weil ich das wollte.«
    Rebecca legte ihm die Hand auf den Arm. »Wie kannst du so was sagen? Er ist dein großer Bruder.«
    »Ich traue ihm nicht«, sagte Tane aufgebracht. »Er denkt immer nur an sich selbst.«
    »Ich verstehe wirklich nicht, warum du ihm gegenüber jetzt plötzlich so feindselig eingestellt bist. Hat es was damit zu tun, dass ich mit ihm ein paarmal ausgegangen bin?«
    Der schrille Schrei eines neuseeländischen Papageis hallte von den bemalten Betonwänden wider. Er kam vom Tonband. Tane wandte sich seiner Freundin zu.
    »Natürlich nicht! Das hat rein gar nichts damit zu tun!«, sagte er.
    »Egal. Ich sage jedenfalls, dass wir gar keine andere Wahl haben. Wir lassen ihn einen Vertrag unterschreiben, wenn dich das glücklicher macht. Er kann zehn Prozent vom Gewinn   ...«
    »Fünf.«
    »Okay, dann eben fünf Prozent. Also   – wo ist die Mitteilung?«
    Tane zog ein schmutziges, mehrfach gefaltetes, oft betrachtetes Stück Papier aus der Gesäßtasche seiner Jeans. Gemeinsam betrachteten sie noch einmal die Zahlenreihe, obwohl sie sie längst auswendig kannten:
     
    8, 1 1, 2 2, 3 2, 3 9, 4 0, 3 . 2 0 2 . 2 7 . 2 1 6 . 1 9 5, G U E S T, COMPTON1 . SOSSOS . TR
     
    »Ich frage Fatboy heute Abend«, sagte Rebecca. »Und wenn er einverstanden ist, können wir morgen eine Art Vertrag mit ihm schließen.«
    Tane blickte überrascht auf. »Siehst du ihn heute Abend?«
    »Ja, er holt mich nach der Schule ab. Wir gehen ins Kino.«
    »Ich dachte, wir wollten zusammen nach Hause gehen und noch Mathe lernen?«
    »Ach so, ja.« Rebecca schwieg kurz. »Hab ich völlig vergessen. Tut mir leid.«
    »Die Prüfung ist schon in ein paar Wochen   ...«
    »Weiß ich. Aber mit Mathe habe ich keine großen Probleme.«
    Das stimmte, wie Tane genau wusste.
Sie
würde wahrscheinlich die beste Matheprüfung im ganzen Land hinlegen und brauchte nicht mal dafür zu büffeln.
    »Ich finde, wir sollten das gemeinsam mit ihm besprechen. Nicht nur du allein.«
    »Ja, du hast wahrscheinlich recht«, stimmte sie zu. »Ich werde ihn nur bitten, morgen zu uns zu kommen. Und was ist mit dem Rest der Mitteilung?«
     
    2 0 2 . 2 7 . 2 1 6 . 1 9 5, G U E S T, COMPTON1 . SOSSOS . TR
     
    »Wie weit aus der Zukunft kommt die Botschaft denn, was meinst du?«, fragte Tane.
    »Wer weiß? Vielleicht Tausende Jahre. Was ich wissen möchte, ist, wer sie geschickt hat.«
    »Ich auch.«
    In der Ferne erklang der Gong; hinter den Betonmauern des Fred-Dawson-Gedächtnisgartens war er nur schwach zu hören. Die Mittagspause war vorbei.
    An diesem Abend, während Rebecca mit Tanes großem Bruder im Kino saß, fand Tane die Lösung

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