Der Tomorrow-Code - Thriller
aufgebaut ist, also zum Beispiel aus zwei verschiedenen Organismen.«
»Das Chimära-Projekt. STOP IT. Wir sollen das Chimära-Projekt stoppen. Also darum geht es bei dieser Sache!« Er runzelte die Stirn. »Allmählich wünschte ich mir, sie hätten die Botschaft an jemand anders geschickt.«
»
Wir
haben sie geschickt, wie du selber sagst. Wem sonst hätten wir sie denn schicken sollen?«
Auf Tanes Uhr war es jetzt 19.57 Uhr. »Schalten wir doch mal den Fernseher ein«, sagte er und drückte auf den Knopf.
Rebecca starrte immer noch auf die Mitteilung. »Wir müssen etwas kaufen ... SUB EON TLS, was immer das auch sein mag, und dann kommt DNT GO MST – wir sollen nicht nach MST gehen. MST? Was kann das sein? Mast? Most? Mist? Geht nicht in den ...«
»Masterton«, sagte Tane fröhlich. »Geht nicht nach Masterton!«
»Okay«, grinste Rebecca. »Und das letzte Stück ist sogar richtig leicht: DNT TL NE1 – Don't tell anyone – erzählt es niemandem.«
Inzwischen lief die Life-Übertragung der Jackpotziehung, und Tane drehte die Lautstärke hoch. Er konnte kaum noch atmen. Wenn die Zahlen tatsächlich richtig waren ... Und wenn nicht? Andererseits enthielt die Botschaft so seltsame kryptische Andeutungen, dass es für ihn und Rebecca vielleicht besser wäre, die Zahlen würden nicht stimmen!
Rebecca und Tane setzten sich nebeneinander auf die Couch und verfolgten gespannt das kurze Programm; der zerknitterte Zettel mit der Originalmitteilung lag vor ihnen auf dem Couchtisch. Die Zahlen schienen sie herausfordernd anzustarren: 8, 11, 22, 32, 39, 40; 3.
»Wann kommt deine Mutter nach Hause?«, erkundigte sich Rebecca, während die Startmelodie der Lottoziehung lief.
»Nicht vor elf. Warum?«
Sein Vater, ein bekannter Maler von Wildtieren, war im Busch unterwegs, und seine Mutter nahm an einer Gemeinderatssitzung teil.
»Nur so«, antwortete Rebecca leise.
Tane löste widerwillig den Blick vom Bildschirm. »Und deine Mutter? Wie geht es ihr? Kommt sie allein zurecht?«
»Ihr geht es gut, mach dir keine Sorgen.«
Und Tane machte sich keine Sorgen mehr, aber nur, weil jetzt die Ziehung losging. Die Glücksfee, elegant und schön in langem blauem Kleid, erschien und kündigte die Ziehung der Lottozahlen an. Ihr blondes Haar war zu einem Knoten zusammengebunden; sie lächelte breit und zeigte strahlend weiße, prächtige Zähne.
Die Einleitung schien nicht enden zu wollen, aber endlich setzte die Ansagerin die große Trommel in Bewegung und die Zahlenbälle rollten wild durcheinander.
Er spürte kaum, wie Rebeccas Hand in seine glitt. Sie atmete kaum noch.
Die erste Zahl war die 32.
»Haben wir! Haben wir!«, brüllte Tane.
Rebecca hörte völlig auf zu atmen.
Die zweite Zahl war die 11.
»Die haben wir auch!«, schrie Tane.
Die nächste Kugel rollte herab. Tane erstarrte.
»Sechsunddreißig? SECHSUNDDREISSIG?«, schrie er völlig außer sich. »Das kann nicht sein!«
Die Kugel hörte auf zu rollen. Die Lottofee verkündete ruhig: »Neununddreißig.«
Rebeccas Kopf sank an Tanes Schulter.
»Neununddreißig«, flüsterte Tane. »Es war die Neununddreißig.«
Rebecca gab keine Antwort. Seit Beginn der Ziehung hatte sie kaum noch geatmet. Nach der nächsten Zahl holte sie jedoch tief, sehr tief Luft. Acht. Der Rest der Ziehung war nur noch reine Formalität.
40. 22.
Die Ziehung der Zusatzzahl bekamen sie nicht mehr mit. Überrascht stellte Tane fest, dass er Rebecca heftig umarmte und dass sie ihn heftig umarmte.
Der Jackpot hatte bei Annahmeschluss um 19.00 Uhr bei 6 325 450 Dollar gestanden.
Es kam ihnen fast selbstverständlich vor, dass auch die richtige Zusatzzahl gezogen worden war, die 3.
»Das ist der Beweis! Botschaften über die Zeiten hinweg sind möglich. Es ist die wissenschaftliche Entdeckung des Jahrhunderts!«, flüsterte Rebecca langsam und atemlos und fügte fast beiläufig hinzu: »Und wir sind reich!«
Aber Tane schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Im Moment haben wir noch gar nichts. Fatboy ist reich, wir nicht. Wir werden sehen, ob er sich fair verhält.«
Rebecca nickte. »Das wird er. Aber wir wissen jetzt, dass es wirklich funktioniert, und deshalb haben wir ein paar wichtige Dinge zu klären.«
Tane wusste, was sie meinte. Das war das Problem, das ihm immer wieder durch den Kopf ging. Die ganze Sache drehte sich gar nicht darum, ihn und Rebecca reich zu machen.
Es war ein Hilferuf.
ABENDLIED
Sonntag, 15.
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