Der Tomorrow-Code - Thriller
November
Sonntag war ein guter Tag.
In der Nacht hatte sich Tane im Bett hin und her geworfen und von griechischen Ungeheuern geträumt, deren Zähne wie flammende Schwerter waren. Trotzdem war er um sechs Uhr aufgestanden, noch vor Sonnenaufgang, und hatte Rebecca, die im Gästezimmer übernachtet hatte, bereits hellwach vorgefunden. Sie redeten und redeten, bis seine Mutter aufstand und das Frühstück zubereitete. Die meiste Zeit sprachen sie über Geld. Was sie damit anfangen würden. Wofür sie es ausgeben würden.
Irgendwo schlummerten dunkle Gedanken, aber an diesem freundlichen Sonntagmorgen wollten sie sich lieber nicht damit beschäftigen. Tanes Mutter erzählten sie nichts von dem Jackpotgewinn, obwohl es ihnen sehr schwer fiel. Die Neuigkeit wollte einfach herausplatzen; es war, als hätten sie eine Literflasche Cola sehr schnell getrunken und müssten nun einen enormen Rülpser unterdrücken. Tane war nicht einmal sicher, warum sie die Sache geheim hielten. »Erzählt es niemandem«, hieß es in der Mitteilung. Aber galt das auch für seine eigene Mutter?
Bis neun Uhr hatten sie den größten Teil der zweiten Mitteilung entziffert. Professor Vic Green hatte sich als Frau entpuppt, Frau Professor Victoria Green, eine hoch angesehene Genetikerin. Der Website der Auckland University zufolge leitete sie derzeit ein privates Forschungslabor auf der Insel Motukiekie, die in der Bucht der Inseln lag.
Aber die größte Überraschung ergab sich bei den Silben SUB EON TLS, die sie neu ordneten: SUBEO NTLS.
»Ein U-Boot !« Tane riss die Augen auf. »Wir sollen ein U-Boot kaufen! Cool!«
»Aber warum, frage ich mich?«, grübelte Rebecca.
Subeo war eine britische Firma. Vor ein paar Jahren hatte das Unternehmen großes internationales Aufsehen erregt, als es ein neuartiges Wassergefährt vorstellte, den »ersten Unterwasser-Sportwagen der Welt«, wie sie es nannten. Subeo
Gemini,
wie sein richtiger Name lautete, war ein Zwei-Mann- U-Boot , das hauptsächlich ein Sportgerät war.
Später folgte die Subeo
Aquarius,
eine Drei-Mann-Version, die auch für kommerzielle Zwecke erfolgreich eingesetzt wurde. Aber das neueste Modell, die Subeo
Nautilus,
war noch nicht auf dem Markt. War
Gemini
eine Art Sportwagen und
Aquarius
eine Limousine, dann war die
Nautilus
ein Unterwasser-Wohnmobil. Sie konnte bis zu sechs Personen aufnehmen, also eine ganze Familie, und konnte monatelang unter Wasser bleiben. Als erstes Subeo-Modell war sie mit einem Dieselgenerator ausgestattet, mit dem die wasserdicht versiegelten Batterieblocks aufgeladen werden konnten, die die Hauptenergiequelle des U-Boots darstellten.
Tane überflog den dreiseitigen Ausdruck der Produktbeschreibung, die er heruntergeladen hatte – bis er am Schluss den Preis entdeckte.
»Heiliges Mondkalb!«, sagte er beeindruckt.
»Wo? Lass sehen!« Rebecca riss ihm die Blätter aus den Händen.
»Eineinhalb Millionen Pfund! Wie viel ist das in neuseeländischen Dollar?« Sie rief einen Währungskonverter im Internet auf. »Aber das ... das sind mehr als vier Millionen Dollar!«
»Dann hätten wir gerade genug Geld, um das Ding zu kaufen, nachdem Fatboy seinen Anteil erhalten hat«, sagte Tane grimmig, als der wunderbare Gedanke, reich zu sein, vor seinen Augen buchstäblich verdampfte. »Bist du sicher, dass wir dieses Ding überhaupt kaufen müssen?«
Rebecca nickte. »Ich wünschte, ich wäre nicht so sicher. Es gibt einen bestimmten Grund, warum sie sich ... oder wir uns ... dermaßen viel Mühe machten, uns diese Mitteilungen über die Zeitengrenzen hinweg zu schicken. Ich weiß nicht, was der Grund ist, aber ich weiß, dass wir die Subeo
Nautilus
kaufen müssen, und wenn die Firma in England sitzt, wird es wohl besser sein, wenn wir sofort damit anfangen.«
Tane schaute sie nachdenklich an. Wenn sie ihr ganzes Geld für das U-Boot ausgaben, wovon sollte sich dann Rebecca ein neues Haus leisten können? Er öffnete schon den Mund, um ihr das klarzumachen, überlegte es sich aber noch einmal. Stattdessen seufzte er nur tief auf und machte sich daran, eine kurze E-Mail an Subeo zu schreiben, um sich nach näheren Einzelheiten zu erkundigen. Nach kurzem Zögern klickte er auf den Sende-Button und schickte die Nachricht in den Cyberspace.
»Wo zum Teufel steckt eigentlich Fatboy?«, wunderte er sich laut.
An diesem Abend unternahm Tane eine Klettertour durch die Baumwipfel. Rebecca war nach Hause gegangen, und von Fatboy fehlte nach wie vor
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