Der Tomorrow-Code - Thriller
allen möglichen Felsen zurückgeworfen wird. Ich denke, wir nehmen die Passage und versuchen, bis zu Hole in the Rock zu kommen, bevor sie auch nur um die Insel herum sind. Dann können wir uns hinter der Insel Motukokako vor dem Sonar verstecken, sodass sie keine Ahnung haben, wohin wir gefahren sind.«
Wieder und wieder vibrierte der Ping-Ton durch die Hülle der
Möbius.
»Hast du die Karte?«, fragte Fatboy. »Es geht los.«
Der von Felsen begrenzte Schlund der Schlucht lag wie eine Drohung vor ihnen, und dann waren sie auch schon von Felswänden umgeben. Die Rückfahrt war viel schneller als beim ersten Mal, nicht nur, weil Fatboy die
Möbius
so schnell fuhr, wie er nur wagen konnte, sondern auch, weil die Strömung sie vermutlich mit sich zog, wie Tane erst jetzt erkannte. Bei der Herfahrt hatten sie dagegen ankämpfen müssen.
»Was war dort oben los?«, fragte Fatboy, dessen Blick unablässig zwischen den rasch vorbeiziehenden Felswänden und Riffen hin und her zuckte. »Ich habe das Schiff durch das Periskop beobachtet, als es in die Bucht zurückkam, und habe gesehen, wie sie euch an Bord gebracht haben.«
»Ich weiß nicht«, antwortete Tane. »Rechts kommt ein Riff. Ein bisschen höher gehen und ganz leicht nach links steuern.«
Das Riff war wie eine Reihe zerklüfteter, scharfer Haifischzähne, die den Rumpf der
Möbius
hätten aufreißen können, aber Fatboy wich aus und das Riff zog an ihnen vorbei. Ein Schwarm Fische stob in alle Richtungen auseinander, als sie unerwartet mitten hindurchfuhren.
Hatten sie gewusst, dass sie kommen würden? Wenn nicht, warum waren dann Soldaten auf der Insel? War irgendetwas auf der Insel geschehen? Aber jetzt blieb keine Zeit, darüber zu spekulieren.
Der Ping-Ton wurde in der Unterwasserschlucht aus allen möglichen Richtungen von Felsen und Riffen zurückgeworfen, Echos von Echos von Echos, sodass ein eigenartiger Klangraum entstand, der die
Möbius
davor bewahrte, vom Sonar lokalisiert zu werden – sie wurden tatsächlich für das Sonar unsichtbar, genau wie Fatboy gehofft hatte.
»Großer Felsblock, mitten in der Schlucht«, sagte Tane ruhig, und Fatboy zog den Steuerknüppel zurück, sodass die
Möbius
nach oben schwang und über den grün überwachsenen Felsen hinwegzog, der im Licht der Scheinwerfer bedrohlich wirkte. Die Brüder starrten mit höchster Konzentration in die grünliche Unterwasserlandschaft, die vor ihnen lag. Das Licht reichte jedoch nicht weit genug, um die Hindernisse rechtzeitig erkennen zu können, und wenn nicht Rebecca die Karte um alle wichtigen Hindernisse ergänzt hätte, wären sie längst gegen einen Felsen gekracht und gesunken.
Von der Hauptkabine war ein Stöhnen zu hören, gefolgt von würgenden Geräuschen. Rebecca musste sich übergeben. Tane drehte sich instinktiv halb zu ihr um, zwang sich aber, sich wieder auf die Karte zu konzentrieren.
»Riff rechts, nein, nein, links!«, rief er, als Fatboy das Boot beinahe gegen eine Felsformation gelenkt hätte, die wie ein Baumkuchen aussah.
»Verdammt, pass doch auf!«, knurrte Fatboy wütend.
Ein großer Hai, der offenbar hinter einer Felsenecke geschlummert hatte, zog mit verärgerten Schwanzbewegungen vor dem Fenster vorbei. Die Schlucht erweiterte sich – sie schossen heraus, und der Meeresboden fiel unter ihnen steil ab.
»Jetzt beginnt die Jagd«, murmelte Fatboy. »Wenn wir es nicht schnell genug bis Motukokako schaffen, werden sie uns mit dem Sonar aufspüren und uns raufholen wie einen Fisch an der Angel.«
Der Ping-Ton war verstummt. Jetzt wurden sie vor der
Te Mana
durch die beiden Inseln geschützt.
Wieder stöhnte Rebecca auf, und Tane stieg nach hinten, um nach ihr zu schauen. Sie hatte sich übergeben. Er wischte ihr Gesicht und Nacken mit einem feuchten Tuch ab. Ihre Haut war grau, die Lippen bläulich angelaufen. Einen Momentlang öffnete sie die Augen, aber ihr Blick war eigenartig verschwommen. »Geh und hilf Fatboy. Ich komme allein zurecht.«
Tane stieg wieder in das Cockpit zurück, obwohl er sich um sie Sorgen machte.
Fatboy ließ die Instrumente nicht aus den Augen. Er trieb das kleine Boot auf höchste Geschwindigkeit und entspannte sich erst ein wenig, als sie Motutara Rock passiert hatten. »Ich denke, wir haben einen guten Vorsprung herausgeholt«, sagte er.
Fast sofort hörten sie wieder den Ping-Ton des Sonars, aber er war schwach und kam offenbar aus großer Entfernung. Sie hörten ihn nur als leises Echo auf dem Stahlkörper
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