Der Tomorrow-Code - Thriller
getroffen hatte, vielleicht das Gesicht des Verfolgers. Der Griff lockerte sich, und mit einem weiteren Kickstoß riss er sich vollends frei und schwamm zur Luke.
Die Luke war jetzt ganz nahe, Rebeccas Hand schoss heraus, griff nach ihm, zerrte ihn zu sich herein.
Er tauchte in die Luke ein. Rebecca drehte bereits das Rad, um sie zu schließen, aber sie schien erschöpft, kraftlos. Tane wirbelte herum und riss ihr das Rad aus der Hand, drehte es selbst, so schnell er konnte. Die Luke schloss sich mit einem gedämpften Klicken und im selben Augenblick schaltete Tane die Pumpe ein.
Druckluft röhrte in die kleine Kammer, verdrängte das Wasser, der Wasserstand sank, erst einen, dann zwei Zentimeter, dann gerade genug, dass er Mund und Nase aus dem Wasser heben konnte. Seine Lungen rissen förmlich die Luft in sich hinein, wunderbare, lebensrettende Luft.
Rebecca – wo war Rebecca? Sie schwebte in der Kammer, hatte nicht den Versuch gemacht, den Kopf aus dem Wasser zu heben.
Tane packte sie am Haar und riss ihren Kopf aus dem Wasser. Sie schnappte nicht nach Luft; sie atmete nicht.
»Verdammt!«, stöhnte Tane. Die Kammer war zu klein, um sie für einen Rettungsversuch auszustrecken, deshalb presste er ihren Körper mit seinem eigenen an die runde Wand, sodass ihre Neoprenanzüge förmlich aneinanderklebten. Er drückte mit aller Kraft die Faust in ihren Bauchund ein Strom Wasser schoss aus ihrem Mund. Aber sie atmete immer noch nicht.
Diese Übung hatten sie in den Erste-Hilfe-Kursen in der Schule immer wieder durchgeführt, aber das schien eine Million Jahre her zu sein. Finger in den Mund, prüfen, ob die Atemwege frei waren. Wenigstens daran erinnerte er sich. Keine Gegenstände. Nase zuhalten. Die Maske hing noch um ihren Hals und war im Weg, er riss sie ihr über den Kopf herunter. Hielt ihr die Nase mit zwei Fingern zu. Der Rest der Übung war wie weggewischt, deshalb presste er ihr einfach den Mund auf die Lippen und blies Luft in ihren Mund. Er zählte bis drei – war das so richtig? – und blies noch einmal. Inzwischen war das Wasser bis zu seiner Hüfte abgesunken. Wieder und wieder füllte er ihre Lungen, und als die Kammer endlich leer war, begann sie wieder selbstständig zu atmen.
Tane drehte das Rad der Nebenkammer auf und zerrte die halb bewusstlose Rebecca in die Hauptkabine. Jetzt erst nahm er wahr, dass die Motoren der
Möbius
mit voller Kraft liefen.
Fatboy warf aus der Fahrerkabine einen Blick über die Schulter zurück. »Was ist los?«, schrie er.
»Sie kommt wieder zu sich«, brüllte Tane zurück.
Rebecca hustete und spuckte und öffnete endlich wieder die Augen. Völlig erschöpft war er auf den Boden gesunken, den Rücken an die Wand gelehnt; ihr Kopf lag in seinem Schoß.
»Tane«, murmelte sie schwach.
»Geht es wieder besser?«, fragte er.
Sie nickte nur schwach und schloss wieder die Augen. Einen Moment später murmelte sie: »Konnte den Atem nicht mehr anhalten.«
»Aber du hast es geschafft«, sagte Tane. Sie hatte den Atem
für ihn
angehalten.
Sie versuchte sich aufzurichten. Tane stützte sie, half ihr, sich auf eine der Kojen zu legen, und legte ihr den Sicherheitsgurt um die Hüfte. Dann löste er die Taschenlampe von ihrem Handgelenk und öffnete den Reißverschluss ihres Anzugs, damit sie freier atmen konnte.
»Ich brauche Hilfe!«, schrie Fatboy vom Cockpit. Tane stieg schnell durch die Luke und schnallte sich im Beifahrersitz fest.
Die
Möbius
schoss förmlich durch das Wasser, das an der vorderen Glaskuppel vorbeiströmte.
»Nimm die Seekarte, auf der Rebecca die Felsen eingezeichnet hat«, sagte Fatboy. »Wir fahren durch die Waewaetorea-Passage zurück.«
»Bei Nacht?«, fragte Tane ungläubig. »Mit dieser Geschwindigkeit?«
»Keine andere Wahl«, gab Fatboy knapp zurück, und wie zur Bestätigung war vom Metallrumpf ein scharfes »Ping!« zu hören – der unverkennbare Ton eines Sonars. »Wusste, dass sie damit kommen würden. Sie jagen uns. Jetzt wissen sie genau, wo wir sind. Sie sind eigentlich viel schneller als wir, aber ihr Kahn ist groß und schwer und braucht eine Weile, bis er richtig in Fahrt kommt.«
»Aber ... wir können doch nicht bei Nacht durch die Passage!«, rief Tane entsetzt.
»Sie kommen dort nicht durch. Zu großer Tiefgang. Also müssen sie den ganzen Umweg um die Insel Okahu und den Whale Rock fahren. Und ich hoffe, dass sie uns in der Passage nicht mehr mit dem Sonar lokalisieren können, weil der Ton von
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