Der Tomorrow-Code - Thriller
der weißeSchleimklumpen mit ihr macht. Das werde ich nicht zulassen.«
Crowe seufzte müde. »Bring das in Ordnung, Mandy.«
Inzwischen waren alle Soldaten verschwunden und beluden draußen die Trucks, nur Manderson und der junge Evans waren noch im Raum. Der große Texaner verschwendete keine Zeit mit direkter Gewaltanwendung. Er griff unter einen Tisch und zog eine Waffe heraus, eines der langen, seltsam geformten Gewehre, die sie schon früher gesehen hatten.
»Gib mir das Tier, Mädchen.«
»Nur über meine Leiche!«, fauchte Rebecca. »Sie großer, mutiger amerikanischer GI! Los, schieß doch!«
»Will ich nicht«, sagte Manderson gedehnt. »Mach ich aber, wenn ich muss.«
Tane stellte sich neben Rebecca. Sie blickte kurz auf, dankbar, dass er bei ihr war, dachte er. Hinter sich spürte er eine Bewegung.
»Gib mir den Affen!«, sagte Manderson höflich.
»Gib ihm den Affen!«, brüllte Crowe plötzlich, und Xena schrie.
»Doktor Crowe!«, sagte Southwell in flehendem Ton.
»Lasst sie in Ruhe!«, brüllte Tane. »Lasst uns einfach in Ruhe!«
Manderson bewegte sein Gewehr ein bisschen weiter und zielte direkt auf Tane. Zum ersten Mal in seinem Leben starrte Tane in das kleine schwarze Loch einer Mündung. Er stand definitiv am falschen Ende des Gewehrs. Jetzt war nur noch ein winziger Druck auf den Auslöser nötig. Eine so kleine Bewegung … Tane schloss die Augen.
Und riss sie wieder auf, als er plötzlich zur Seite gestoßen wurde.
Für einen Achtzehnjährigen war Fatboy eine imposante Erscheinung: groß, stark, abgehärtet durch jahrelanges Trainingin der Rugby-Liga, und der Cowboyhut ließ ihn noch größer erscheinen. Plötzlich wirkte auch das Moko furchterregend auf dem Gesicht des Kriegers, der sich nun plötzlich vor Tane stellte. Fatboys Knie waren leicht gebeugt, er hielt den Rücken gerade und hatte die Brust aufgebläht. Tane hatte es schon öfter gesehen, wenn Fatboy grob wurde, aber das hier war etwas ganz anderes. Etwas, was viel tiefer ging, etwas, was mit seiner Maori-Abstammung zu tun hatte. Fatboys Augen blitzten, und er stieß aggressiv die Zunge heraus. Dann hieb er sich mit der Faust auf die Brust.
»Ka Mate! Ka Mate!
Ka Ora! Ka Ora!«
Fatboy trat den Soldaten und ihren tödlichen Waffen entgegen, und es war, als säßen ihm die Geister uralter Krieger auf den Schultern. Seine Wildheit ließ selbst Crowe und Manderson zurückweichen. Sie hatten tödliche Viren gesehen, Terroristen mit gefährlichen Waffen; sie hatten in die tiefsten Abgründe der Hölle geblickt und dem Tod ins Auge – aber noch nie hatten sie es mit Fatboy und seinem Moko zu tun gehabt.
Xena kreischte unaufhörlich, fletschte die Zähne und hüpfte in Rebeccas Schoß auf und ab, während Fatboy das
Haka
sang.
»Tenei te tangata puhuruhuru,
Nana nei i tiki me,
Iwhakawhitit te ra!
Upane! Upane!
Upane! Ka upane!
Whiti t era!«
»Lasst uns in Ruhe!«, brüllte Tane.
»Stony!«, brüllte Southwell.
Xena schrie wieder schrill und riss sich aus Rebeccas Griff. Sie rannte quer durch den Raum und sprang auf die langen Vorhänge, die vor den Fenstern hingen. Der Stoff riss. Xena schrie entsetzt auf.
Einer der Vorhänge fiel von der Stange. Die Soldaten hörten plötzlich Lärm in ihren Headsets und erstarrten.
Tane brauchte nicht zu hören, was ihnen über Funk mitgeteilt wurde. Durch das Fenster sah er draußen Nebel wirbeln, der bis in den zweiten Stock des Hotels emporwallte.
Dann hörten sie Schüsse.
GESTALTEN IM NEBEL
Donnerstag, 31. Dezember, 15.05 Uhr
Tane starrte voller Entsetzen durch das Hotelfenster. Worauf schossen sie denn?
»In die Bioanzüge, sofort!«, befahl Crowe mit vor Anspannung verzerrtem Gesicht.
Wieder fielen draußen Schüsse. Ein paar einzelne Schüsse, gefolgt von M G-Salven .
Southwell zögerte keine Sekunde. Sie öffnete einen der Behälter, die neben der Tür aufgestapelt waren, winkte Tane und Fatboy zu sich und schob ihnen weitere Behälter zu.
»Das sind Druckanzüge«, erklärte sie hastig. »Sie blähen sich auf, sobald das Visier geschlossen wird.«
Nachdem sie ihren Anzug angezogen hatte, half sie Rebecca in einen; Tane und Fatboy machten ihr jede Handbewegung nach, so gut sie konnten. Sie zeigte ihnen, wie die Kopfhörer der Funkgeräte angeschlossen wurden und wie man das Kehlkopfmikrofon um den Nacken legte.
»Wenn ihr reden wollt, drückt ihr hier drauf«, sagte sie und deutete auf einen kleinen Knopf an der Außenseite des
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