Der Tomorrow-Code - Thriller
völlig unerwartet und blind vor Wut angriff.
Fatboy hatte früher in der Rugby-Liga gespielt und war als ziemlich harter Spieler bekannt gewesen, weil er selbst riesige gegnerische Flügelstürmer rücksichtslos angriff. Tane dagegen hatte noch nie im Leben Rugby gespielt. Aber er hatte jede Menge Spiele gesehen, in denen sein Bruder mitgespielt hatte, und deshalb rammte er Crawford in einem nicht ganz regelsauberen Angriff die Schulter in den Bauch.
Crawford klappte zusammen, fiel zu Boden, riss Tane mit sich und beide schlitterten auf die Tische zu, auf denen der Tank stand. Crawford prallte mit dem Rücken gegen die Tischbeine, sodass das gesamte Gestell heftig ins Schwanken geriet.
»Passt auf!«, brüllte Crowe.
Mit unglaublicher Geistesgegenwart sprang Manderson zum Tank und stützte ihn mit beiden Händen, bevor er von den Tischen stürzen konnte.
Crawford sprang auf und zerrte Tane wütend auf die Beine, wobei er gleichzeitig die Faust ballte und weit ausholte. Tane, der seitlich direkt neben dem Tank stand, fand gerade noch Zeit, die Hände hochzureißen, um sich gegen den Hieb zu schützen, während ihm seltsamerweise der Gedanke »Wo sind die Quallen?« durch den Kopf schoss. Im selben Augenblick rief Southwell: »Im Tank passiert was, Stony!«
Crawfords Faust hing noch in der Luft, aber seine Augen zuckten zum Tank. Alle Augen waren auf den Tank gerichtet.
Der Nebel wirbelte und wallte. Das war kein Nachbeben von der Erschütterung, als Crawford gegen die Tischbeine geprallt war, sondern er kreiste, wirbelte, wallte im Tank und seltsame Umrisse zeichneten sich ab.
»Wo sind die Quallen?«, fragte Manderson in seinem langsamen Akzent und sprach damit Tanes einzigen Gedanken laut aus. Manderson legte die Hände gegen die Glaswand, aber die Quallen griffen nicht an.
Auf der anderen Seite des Tanks stand ein junger Soldat, Evans. Er murmelte in die Stille: »Hier scheint sich was Neues zu bilden.«
Die Schimpansin war vergessen, Rebecca war vergessen, Tane war vergessen. Crawford hatte den Arm sinken lassen. Alle traten noch näher an den Tank und starrten hinein.
Jetzt konnte auch Tane erkennen, was Evans meinte. Etwas Größeres formte sich, ohne wirklich Gestalt anzunehmen, nur eine Masse aus weißem Glibberzeug, aber doch mit mehr Körpersubstanz als die Qualle, mit einer filmartigen Oberfläche, die wie bei einer Nacktschnecke feucht glänzte.
»Der Nebel wird dünner«, bemerkte Crowe. »Das Ding entsteht aus dem Nebel.«
Das gallertartige Ding wuchs vor ihren Augen um ein paar Millimeter.
»Aber warum gerade jetzt?«, fragte Crowe, als hätte er den Vorgang schon viel früher erwartet.
»Der Schlag gegen den Tank?«, vermutete Crawford.
»Nein. Schau dir doch nur die Größe an. Es muss schon eine ganze Weile gewachsen sein«, sagte Manderson.
Schweigend beobachteten sie ein paar Augenblicke lang die Gestalt, aber sie wuchs nicht mehr weiter.
»Es hat den Nebel aufgebraucht«, sagte Crowe nach einer Weile mit Bestimmtheit. »Um weiterwachsen zu können, braucht es mehr Nebel. Aber warum jetzt und warum so plötzlich? Was ist geschehen, dass es überhaupt zu wachsen anfing?«
Seine Stimme klang besorgt.
»Willst du denselben Test nochmal durchführen?«, fragte Crawford mit einem Blick auf Rebecca und Xena. Rebecca wich zurück und drehte sich halb um, sodass sie Xena mit ihrem eigenen Körper schützte.
»Ich weiß nicht«, murmelte Crowe, der das Glibberding keine Sekunde lang aus den Augen ließ. »Fangen wir erst mal mit den menschlichen Zellen an.«
Niemand achtete mehr auf Rebecca und Xena, denn wieder versammelten sich alle um den Tank und verfolgten fasziniert, wie zwei Soldaten ihre Hände in die Gummihandschuhe steckten. Eine Petrischale wurde in den Tank eingeführt. Der große Glibber bebte, bewegte sich aber nicht von der Stelle.
Tane hielt sich instinktiv zurück; irgendetwas tief in seinem Unterbewusstsein stieß ihn von dem gallertartigen Ding ab.
Die Petrischale wurde durch eine Luftschleuse am Endedes Tanks eingeführt. Einer der Soldaten ergriff sie mit dem Handschuh und öffnete sie vorsichtig.
Der Nebel war deutlich dünner geworden; es war jetzt viel leichter zu sehen, was tief im Tank vor sich ging. In der Petrischale lagen ein paar kleine Gegenstände, die Tane erst nach genauem Hinschauen erkennen konnte: ein paar menschliche Haare und abgeschnittene Fingernägel. Evans nahm eines der Haare und ließ es direkt auf den Glibber fallen.
Es traf auf die
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