Der Tomorrow-Code - Thriller
weiteren Stockwerken erreichten sie einen Treppenabsatz, von dem die letzte Treppe abging. Über ihnen versperrte eine kalte graue Betondecke den Fluchtweg.
Crowe blickte auf den immer noch weiter aufsteigenden Nebel hinunter. »Hier raus«, befahl er und stieß eine Tür auf, die auf eine Dachterrasse führte. Bequeme Ruhestühle standen um einen langen, rechteckigen Swimmingpool. Die Nachmittagssonne schien durch den leichten Dunst, der über dem Pool lag, wie ein dünner Nebelstreifen. Doch rings um das Gebäude lag dichtester Nebel. Sie standen auf einer kleinen Betonplattform, die in einem Wolkenmeer zu treiben schien.
»Sind wir hoch genug?«, fragte Tane, doch niemand antwortete.
Der Nebel ringsum begann wieder zu wabern und aufzuwallen, leckte bereits an der Brüstungsmauer, kroch darüber hinweg und quoll auch aus der Tür hinter ihnen.
»Miller – seid ihr noch in der Nähe?«, rief Crowe.
»Ja, Stony.«
»Wir mussten uns zurückziehen. Sind jetzt auf demDach des Hotels. Wir sind in höchster, wiederhole: höchster Gefahr. Schickt uns einen Hubschrauber. Sofort.«
»Können nicht helfen, wiederhole: Können nicht helfen. Wir sind dem Nebel nur knapp entkommen und ziehen uns zum Kommandozentrum in Albany zurück. Ich kontaktiere die Kiwis, vielleicht können sie etwas für euch tun.«
»Verstanden, Miller.« Crowe blickte sich grimmig um. Doch im dichter werdenden Nebel war er kaum noch zu sehen.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Southwell.
»Warten«, antwortete Crowe. »Warten und beten.«
Die Quallen griffen zuerst an. Sie flogen durch den Nebel heran, und ihr zischendes Geräusch war der erste Hinweis, dass außer den fünf Menschen und dem Affen noch etwas anderes lebte.
»Bleibt ganz still«, riet Crowe. »Sie werden von Bewegungen und Geräuschen angelockt.«
Aber noch während er sprach, wurde klar, dass das nicht möglich war. Mit jedem ihrer Atemzüge klickten und knisterten die Bioanzüge hörbar.
Und die Quallen brauchten nicht lange, bis sie sie entdeckten.
Eine landete auf Tanes Arm, und eine Sekunde lang beobachtete er sie entsetzt und fasziniert zugleich. Ihre langen Fäden tasteten über den schwarzen Schutzanzug und suchten nach einer Öffnung. Aber der Anzug war stark genug, um den Quallen zu widerstehen. Tane fegte die Qualle mit einem Aufschrei voller Ekel weg.
Eine Sekunde später war sie wieder da. Er zerquetschte sie mit einem scharfen Schlag. Sie fiel in den Nebel.
Die nächste Qualle zerquetschte er ebenfalls, aber sie blieb am Anzug kleben. Doch dann sah er, dass sie verschwand.Sie löste sich buchstäblich auf oder verschmolz mit dem Nebel.
Aber es kamen immer mehr, immer mehr. Wie wild schlug er auf unzählige Quallen ein. Ein Schauder rann über seinen Körper, als er sich vorstellte, dass ihre feinen Fühler irgendwann doch durch den Anzug dringen würden. Er schaute auf und sah Rebeccas Rücken vor sich – ihr schwarzer Anzug war völlig bedeckt mit weißen Quallen. Ihre seltsamen Y-Formen fügten sich wie Teile eines Puzzles lückenlos ineinander. Bald würden sie Rebecca buchstäblich unter sich begraben.
Für kurze Zeit vergaß er seine eigenen Angreifer und hämmerte brüllend vor Wut auf Rebeccas Rücken ein. Die Kreaturen flogen in alle Richtungen, unfähig, sich auf der glatten Oberfläche des Anzugs festzusetzen.
»Die Quallen können nicht durch die Anzüge dringen«, sagte Crowe ruhig.
»Es sind nicht die Quallen, die mir Sorgen machen«, knurrte Fatboy.
Bei der Tür zum Notausgang war ein Wirbeln im Nebel zu erkennen, und Tane dachte, er hätte eine seltsame weiße Gestalt gesehen. »Sie kommen!«, stöhnte er leise.
»Der Pool!«, rief Rebecca plötzlich. »Wasser wirkt! Wir müssen in den Pool!«
»Alle in den Pool!«, brüllte Crowe. »Schnell!«
»Was ist mit Xena?«, fragte Rebecca, aber schon im nächsten Augenblick wurde sie grob vorwärtsgestoßen, sodass sie kopfüber ins Wasser stürzte. Sie sah nicht, wer es war, aber Tane sah es: Lucy Southwell.
Tane rutschte vom Beckenrand ins Wasser und planschte vorwärts, bis er eine tiefere Stelle des Beckens erreichte. Er sank wie ein Stein und geriet plötzlich in Panik, bis ihm klar wurde, dass er in einem vollisolierten Anzug steckte und über eine eigene Sauerstoffversorgung verfügte. Er konntenur hoffen, dass der Metallkoffer des Chronophons wirklich wasserdicht war.
Fatboy sagte etwas, aber Tane konnte ihn nicht hören. Crowe winkte alle zu sich in die Mitte des Pools
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