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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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verwundert um. Simon sah erleichtert, dass sie wieder bei Bewusstsein war. Er half ihr auf und schob sie über den Grabenrand auf die Straße. Dann kletterte er hinterher. Besorgt beugte er sich über sie. »Kannst du mich verstehen?«
    Sie stöhnte und nickte. »Was ist passiert?«
    Simon antwortete nicht. Sprachlos blickte er auf Iras Bein. Einen Augenblick traute er seinen Augen nicht. Der Frost war zurückgegangen, nur noch der Unterschenkel und der Fuß waren gefroren! Und die Kälte wich immer weiter zurück.
    »Ashakida!« Simon flüsterte, als habe er Angst, mit seiner Stimme das Wunder zu vertreiben. »Ashakida, sieh dir das an.«
    Die Leopardin hatte es schon bemerkt. Sie starrte auf Iras Bein, sah zu Simon, dann drehte sie sich um und lief ein Stück die Straße entlang, um auf den Hügel zu schauen. Begeistert fauchte sie auf. Simon rannte der Leopardin nach, und nun sahauch er es: Die Kälte, die das Dorf umklammert hatte, wurde vom Feuer zurückgedrängt, die Flammen waren stärker als Drhans Atem. Drhan zog sich zurück. Und der Wind fachte die Flammen noch weiter an, die Felder rings um das Dorf brannten lichterloh. Was sonst eine Katastrophe gewesen wäre, war jetzt die Rettung. Das Dorf lag geschützt hinter einer Wand aus Feuer und Licht – für den Moment war es sicher. Allerdings durfte der Wind nicht drehen: Die vom Meer kommende Brise hielt die Flammen von den Häusern fern, ohne den Wind würde das Feuer auf das Dorf übergreifen.
    Simon lief zurück zu Ira. Sie saß auf dem Boden, starrte verblüfft auf ihr Bein. Nur noch ihr Fuß war gefroren. Und der Frost ließ weiter von ihr ab, Stück für Stück. »Was passiert hier?«
    Ashakida knurrte beeindruckt. »Drhan verliert seine Kraft.«
    »Aber wie habt ihr das geschafft?«
    »Nicht wir.« Ashakida sah zu Simon. »Er hat es geschafft. Er hat für dich ein kleines Feuer entzündet.«
    Mit großen Augen schaute Ira zu der gewaltigen Wand aus Feuer und Qualm. »Das warst du?« Ungläubig blickte sie Simon an.
    Simon lächelte verlegen, er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Hier hinter der Flammenwand«, sagte Ashakida zu Ira, »sind wir geschützt vor Drhans Atem, zumindest für den Augenblick. Das rettet dich.« Die Leopardin warf einen anerkennenden Blick auf Simon. »So etwas habe ich noch nie vorher erlebt …« Sie verstummte.
    Ira tastete nach Simons Hand, und gemeinsam sahen sie auf Iras Fuß, aus dem sich die Kälte immer weiter zurückzog. Nur noch der Spann war blau und kalt, bald waren es nur noch die Zehen, zuletzt die Zehenspitzen, bis der Frost ganz aus Ira gewichen war.
    Sie lächelte erleichtert. Dann musste sie weinen.
    Simon kniete sich neben sie und nahm sie tröstend in den Arm. Es fühlte sich gut an, sie zu halten.
    Nach einer Weile löste sich Ira von ihm. Sie zog die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Der Staub und die Tränen verschmierten ihr Gesicht. Es war ihr unangenehm, geweint zu haben.
    Simon blickte zu Ashakida, ihm war ein Gedanke gekommen, und dieser Gedanke gefiel ihm nicht. »Was passiert, wenn das Feuer verlöscht?«
    Die Leopardin zögerte. »Dann kommt Drhan zurück. Wir müssen weg von hier.«
    Simon sprang auf. »Nein. Wir warnen die Menschen im Dorf!«
    Ashakida fauchte auf. »Und wie stellst du dir das vor? Niemand hier weiß, wer Drhan ist. Sie wissen noch nicht einmal, dass es ihn gibt. Keiner wird dir glauben.«
    »Mir vielleicht nicht. Aber ihr.« Simon wies auf Ira. »Sie sagt es ihren Freunden, die vertrauen ihr. Und die überzeugen dann ihre Familien von der Gefahr. Und die können es dann den anderen sagen.«
    Ira nickte. »Das könnte gehen.«
    Ashakida knurrte. »Versucht es. Sagt ihnen, sie sollen aufdas Meer hinausfahren. Das Wasser ist tief, Drhan verliert dort seine Kraft.«
    »Aber wo sollen sie hin?«
    Die Leopardin schüttelte sich. »Ich weiß es nicht. Niemand hat je versucht, Drhan zu entkommen. So wie bislang niemand versucht hat, sich ihm entgegenzustellen.« Erneut sah sie Simon an, und ihr Blick war nachdenklich.
    Simon bemerkte es nicht. Er ordnete seine Gedanken. »Gut. Ira, wir beide suchen deine Freunde. Ashakida, du läufst am besten zurück zum Haus von Ira. Wir kommen dorthin, sobald wir fertig sind.«
    Die Leopardin knurrte. »Beeilt euch. Wir sind im Moment zwar sicher, aber verliert trotzdem keine Zeit. Wir müssen fort, bevor Drhan zurückkommen kann. Einen Kampf gegen ihn zu überstehen, ist großartig. Einen zweiten Kampf zu gewinnen,

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