Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter
der benzingefüllten Rinne entzündete er die trockenen Blätter. Es gelang ihm nicht sofort, der Wind hatte zugenommen, er blies Simon immer wieder die Streichhölzer aus. Endlich glühte die Flamme auf und die trockenen Blätter fingen Feuer.
Ashakida fauchte. »Beeil dich, Simon!«
Simon sah zur Straße, die Kälte war dicht herangekommen, die Zufahrt zur Tankstelle vereiste, gleich hatte der tödlicheFrost sie erreicht. Jetzt oder nie! Simon lief zur Rinne und warf mit gestrecktem Arm das brennende Ende des Astes in das offene Bewässerungsrohr. Dann drehte er sich um und rannte, so schnell er konnte, zurück zu Ashakida. Gemeinsam hasteten sie weg von der Tankstelle die Straße hinunter, bis sie den Graben erreichten und sich neben Ira in die Deckung fallen ließen. Außer Atem sahen sie zurück.
Das Feuer hatte das Benzin entzündet, eine Wand aus Flammen loderte in den Himmel. Züngelnd lief das Feuer weiter, die Bewässerungsrinnen entlang. Es teilte sich, wenn die Rinnen sich teilten, und breitete sich immer weiter aus. Das trockene Gestrüpp links und rechts der offenen Rohre begann zu brennen.
Gespannt sah Simon zum Hügel vor der Tankstelle, dorthin, wo sich die Kälte näherte. Das Feuer in den Rinnen stellte sich dem eisigen Frost entgegen, es war hell lodernd und heiß, Simon spürte die Hitze bis zu ihnen. Die Kälte bäumte sich auf, sie stemmte sich gegen das Feuer und versuchte, es niederzuringen. Es war ein Kampf der Elemente. Aufgeregt ballte Simon die Fäuste. Sein Plan funktionierte, das Feuer hielt Drhans Atem auf!
Doch da sah er entsetzt, wie die Flammen kleiner wurden. Stück für Stück drängte die Kälte das Feuer zurück. Simon tastete nach Ashakida, ohne die Augen von dem Kampf zu lassen.
Plötzlich zuckte die Leopardin zusammen. »Simon, die Tankstelle!«
Überrascht schaute Simon in die Richtung, in die Ashakida wies: Das Feuer hatte glühende Asche durch die Luft geschleudert und das Benzin entzündet, das beim Aufwickeln des Schlauches aus dem Zapfhahn gespritzt war. Hell loderten die Flammen auf dem sandigen Boden. Und jetzt sah er auch, was Ashakida alarmiert hatte: Aus einem der Zapfhähne floss noch immer Benzin.
Den Atem angehalten, beobachteten sie das Feuer, das wie eine glühende Schlange den benzingetränkten Boden entlangkroch. Hell züngelten die Flammen auf die Tankstelle zu. Sie erreichten die Zapfsäule und leckten den Schlauch hinauf, aus dem weiterhin Benzin floss. Simon riss Ashakida auf den Boden des Grabens und warf sich über sie. Im gleichen Augenblick zerriss eine gewaltige Explosion die Nacht.
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Erst kam das Licht, Simon sah es, obwohl er die Augenlider fest zusammenkniff. Dann donnerte es ohrenbetäubend. Sekunden später fegte ein Feuersturm über sie hinweg. Die Arme schützend über seinen Kopf gelegt, ahnte Simon nur, was geschah. Die Flammen mussten in den unterirdischen Benzintank gekrochen sein und den Kraftstoff darin entzündet haben, dann hatte das Feuer seine Macht bewiesen: Die Tankstelle war explodiert, und ein gleißender Ball aus Flammen, Qualm und Hitze war hinaus in die Nacht geschleudert worden.
Für einen Augenblick rangen Simon, Ashakida und die bewusstlose Ira nach Luft. Das Feuer brauchte Sauerstoff, und es sog ihn aus dem Graben heraus, um ihn gierig zu fressen. Dann kam der Qualm, er umhüllte sie und drang in ihre Lungen ein. Hustend lagen sie im Staub. Es dauerte zum Glück nur wenige Sekunden. Der Wind, der vom Meer kam, blies den Qualm fort, er brachte frische klare Luft mit sich, und mit ihr den nötigen Sauerstoff. Tief sogen sie die Luft in sich hinein – für einen Moment fühlten sie sich wie neugeboren. Auch Iras Atem ging wieder ruhiger.
Nach einer Weile ließ die Hitze etwas nach. Simon wischte sich den Staub vom Gesicht und sah vorsichtig über den Randdes Grabens hinüber zur Tankstelle. Dort, wo eben noch die Zapfsäulen und das Kassenhaus gestanden hatten, befand sich nun ein großer Krater, umgeben von brennenden Trümmern. Die umliegenden Felder standen in Flammen, auch die Gebäude der alten Plantage sowie einige Bäume hatten Feuer gefangen. Der Wind trieb das Feuer weiter voran. Jetzt bemerkte Simon, was sie für ein Glück gehabt hatten: Der vom Meer kommende Wind hatte die Explosion und das Feuer zur anderen Seite gedrängt und sie so gerettet.
Ashakida schüttelte sich den Staub und die Asche aus dem Fell und sprang aus dem Graben. Auch Ira rührte sich, sie hob den Kopf und schaute sich
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