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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Haut verlor ihre Farbe, als er Hände und Gesicht mit dem Staub einrieb. Er zog seine Kapuze über seine Haare und legte sich flach auf den Boden, direkt an der Mauer.
    Jetzt trat der Hüne durch die Toröffnung, seine Schritte knirschten auf dem Asphalt. Ohne innezuhalten, ging der Mann zum Geländewagen. Simon hörte die Tür des Fahrzeugs, sie öffnete sich quietschend.
    Der Hüne schien ihn nicht entdeckt zu haben!
    Vorsichtig drehte Simon den Kopf, um hinüber zum Wagen zu sehen.
    Der Hüne saß schon hinter dem Lenkrad, er wollte gerade die Tür wieder schließen, als er aus dem Augenwinkel Simons Bewegung wahrnahm. Ruckartig fuhr er herum.
    Simon erstarrte.
    Mit gerunzelter Stirn blickte der Hüne zur Stadtmauer. Dann stieg er langsam wieder aus.
    Regungslos, die Augen geschlossen, horchte Simon auf die Schritte des Hünen. Sie kamen langsam näher. Simon rührte sich nicht. Das Geräusch der Schritte verstummte, und es war still, bis auf das leise Säuseln des Windes, der durch die verlassenen Häuser strich.
    Simon zögerte. Nach einer Weile, die ihm endlos vorkam, öffnete er ein Augenlid einen Spalt weit. Was er sah, ließ ihn zusammenzucken. Der Hüne stand ein paar Meter vor ihm und starrte ihn mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht an. Er hatte ihn entdeckt!
    Simon sprang auf. Der Hüne drehte sich um. »Hierher«, brüllte er, »ich hab ihn! Er ist hier vor der Mauer!«
    Aus der Stadt waren Rufe zu hören, Befehle wurden gebrüllt, jemand näherte sich im Laufschritt. Die Soldaten kamen!
    Gehetzt sah Simon um sich. Er saß in der Falle! Hinter ihm war die Stadtmauer, neben ihm die Brandmauer, vor ihm stand der Hüne – es gab keine Möglichkeit zu fliehen. Der erste der Soldaten kam durch das Tor.
    Simon wich zurück. Er stolperte und fiel zu Boden.
    Die Soldaten stürzten auf ihn zu. An die Brandmauer gelehnt, blickte Simon auf die näher kommenden Männer. Es war vorbei.
    Dann geschah es: Die Zeit blieb stehen, nur einen winzigen Moment lang, als sei sie kurz aus dem Tritt geraten. Simon zuckte zusammen. Erneut ruckte die Zeit. Der Soldat, der als Erster auf ihn zustürzte, stand wie erstarrt, auch die anderen beiden, die nach ihm kamen, blieben regungslos stehen. Einen Lidschlag später bewegten sie sich wieder. Mit verzerrten Gesichtern stürzten sie auf ihn zu.
    Simon sprang auf. Es gab nur eine, die so etwas konnte. »Ashakida!« Verzweifelt brüllte er ihren Namen. »Ashakida, hilf mir! Schnell!«
    Auf einmal stoppten die Soldaten mitten in der Bewegung ihren Lauf, sie standen ohne Regung da, so als wären sie tiefgefroren. Auch der Hüne, der ihn gerade greifen wollte, war erstarrt.
    Simon hatte abwehrend seine Hände gehoben, jetzt ließ er seine Arme sinken. Es war totenstill, nichts rührte sich. Der Wind schwieg, das Geräusch des Meeres war verstummt. Eine Staubwolke, die eine Böe auf der anderen Seite der Autobahn gerade noch aufgewirbelt hatte, hing starr wir ein hingewischter Farbfleck über der Fahrbahn.
    Simon holte tief Luft, dann ging er Schritt für Schritt an den regungslosen Männern vorbei.
    Er entdeckte Ashakida im Fenster eines Hauses nahe der Autobahn. Die Leopardin sah zu ihm hinüber, sie wirkte angespannt, ihr Gesicht war verzerrt. »Beeil dich.« Er konnte ihre Stimme kaum verstehen.
    So schnell es ging, rannte Simon über die Straße, er duckte sich unter der Leitplanke hindurch und stieg die Böschung zum Eingang des Hauses hinauf. Kaum war er durch die Fensteröffnung geklettert, entspannte sich der Körper der Leopardin. Simon hörte, wie der Wind wieder säuselte und das Meer an das Ufer brandete. Dann tönten die überraschten Rufe des Hünen und der Soldaten über die Straße.
    Schwer atmend blickte Ashakida zu Simon. Sie sah ärgerlich aus, doch Simon spürte, dass sie erleichtert war.
    »Danke.«
    Die Leopardin antwortete nicht. Sie wandte sich um und schaute durch das Fenster hinüber zur Stadtmauer. Auch Simon trat vorsichtig an die Fensteröffnung und linste hinaus.
    Die Soldaten und der Hüne waren weitergestürzt und hatten verblüfft vor der Mauer gestoppt, jetzt starrten sie auf die Stelle, an der Simon eben noch gelegen hatte. Für sie war Simon von der einen auf die andere Sekunde verschwunden.
    Simon musste leise kichern, als er die fassungslosen Gesichter der Männer sah.
    Ashakida fauchte ärgerlich. Simon verstummte.
    Schweigend sahen sie zu, wie die Soldaten den Hünen packten und in die Stadt zerrten. Der Hüne protestierte, doch die

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