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Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt

Titel: Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Maria wieder in den Strom der Schläfer einreihte und im Nebel verschwand.
    Schweigend, nach einem letzten wütenden Blick zu Simon, wandte sich Philja ab. Er verließ den mit Schläfern bevölkerten Fußweg und überquerte die Fahrbahn. Die anderen folgten ihm.
    Bald hatten sie die Hauptstraße hinter sich gelassen und gingen durch ruhigere Seitenstraßen. Hier waren nur wenige Schläfer unterwegs, und zu ihrer Erleichterung sahen sie auch keine Soldaten. Noch immer sagte Philja nichts, doch Simon konnte seine Gefühle spüren, der Rothaarige war für ihn offen wie ein aufgeschlagenes Buch. Philja war ärgerlich und zugleich ängstlich. Simon verstand ihn, und er hatte ein schlechtes Gewissen, Maria angesprochen zu haben. Er beschleunigte seinen Schritt, bis er neben Philja ging. Wortlos signalisierte er ihm, dass es ihm leidtat, was er gerade eben getan hatte. Philja versuchte ein Lächeln.
    Nach einer Weile erreichten sie einen Platz. Er war groß und leer, die Schläfer schienen diesen Bereich der Stadt zu meiden. Philja betrachtete aufmerksam die verlassene Fläche. Als sich nichts rührte, ging er vorsichtig weiter entlang der Häuser, die an den Platz grenzten. Es waren niedrigere Gebäude mit verzierten Fassaden, Simon kamen sie bekannt vor. Er hatte diesen Platz schon einmal gesehen, in seiner Welt, doch damals war dieser Ort lebendig und laut gewesen, voller Menschen und Autos.
    Als vor ihnen ein großes Gebäude im Dunst auftauchte, wusste er, wo sie sich befanden: Vor ihnen lag der Bahnhof der Stadt. Auch hier in Avaritia war der Bahnhof alt, er sah beeindruckend aus mit seinen Säulen und Verzierungen. Große halbrunde Fenster gliederten die Fassade, sie endeten kurz über dem Boden, zumindest sah dies von außen so aus. Doch Simon wusste, dass nur das obere Drittel der Halle aus der Erde ragte, der Hallenboden lag tiefer, da die Züge in Tunneln die Stadt erreichten. Die Fenster, die hier draußen in Bodenhöhe endeten, befanden sich im Inneren der Halle weit oben in der Mauer. Das Sonnenlicht, das sie einfingen, fiel tief hinab.
    Wie auf Kommando zerriss ein Windstoß die Nebelschwaden und die Sonne kämpfte sich durch den Dunst. Besorgt blinzelte Philja in das Licht. Er beschleunigte seinen Schritt, um noch im Schutz des Nebels die Bahnhofshalle zu erreichen. »Schneller!« Es war das erste Mal, dass Philja sprach, seitdem sie die Oberfläche der Stadt betreten hatten.
    Sie erreichten unbemerkt die Rundbögen, die die Fenster des Bahnhofes einfassten, Philja stoppte im Schutz eines leer stehenden Kiosks. Sie waren an ihrem Ziel.
    Nach einiger Zeit, noch immer war niemand auf dem Platz zu sehen, wagte sich Simon aus der Deckung und schlich zu einem der Fenster. Er rieb ein Guckloch in die Dreckschicht, die das Glas überzogen hatte, und blickte hindurch in die Tiefe. Feucht glänzend funkelte unter ihm die Bahnhofshalle im Licht der Sonne. Auf dem nassen Boden lagen Holz, Plastikfetzen, ein leeres Fass – Treibgut, das der Stundenfluss hinterlassen hatte.
    Philja trat neben ihn, auch er rieb mit seinem Unterarm über die Scheibe und sah hinab.
    »Wo ist der Stundentunnel?« Simon konnte nirgendwo eine Öffnung erkennen.
    Philja wies auf einen dunkeln Schacht gegenüber den Fenstern, er lag etwas versteckt hinter den Säulen. »Da drüben. Dort musst du hinein.«

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39
    Sie berieten sich im Inneren des Kiosks. Ira hatte kurzerhand die Tür aufgebrochen, als sich die Nebelschwaden immer mehr verzogen und die Sonne den Platz vor dem Bahnhof unbarmherzig ausleuchtete. Hier drinnen waren sie sicher, die Soldaten kämen niemals auf die Idee, in eine alte, verfallene Verkaufshütte zu schauen.
    Philja wies auf das Portal an der Seite des Gebäudes. »Da drüben, das ist der Eingang.« Mehrere breite Türen befanden sich unter einem Baldachin aus Sandstein. Sie führten in einen Vorraum des Bahnhofs, ergänzte Philja, und dort würde Simon eine Treppe finden, die hinab in die Halle führte.
    »Du kommst nicht mehr mit?« Simon hatte gehofft, Philja würde sie bis zum Eingang des Stundentunnels führen.
    Der Rothaarige schüttelte den Kopf. »Ich muss zurück. Sobald der Nebel wieder dicht genug ist, kehre ich um.«
    Simon konnte Philja verstehen. Der Rothaarige hatte viel riskiert für sie, und Simon war ihm dankbar, dass er sie bis hierhin gebracht hatte. Mehr wollte er nicht von ihm verlangen.
    Ira zuckte mit den Schultern. Simon spürte, dass sie sich Sorgen machte, doch sie gab sich cool. »Macht

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