Der Torwächter Bd. 2 - Die verlorene Stadt
Ira und Ashakida fragte, ob sie ihn begleiten würden, zögerten die beiden nicht einen Augenblick: Sie würden ihn begleiten. Simon war erleichtert, und gemeinsam gingen sie zum Ausgang.
»Wartet!« Der Rothaarige war ihnen nachgekommen. »Libor hat gesagt, ich soll euch zurückbringen, dorthin, wo ich euch gefunden habe. Aber …« Er stockte.
Simon drehte sich zu ihm um. »Aber … was?«
Philja lächelte verschmitzt. »Aber er hat nicht gesagt, welchen Weg wir gehen sollen.«
»Das heißt …?«, fragte Simon gespannt.
»Ich bringe euch zum Stundentunnel.« Schnell drehte sich Philja um und ging zur Tür, so als wolle er nicht länger über seine Entscheidung nachdenken. Simon eilte ihm nach und knuffte ihm erleichtert in die Seite. »Danke!« Er lächelte.
Der Rothaarige lächelte ein wenig bemüht zurück. Ihm war mulmig zumute, spürte Simon, Philja bekam Angst vor seiner eigenen Courage. Doch Simon spürte auch, dass Philja jetzt nicht kneifen würde.
Die Jugendlichen und die Kinder waren alle fort, als sie den Konferenzsaal verließen, der Nebenraum lag verlassen da. Die Tür zur Windhalle stand offen, das flackernde Licht, das durch die Rotorschächte in das Innere der Halle fiel, drang durch die Tür zu ihnen herein. Schweigend gingen sie auf den Ausgang zu.
Ira und Philja hatten den Raum schon verlassen, als Simon plötzlich stutzte. Ihm war ein Schriftzug aufgefallen, klein und unauffällig, er war in ein Messingschild eingraviert, das an die Kontrollwand geschraubt war. Simon machte Ashakida auf das Schild aufmerksam. Die Leopardin war genauso verblüfft wie er, als sie die Schrift sah. Sie hatten das Wort, das dort stand, schon einmal gesehen, vor Kurzem erst. Es stand auf dem Handschuh, den Simon bekommen hatte und der in seiner Hosentasche steckte. Es waren fünf Buchstaben: APHYR .
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APHYR – warum stand dieser Name an dem Kontrollpult? Sosehr er auch grübelte, Simon konnte es sich nicht erklären. Auch Ashakida war ratlos, was der Name der allmächtigen Göttin in einem verstaubten Schaltraum zu suchen hatte.
Das Licht ihrer Lampen tanzte an den matt glänzenden Wänden des Luftschachtes, den Philja für ihren Weg zum Bahnhof der Stadt ausgesucht hatte. Sie hatten einige Ebenen in die Tiefe klettern müssen, bis Philja vor einer Öffnung stehen geblieben war. Simon beobachtete den Rothaarigen. Er wirkte ruhig und folgte mit stetigem Schritt dem Luftschacht. Doch der äußere Schein trog. Seit sie die Windhalle verlassen hatten, war er angespannt, mehr noch als auf ihrem Hinweg zur Versammlung des Rates. Das, was sie vorhatten, war sehr gefährlich.
Ein Sirren ertönte hinter ihnen, Simon hörte es als Erster: ein Reinigungswagen! Er warnte die anderen, und gemeinsam rannten sie los. Das Sirren wurde lauter, der Wagen kam näher. Doch nirgendwo war ein Seitenschacht zu sehen, in den sie sich hätten flüchten können. In letzter Sekunde, sie konnten den Roboter schon hinter sich sehen, entdeckte Philja einen schulterbreiten Riss in der Tunnelwand. Er presste sich in die Spalte und rückte an die Seite, um den anderen Platz zu machen. Nacheinander quetschten sie sich in die Lücke. Ashakida wollte auf Simon warten, doch er packte sie und schob sie zwischen die Beine der anderen. Dann riss er seinen Rucksack vom Rücken und drückte sich in den Spalt, gerade als hinter ihnen der Putzroboter vorbeiglitt. Die rotierenden Borsten zerfetzten Simons Jacke. Das Sirren und Kratzen wurde wieder leiser, bis es nicht mehr zu hören war.
Erleichtert zwängten sie sich aus der Spalte. Ashakida war ärgerlich. »Was sollte das? Ich soll
dich
beschützen, nicht du mich!« Sie war ungehalten, dass Simon sie in die Lücke geschoben hatte, anstatt zuerst zu gehen.
Simon lächelte. »Ist doch gut gegangen, oder?« Er knuffte sie und zog die Reste seiner Jacke aus, um sie in die Öffnung zu stopfen, in die sie sich gerade geflüchtet hatten. Dann setzte er sich seinen Rucksack auf. »Lasst uns weitergehen.« Simon war selber erstaunt, wie ruhig er geblieben war.
Der Luftschacht wurde immer schmaler. Philja leuchtete die Wand ab, während er langsam weiterging. Endlich fand er, was er suchte: eine Klappe in der Seitenwand des Rohrs. Mit Iras und Simons Hilfe stieß er die Klappe zurück. Vorsichtig schob Philja seinen Oberkörper durch die Öffnung. Er horchte. Nach einer Weile, es war still geblieben, kletterte er hinaus und sah zu ihnen zurück. »Kommt.«
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