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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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die darauf vertrauen, dass sie ihr Leben lang Arbeit haben werden. Gute, ehrliche Arbeit und auskömmliche Bezahlung. Und was passiert? Krieg, Inflation, Attentate, Pleite, Entlassung!«
    Asmus klopfte ihm sacht auf die Schulter. Nach einer Weile beruhigte sich Bahnsen, stand auf und befreite sich in einer längeren Prozedur vom Sand an der Hose.
    »Hast du mit Mart sprechen können, Hans Christian?«
    »Ja! Er sagt, der einzige Fremde, den er im Hafen und in der Werft gesehen hat, bist du!«
    Asmus holte tief Luft. Viel Hilfe hatte er nicht von Mart erwartet, aber auch nicht, dass dieser plötzlich ihn als möglichen Täter an den Pranger stellte.
    Die überraschende Verbindung des Attentats mit ihm selbst brachte Asmus am späten Abend auf ganz neue Gedanken. Vor sich die Petroleumlampe, die auf der Back stehend ihr sanftes Licht verbreitete, und in Händen einen Becher mit heißem Tee, begann er den möglichen Ablauf durchzugehen. Auf das zugeschobene Luk fiel sanfter Regen, der gelegentlich einen Spritzer auf seine Jacke sandte. Der nächtliche Himmel war schwarz und ohne jeglichen Stern. Ausnahmsweise wehte kaum Wind.
    Was war, wenn seine Person beteiligt war, gar den Auslöserfür das Attentat dargestellt hatte? Mart war von jemandem gegen ihn, Asmus, aufgehetzt worden, möglicherweise von Jung. Jung schien mit seinem Vorgesetzten Sinkwitz gemeinsame Sache zu machen. Und Sinkwitz hatte Asmus zusammen mit Bahnsen schwatzen sehen, als er sich eigentlich in List hätte befinden sollen. Wenn es denn eine Warnung für Bahnsen war, sollte diese heißen, sich nicht mit Asmus einzulassen?
    Es schien weit hergeholt.
    Aber Bahnsen war ein Kenner der Interessen der Eingeborenen, von ihren Unter-der-Hand-Geschäften, von Schmuggel, kurz von Inselgeheimnissen. Darüber hinaus war er ein guter Beobachter und kein Feigling.
    Es war deshalb nicht von der Hand zu weisen, dass eine Freundschaft zwischen Bahnsen und einem ehemaligen erfolgreichen Kriminaloberinspektor eine Allianz darstellte, die jemandem gefährlich erscheinen mochte.
    Die Franziska wiegte Asmus in der auflaufenden Flut so sanft, dass er beinahe eingeschlafen wäre. Bis ihn die Brisanz seiner Überlegungen aufschreckte.
    Womit hatte er es in dieser Dienststelle eigentlich zu tun? Machte man sich nur das Arbeitsleben so leicht wie möglich, oder ging es um mehr?

KAPITEL 5
    Es dauerte nicht lange, bis Asmus die Vorteile seiner neuen Beschäftigung entdeckte: Er konnte tun und lassen, was er wollte, auf der Insel umherstreifen oder sich mit einem Buch ans Morsum-Kliff legen. Genaue Vorschriften, was er zu tun hatte, gab es nicht.
    Er wusste lediglich aus der amtlichen Polizeiverordnung, was er, wie alle anderen, zu unterlassen hatte: Stranddisteln und Dünenrosen zu pflücken. Damit konnte er leben. Was das Beste war: Weder von Sinkwitz noch von Jung war anzunehmen, dass sie die Dünen und Klippen gut kannten.
    Als er sich nach einigen Tagen wieder auf sein Motorrad warf und davonknatterte, galt sein gegenwärtig größtes Interesse ohnehin den Möweneiern. Sie waren vom absoluten Schutz ausgenommen worden, weil man das seit Jahrhunderten geübte Recht der Bevölkerung, Eier zu Nahrungszwecken zu sammeln, ohnehin nicht hätte wirksam beschränken können. Pro forma war das Einsammeln allerdings auf Jagdberechtigte reduziert worden.
    Asmus war jedenfalls fest entschlossen, seine Speisekarte um Möweneier zu erweitern, solange sie essbar waren. Ein paar Wochen später würden sie angebrütet und damit untauglich sein, so viel wusste er immerhin.
    Die Dünen bei List waren Asmus’ erstes Ziel. Allerdings erlaubte er sich, vorher eine kleine Runde am Königshafen zu drehen. In der Bucht lagen einige Boote, auch eines, das er am Vortag schon gesehen hatte. An diesem Vormittag schwammen alle Ankerlieger auf. Es wunderten sich nur die Schafe, auf den Schiffen rührte sich nichts. Warum auch, er war ja mit dem Motorrad unterwegs, nicht mit dem Zollkahn.
    Auf dem Rückweg am Schlechten Hafen entlang zum Zollschuppen bekam Asmus völlig unerwartet zu spüren, dass die Lister verärgert waren. Die Männer machten einen Bogen um ihn, sahen beiseite, der Wirt der »Fiskalischen Austernstube« schlug seine Tür mit einem Knall zu, und nur Schulkinder grüßten, wie es sich Erwachsenen gegenüber gehörte. Das wiederum machte ihm klar, in welchem Ausmaß seine Dienststelle ihre Aufsichtspflicht bislang vernachlässigt hatte. Vermutlich galt er in List bereits als scharfer

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