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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Hund.
    Als er zum Zollschuppen kam, entdeckte er zu allem Übel, dass das Schloss aufgebrochen war.
    Sämtliche Flaschen waren ausgeräumt. Ein süßlicher Duft nach Schnaps lag in der Luft, herrührend von einigen Glasscherben auf dem Boden. An den schwarz geteerten Wänden hingen uralte Fischernetze, die Asmus vorher nicht bemerkt hatte. Offenbar war der Schuppen nach Aufgabe durch den Zoll schon Jahre lang von den Listern als Fischerhütte benutzt worden. Ungehalten trat er einige Scherben an die Wand.
    Ein verstohlenes Tappen vor der Hütte, offenbar von zwei lahmen Füßen und einem Stock, ließ Asmus hinausschauen. Eine alte Frau kam vorbei.
    In der Hoffnung auf Aufklärung trat er in die Tür, klemmte seinen Tschako unter den Arm und erkundigte sich höflich in seinem heimatlichen Platt, ob sie wisse, was hier passiert sei.
    Sie starrte ihn mit geöffnetem Mund an. Braune, schadhafte Zähne wurden sichtbar, und ein dünner Speichelfaden rann ihr am Mundwinkel herab. Die Frage hätte er sich sparen können, dachte Asmus resigniert. Sie würde nicht freundlicher als die Männer reagieren.
    »Jawohl«, sagte sie plötzlich, klemmte den Gehstock unter den Arm und rückte ihre Haube energisch zurecht. »Kerle von einem der Schiffe waren das. Keine Sylter. Verstehen konnte man sie nicht, die sprachen fremdländisch. Aber kein Dänisch, bilden Sie sich das bloß nicht ein! Die sind eines Nachts hier eingesegelt und neben dem Zollschuppen längsseits gegangen.«
    Asmus war so überrascht, dass er sich beinahe zu bedanken vergaß. Mehr wusste sie nicht, aber immerhin. Wahrscheinlich hatten sich ohnehin die Täter sofort nach dem Einbruch mit Hilfe von Karbidscheinwerfern an der Insel Uthörn vorbei ins tiefe Wasser getastet. Dänen waren sie also nicht. Inzwischen hatte er sich auf Sylt hinreichend umgetan, um zu wissen, dass sich mehr und mehr Sylter Dänen offen zu ihrem Dänischtum bekannten und die alte Frau mit ihrer Sprache vertraut war. Waren die Diebe vielleicht Holländer? Jedenfalls waren sie auf und davon, und man würde sie nie fassen.
    »Ich habe nichts gegen Dänen«, verteidigte Asmus sich lahm. Dann fiel ihm etwas anderes ein. »Soll ich dich auf meinem Motorrad nach Hause fahren, Mutter Ehrlich? Ganz langsam, damit dir nicht schwindelig wird.«
    Sie lächelte ihre schwarzen Zahnstummel weg. Auf einmal wurden ihre faltigen Züge glatt, und Asmus konnte sich vorstellen, welch hübsche Frau mit goldblonden Zöpfen sie in ihrer Jugend gewesen war. »Nein, mein Junge, so schnell wird einer Friesin auch in Zeiten politischer Wirren nicht schwindlig. Außerdem wohne ich doch hier, sonst hätte ich das Schiff nicht gesehen.« Sie zeigte auf eine Kate, die nur durch den Grasweg vom Schlechten Hafen getrennt war.
    Asmus schmunzelte, vor allem über seinen eigenen Fehler. Die Schönheit mochte sie verloren haben, aber nicht ihre Gewitztheit.
    Asmus entschied sich, sofort nach Westerland zurückzufahren, um Meldung zu erstatten. Aus allem anderen hätte man ihm einen Strick drehen können.
    Sinkwitz war nicht anwesend, obwohl er Dienst hatte. Vielleicht hatte er ja bei Morsum zu tun, eine Bemerkung von Matthiesen, die Asmus unverständlich geblieben war.
    Jung hockte auf seinem Lehnstuhl wie üblich – sein Hintern musste auch ohne Hose schon quadratisch und grün vom Polster sein, mutmaßte Asmus und verkniff sich ein Grinsen. »Die beschlagnahmte Zollware in Sylt wurde gestohlen, Herr Oberwachtmeister«, meldete er korrekt.
    »Woher weißt du das, du bist doch ans Morsum-Kliff beordert.«
    »Nein, bin ich nicht«, widersprach Asmus und wunderte sich über das plötzliche Du. »Es gibt zwei Naturschutzgebiete auf Sylt, und ich bin zuerst zum Schutzgebiet in den Dünen bei List gefahren. Das heißt, da wollte ich hin. Vorher entdeckte ich jedoch den Diebstahl des Schmuggelguts.«
    »Ich werde deine Meldung notieren, wenn du darauf bestehst«, meinte Jung gönnerhaft. »Für deine Zukunft hier auf Sylt wäre es besser, das Maul zu halten und so schnell wie möglich zu den Dünen zurückzukehren. Du hast die Wahl. Eine Minute.«
    »Vielen Dank für Ihre Großzügigkeit«, spottete Asmus hintergründig, für den in diesem Augenblick die Fronten geklärt waren. »Ich ziehe Korrektheit vor.«
    »Mir scheint, du bist noch nicht ausreichend belehrt, was die politischen Ziele in diesem Land sind.« Jung grinste schief, schlug eine neue Seite im Journal auf und begann zu schreiben. »Ich glaube nicht, dass du zu uns

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