Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
Vom Netzwerk:
grauen Haar.
    Schließlich entschloss Bahnsen sich. »Ja, gut. Du musst nach Kampen fahren. Mitten in das Nest, in dem die Nackedeis hausen.«
    »Was?«
    »Ja, es ist so«, bekräftigte Bahnsen und zuckte die Schultern. »Leider wissen meine Landsleute nicht die Schätze zu schützen, die ihnen der Herrgott gegeben hat. Da mussten Fremde kommen, die uns darauf aufmerksam machen. Natürlich wurden sie erst einmal wegen ihrer wirren Vorstellungenverspottet, aber gelegentlich, ganz gelegentlich, stellen auch Einheimische fest, wie recht sie haben. Junge Leute, die älteren nicht.«
    »Tatsächlich«, murmelte Asmus und wusste vor Überraschung noch immer nichts zu sagen. Denn ohne sich ein abschließendes Urteil über diese Künstler, Maler und Schriftsteller anzumaßen, hatte er sie doch heimlich als Störenfriede auf Sylt empfunden. Und nun entpuppten sie sich als Bewahrer dessen, was die Friesen möglicherweise aus Unachtsamkeit und Gleichgültigkeit zu zerstören imstande waren?
    »Geh zur Villa Uhlenkamp in Kampen. Du findest sie leicht, sie ist im Unterschied zu unseren alten dörflichen Häusern zweistöckig und in Fachwerk gebaut. Im Sommer wohnt dort Ferdinand Avenarius. Der schreibt und gibt eine Zeitschrift heraus. Er wird dir weiterhelfen können.«
    »Hat er die Kenntnisse, die ich mir aneignen will?«
    »Das weiß ich nicht. Er dürfte sowieso zu alt sein, um dich durch deine Schutzgebiete zu führen. Er soll auch krank sein. Aber raten wird er dir. Sylt ist seine Leidenschaft geworden.«
    »Gut, das mache ich. Aber jetzt gehe ich erst einmal in die Koje. Wanderungen machen müde.« Asmus stand auf und streckte sich.
    Bahnsen sah zu ihm hoch und grinste. »Typisch für Männer der See. Ich würde nach Hörnum auch nur segeln, statt eine Bahnfahrkarte zu lösen und am Ende noch meine Füße abnutzen zu müssen.«
    »So geht es mir auch«, stimmte Asmus zu. »Gute Nacht.«
    »Ach übrigens, Niklas«, warf Bahnsen hinter ihm her. »An der Villa Uhlenkamp halte dich nicht lange mit Klopfen an der Tür auf. Geh in den Flur und brülle durchs Haus nach Herrn Avenarius. Er liegt bei sonnigem Wetter immer nackt in seiner Badewanne auf dem Dach und hört kein Klopfen.«
    Lautes Brüllen erwies sich als überflüssig, als Asmus am nächsten Vormittag in Kampen vor der Villa stand. Ein Herr mit Jackett und akkurat gebundenem Halstuch, sichtlicheiner begüterten Gesellschaftsschicht angehörend, saß auf einer Bank vor einem Tisch am Haus und schrieb konzentriert. Die Sonne brannte, aber das schien ihn nicht zu stören.
    »Herr Avenarius?«, fragte Asmus behutsam, um ihn nicht zu erschrecken.
    Der ältere Herr mit wirrem Haar und krausem Bart sah hoch. Missbilligend musterte er Asmus vom Tschako bis zu den Stiefeln. »Ja. Was ist denn nun schon wieder?«, fragte er ungehalten. »Ich habe nichts getan, worüber Sie sich beschweren könnten.«
    »Nein, da haben Sie völlig recht, ich wüsste auch nichts.« Asmus’ herzhafte Zustimmung ließ Herrn Avenarius den Bleistift auf sein Heft schmettern.
    »Ja, was ist dann? Da Sie meinen Vortrag über die zerstörerische Wirkung des Wattenmeer-Damms, den ich nächste Woche halten werde, nicht kennen, können Sie ihn mir nicht verbieten! Oder gehen Sie jetzt schon so weit?«
    »Herr Avenarius«, sagte Asmus unbeeindruckt, »ich kenne die Schwierigkeit, die Sie offenbar seitens der Schupo fürchten, nicht. Ich wurde kürzlich nach Sylt abkommandiert, habe mich um die Einhaltung der neuen Naturschutzbestimmungen zu kümmern und suche jetzt Hilfe. Sie wurden mir empfohlen als derjenige, der mir Sachkundeunterricht erteilen kann. Mit anderen Worten: Wenn ich eine Stranddistel schützen soll, muss ich wissen, wie sie aussieht. Und Sie wissen das, hat man mir gesagt.«
    Der Künstler runzelte ungläubig die Stirn. »Das sind ja ganz neue Töne. Bisher hat die Polizei sich stets als mein Gegner gegeben. Zum Beispiel hat man versucht, mich glauben zu machen, dass die Besucher des Leuchtturms Rotes Kliff in meine Badewanne auf dem Dach spähen können. Und da meine Badewanne keine Konzession als Nacktbadestrand hat, wurde mir der Aufenthalt dort in unbekleidetem Zustand verboten.«
    Asmus wandte sich zu dem gelb-grauen Turm um, der von überall her zu sehen war, aber doch in einiger Entfernung lag, und brach in unbekümmertes Lachen aus. »Ist das Ihr Ernst?«
    Avenarius nickte und fiel in sein Lachen ein. »Mit Fernglas, ja. Kommen Sie. Setzen Sie sich«, lud er Asmus ein. »Und bitte

Weitere Kostenlose Bücher