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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Sozialisten natürlich«, befand sie triumphierend und strahlte ihn so glücklich an, als hätte sie einen Strandfund gemacht.
    Er überlegte, wie man sich als Bernstein im Sand fühlen mochte, und verkniff sich jede Antwort.
    »Stimmt’s?«
    »Geht vielen so.«
    »Sicher. Dagegen kann man was tun. Wollen Sie deswegen mit meinem Vater sprechen? Er hat einigen Einfluss auf Sylt und anderswo.«
    Er verstand. »Mit Ihrem Vater als Parteimitglied? Um eine mögliche Mitgliedschaft abzuklopfen? Nein«, sagte er abweisend. »Ich habe einen Grund, der in meine Polizeiarbeit fällt.«
    Sie lehnte sich mit funkelnden Augen vor. »Ein Mord? Eine Gewalttat? Soll er aussagen? Weiß ich auch etwas darüber?« Plötzlich lag ihre Hand auf seinem Knie.
    »Fräulein Böhrnsen, es wäre mir angenehm, wenn Sie mich jetzt meine Arbeit tun ließen.« Asmus hob mit zwei Fingern demonstrativ ihre Hand von seinem Bein und sprang aus der Kutsche.
    »Schön, wenn Sie meinen«, versetzte die Böhrnsen-Tochtermit pikiert gekräuselter Oberlippe, tippte dem Kutscher auf die Schulter und ließ sich grußlos davonfahren.
    Etwas ratlos sah Asmus ihr nach. Er hatte das dumme Gefühl, einen Zweikampf verloren zu haben.
    Die Tür tat sich bei seinem Klopfen nicht auf. Beim zweiten Mal ertönte ein Brüllen. »So komm doch herein!«
    Asmus trat in die Diele ein und streifte sich die Holzpantinen auf dem Terrazzoboden ab, bevor er sich in das Wohnzimmer begab, das hier Dörns genannt wurde, sofern es beheizbar war.
    Jetzt erkannte er Böhrnsen auch ohne Armbinde wieder. Der Mann mit dem feisten Gesicht und einem kurzgeschnittenen schlohweißen Backenbart ruhte halb liegend wie in einem Krankenstuhl mit emporstehendem Spitzbäuchlein und auf einen Hocker hochgelegten Füßen, neben sich eine zierliche blaue Tasse, aus der es nach scharfem Alkohol roch, wahrscheinlich einem Pharisäer.
    Böhrnsen dirigierte seinen Besucher mit der Hand zu einem mit rotem Samt bezogenen Stuhl. »Setzen Sie sich bitte, Herr. Benötigen Sie eine Kutsche für galante Ausflüge? Meine Kutscher sind sehr diskret. Ich habe die bequemsten Fahrzeuge der ganzen Insel, und wir fahren Sie, wohin immer Sie wollen. Sie können stunden-, tage- oder wochenweise mieten.«
    »Nein, besten Dank, Herr Böhrnsen. Ich habe nur ein paar Fragen an Sie.«
    »Wer sind Sie, und was wollen Sie?« Das Gesäusel von vorher war unvermittelt in einen barschen Ton übergegangen.
    »Ich entschuldige mich. Ich bin Wachtmeister Asmus.«
    »Ach, Sie sind Asmus!« Sein aufmerksamer Blick erfasste Asmus rundum. »Habe schon von Ihnen gehört. Sind Sie im Dienst?«
    Keine dumme Frage. Diesem Mann gegenüber durfte er sich keine Blöße geben.
    »Ich würde Ihnen in diesem Fall keinen Pharisäer anbieten …«
    »Nicht richtig im Dienst. Ganz privat aber auch nicht«,bekannte Asmus bedauernd. »Ich bin inoffiziell hier. Ich hoffe auf Ihre Hilfe.«
    »Oh.« Er war erkennbar überrascht.
    »Man könnte auch sagen: Mitarbeit. Es spricht sich herum, dass Sie sich zuweilen als Mitglied der NSDAP betätigen.«
    »Na und?«
    »Die Partei ist verboten, wie Sie sicherlich wissen. Was Sie privat machen, geht die Polizei nichts an, aber wenn Sie im öffentlichen Raum agieren, müssen wir einschreiten.«
    »Schreiten Sie denn gegen die Kommunistische Partei auch ein?«
    »Sobald sie als solche öffentlich tätig wird, ja.«
    »Und Ihr eigener Vorgesetzter? Was ist mit dem?«
    »Er hütet sich, in seinen Reden und Vorträgen die erlaubte Grenze zu überschreiten. Seine persönliche Meinung darf er verkünden, sofern er nicht empfiehlt, sich der illegalen KPD anzuschließen.«
    »Ach ja. Und ich nicht?«
    »Die Weitergabe von NSDAP-Fähnchen für den Schulgebrauch ist etwas anderes. Nur so, als kleine Warnung.«
    Böhrnsen richtete sich auf, die Hände auf die Armlehnen gestützt, ein Bild der Empörung. »Ich darf meinem Schwiegersohn keine Fähnchen für den privaten Gebrauch überlassen?«
    Asmus ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Schwiegersohn? Diese Verbindung mit Böhrnsen hatte Honke Paulsen aber gut zu verstecken gewusst. »Die Fähnchen werden in der Schulsammlung aufbewahrt. Und Ihre Tochter ist also mit Herrn Paulsen verheiratet?«
    Der Fuhrunternehmer sank zurück und machte es sich wieder bequem. »Noch nicht. Die Verlobung steht kurz bevor. Wir haben es bis jetzt geheim gehalten.«
    »Sie sprechen also von der Verlobung des Lehrers mit der munteren jungen Dame, die vorhin auf die Kutsche

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