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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Asmus auf dem Heimweg. Eigentlich nicht. Ose war ein ruhiger, besonnener Mensch. Folgedessen musste er ihr einen Grund für diese Wut gegeben haben. Aber er kam nicht darauf, was es sein konnte. Seiner Ansicht nach war er völlig unschuldig. Ein Missverständnis also?
    Durch Nachdenken ließ es sich nicht aufklären. Asmus bereitete sich stattdessen ein karges Abendessen und ließ sich dann missmutig vom Wind ins Fährhaus schieben, wo er sofort in seinen Schlafsack kroch. Wenigstens war das Haus solide gebaut und das Dach dicht.
    Am Morgen wurde er durch Mart geweckt, der aber verkündete: »Du brauchst dich nicht zu beeilen, der Fährbetrieb ist für heute eingestellt. Aber da scheint am Dammbau einiges passiert zu sein.«
    »Ja?« Asmus setzte sich auf. Das Watt gehörte zu seinem Aufgabenbereich. »Weißt du, was?«
    »Nö. Vielleicht sind einige Arbeiter ertrunken, keine Ahnung.«
    Asmus fuhr in seine Kleidung, so schnell er konnte. »Fährt die Bahn schon?«
    »Nein, warum auch? Aber der Sturm hat abgenommen.«
    »Und wie sieht’s hier im Hafen aus?«
    »Glimpflich abgelaufen.«
    Wenigstens zwei gute Nachrichten! Asmus’ Frage nach der Ostbahn war natürlich überflüssig gewesen, da die Fähre stilllag. Er musste sein Motorrad nehmen.
    Die Karrenstrecke war schwierig. Stellenweise war Sand über die festgefahrenen Spuren gespült worden, so dass man ihren Verlauf kaum erkennen konnte, an anderen Stellen standen Pfützen. Der Wind kam stoßweise abwechselnd gegenan und von der Seite, und Asmus gelang es manchmal nur unter Mühe, ein Umkippen zu vermeiden.
    Endlich kam Asmus schnaufend in die Wache. »Was weiß man über das Morsum Kliff und die Nössehalbinsel?«, fragte er in die Runde.
    »Von deinen Schutzgebieten weiß ich nichts. Aber am Dammbau ist eine Menge zerstört worden«, antwortete Jung mit hörbarer Befriedigung. »Gemeldet wurde uns bisher, dass zwei Schwimmbagger verschwunden sind, außerdem kilometerweise Spülrohrleitungen und tonnenweise aufgespülter Boden.«
    »Und Menschen?«
    »Keine Ahnung. Aber die meisten wurden noch gestern Abend in der Halle des Turnvereins untergebracht. Ich glaube auch, dass sich die Bauleiter mehr Sorgen um den Damm selbst machen. Die Arbeiter kann man ersetzen.«
    »Natürlich«, stimmte Asmus mit feinem Hohn zu. »War schon jemand dort?«
    Jung schüttelte den Kopf. »Ich warte auf Sinkwitz’ Anweisungen, aber der hat seinen Dienst noch nicht angetreten.«
    »Ja, gut«, entschied Asmus. »Ich fahre auf der Stelle hin.«
    »Ohne Einsatzbefehl. Ich vermerke es im Tagesjournal«, verkündete Jung.
    »Vermerken Sie, was Sie wollen.« Asmus verließ die Wache.
    Nach unendlich mühsamer Fahrt war Asmus an einer Stelle angekommen, wo der Dammbau vermutlich seinen Anfang genommen hatte. So ganz genau konnte er es nicht orten.
    Immer noch waren es bestimmt sechs Windstärken. Die Dammreste bis weit hinaus in die See wurden von den Schaumkronen überspült. Kaum etwas von der bisher fertiggestellten Strecke schien übrig geblieben. Nur in Ufernähe schlugen die Wellen gegen stehengebliebene Pfähle, an denen sich Tang und Unrat aufgehängt hatten.
    Die Stapel der Bahnschwellen waren auseinandergerissen worden – vereinzelt sah Asmus ihre von grauem Schlick überzogenen Umrisse. Die meisten waren wohl bis in die nahen Weiden getragen worden. Eine kleine Arbeitslok lag auf der Seite, und unzählige Schiebkarren waren auf dem Baugelände verstreut. Die Bauarbeiterhütten existierten nicht mehr, die Hausplanken, Öfchen, Kochtöpfe, Schuhe und andere persönliche Besitztümer staken im Schlick.
    Inmitten des Chaos’ wanderten große Raubmöwen umher und suchten nach essbarer Beute. Gruselig, dachte Asmus angesichts eines blutigen Stückes Fisch, um das sich zwei Vögel gierig stritten.
    Dann bemerkte er eine Bewegung. Ein Mann näherte sich ihm schnell. »Moin, Herr Wachtmeister. Ich bin Bauleiter Lorenzen.«
    »Moin, Herr Lorenzen. Hier sieht es ja furchtbar aus«, stellte Asmus bedrückt fest. »Vermissen Sie Leute?«
    »Noch wissen wir es nicht. Aber wir glauben, alle rechtzeitig nach Westerland evakuiert zu haben.«
    Asmus blickte über den grauen Schlick, der sich gleichmäßig über alles gelegt hatte, was liegengeblieben war.Überall schauten weiße oder schwarze abgerissene Flügel hervor, Bürzel, Köpfe … »Aber tote Eiderenten, Trauerenten, Austernfischer, Möwen haben Sie zur Genüge …«
    »Ja. Immerhin gehören sie nicht zu meiner Verantwortung. Das ist

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