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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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leider schwer zusammenzuarbeiten.
    Jung stiefelte aus Sinkwitz’ Arbeitszimmer heraus, als Asmus gerade gehen wollte. »Womit rechtfertigen Sie denn, jemandem eine Rüge zu erteilen, der eine private Anzeige in der Zeitung geschaltet hat?«, fragte er.
    »Mit der öffentlichen Drohung«, antwortete Jung prompt.
    »Hat Sibbersen Ihnen die Droh- und Schmähbriefe gezeigt, von denen er spricht?«
    »Nö. Habe ich abgelehnt. Die sind privat und somit nicht relevant.«
    »Ach so«, sagte Asmus. »Eine öffentliche Bekanntmachung als Antwort auf Briefe ist also eine Drohung, wenn Sie dies so entscheiden, aber persönliche Drohbriefe finden Sie privat. Ist Ihnen klar, dass Sie mit zweierlei Maß messen?«
    Jung blies die Backen auf und wusste nichts zu erwidern.
    Als Asmus vor Sibbersens Kaufladen ankam, standen dort einige flüsternde junge Leute beisammen, einheimische Lehrlinge, schätzte er. Sie schienen erregt, aber auch abenteuerlustig. Ein Passant steuerte auf die Eingangstür zu, überlegte es sich bei ihrem Anblick und bog ab.
    Einer der Jünglinge fuchtelte mit einem hölzernen Spazierstock mit geradem Knauf, den Asmus argwöhnisch musterte. »Geben Sie mir den doch bitte mal.«
    Widerwillig reichte ihm der pickelige Knabe das Stück. Geübt fand Asmus die Arretierung und zog mit dem Griff eine dreikantige Klinge aus dem Spazierstock. »Sie wissen, dass Stockdegen verboten sind, nicht wahr?«
    »Ich wusste nicht einmal, dass es einer ist«, antwortete der Bengel frech. »Wie kann ich ahnen, dass mein Vater verbotene Waffen besitzt? Übrigens, er ist der Besitzer vom Strandcafé.«
    »Mein Junge, das haben schon ganz andere Kaliber als Sie versucht. Einem Polizisten sollten Sie nicht drohen. Es ist nicht nur unhöflich, es verstößt auch gegen das Gesetz. Jetzt geht bitte alle an eure Arbeit zurück und lasst Bonde Sibbersen in Ruhe.«
    »Er beleidigt Sylt und die Sylter!«, rief einer der Burschen erregt.
    »Er verteidigt sich gegen feige anonyme Attacken. Möchte jemand von euch an seiner Stelle sein? Vielleicht Spottbriefe erhalten, weil der Vater unter den Augen der Familie fremdgeht und die Mutter betrügt? Ich bin sicher, der ein oder andere von euch kennt das.«
    Die Jungen sahen einander stumm an, bis endlich einer Mut fasste. »Ich kenne das, Wachtmeister Asmus«, brachte er zögernd hervor. »Ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Na, wenigstens einer«, sagte Asmus lächelnd.
    Der Sprecher sah sich unter den Kameraden um. Deren feindliche Haltung war so gut wie verschwunden. »Wir alle, Herr Wachtmeister. Und meine Hochachtung haben Sie, weil Sie Klartext reden. Manche von unseren Vätern sind einfach peinlich, weil sie so verdruckst sind.«
    »Dann haben wir uns ja verstanden. »Und Sie«, sagte Asmus zu dem Besitzer des Stockes, »stellen den Degen wieder in den Schrank zurück, in den er gehört. Vielleicht bringen Sie den Mut auf, den Vater darauf aufmerksam zu machen, dass er ihn nie benutzen darf.«
    Der junge Mann wusste sein Glück kaum zu fassen, als er den Stockdegen wieder in Händen hielt. »Das mache ich. Danke für das Vertrauen«, murmelte er und machte einen Diener.
    Asmus nickte allen freundlich zu und betrat den Kaufladen.
    Bonde Sibbersen stürmte um den Tresen herum, noch bevor das Glöckchen zur Ruhe gekommen war. »Sie!«, blaffte er. »Sie!«
    »Ja?« Asmus blieb völlig verständnislos an der Tür stehen.
    »Sie tun immer so, als ob Sie auf meiner Seite sind, womöglich sind Sie ja selbst ein Urning, holen alle möglichen Informationen aus mir heraus, und dann hetzen Sie mir diesen unsäglichen Kollegen von Ihnen auf den Hals!«
    »Oberwachtmeister Jung, ich weiß. Ich habe deswegen gerade ein Sträußchen mit ihm ausgefochten.«
    »Das können Sie gar nicht, er hat einen höheren Dienstgrad als Sie. Sie lügen schon wieder, Herr Asmus!«
    Der Kaufmann war leider so erregt, dass er Argumente nicht akzeptieren würde. Asmus betrachtete ihn unschlüssig. Sollte er gehen, damit die Sache nicht eskalierte? Das junge Lehrmädchen war wie stets zugegen, und obwohl sie sich in den Schubladen eines deckenhohen Schrankes zu tun verschaffte, konnte man ihre nach hinten angelegten Ohrmuscheln besichtigen, die vor Aufregung rot waren.
    »Herr Sibbersen«, begann Asmus versöhnlich, »die Anzeige entspricht Ihrem Zorn, ich weiß, aber es war nicht klug, sie zu schalten.«
    »Was wissen Sie denn davon!«
    »Eine Menge. Mehr als Sie.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Sie hätten mir andernfalls

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