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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nicht verraten und nicht Schande über ihre Schwester bringen. Ich konnte nicht Anklage erheben, solange ich keine Beweise hatte. Ich verließ Araglin, wie ich schon sagte, in der Hoffnung, ein neues Leben zu be ginnen. Doch es stimmt, was die alten Barden sagen: Wenn man in einem kleinen Winkel der Welt sein Leben zerstört hat, dann hat man es in jedem Winkel zerstört. Ich begriff das erst, als ich im Dienst von Cashel alt geworden war. Ich konnte Araglin nicht vergessen. Ich träumte davon, eines Tages Tomnát wiederzufinden. Nach mehr als zwanzig Jahren kam ich schließlich hierher zurück.«
    »Du kamst zurück, Dubán, doch mit welchem Ziel?«
    »Das ist leicht zu sagen: Ich kam zurück, um Rache zu nehmen.«
    Fidelma versuchte, im Dunkeln in seiner Miene zu lesen, gab es aber auf.
    »Rache ist eine häßliche Sache, Dubán. Suchtest du Rache oder Gerechtigkeit?«
    »Es stimmt, daß ich auch nach Beweisen für das suche, von dem mir mein Herz sagt, daß es die Wahrheit ist. Aber ich will ehrlich sein: ich wollte Rache. Auge um Auge, Zahn um Zahn, Feuertod für Feuertod. Genau so, wie es Pater Gormán in seiner Kapelle predigt.«
    Fidelma neigte den Kopf zur Seite.
    »Ist dir klar, was du mir erzählt hast, Dubán? Du hast gesagt, daß du allen Grund hattest, Eber zu töten. Und da du in jener Nacht auf Wache standest, hattest du auch die Gelegenheit dazu.«
    Dubán nickte ernst.
    »Das ist wahr, Schwester. Ich hätte niemanden lieber getötet. Der Grund, weshalb ich zurückkehrte und in den Dienst des Fürsten von Araglin trat, war der, daß ich endlich herausfinden wollte, was Tomnát zugestoßen war, und ihn dafür bestrafen, wenn ich das konnte. Falls mich das verdächtig macht, Fidelma, dann bin ich eben verdächtig. Ich stehe dazu. Mach mit mir, was du willst. Wenn ich es auch lieber sähe, daß du die Wahrheit herausfindest.«
    »Du streitest also ab, daß du Eber getötet hast?«
    »So gern ich auch zugebe, daß ich Rache gesucht und keine Träne vergossen habe, als ich von Ebers Tod erfuhr, so muß ich doch sagen, daß es nicht meine Hand war, die diesen verworfenen Mann ermordete. Auch hatte ich keinen Grund, Teafa zu töten, die eine sehr ehrenhafte Dame war.«
    »Konnte Eber sich nicht gebessert haben? Besonders nach dem Verschwinden Tomnáts?«
    Dubán spie beinahe aus.
    »Gebessert? Einmal ein Wolf heißt immer ein Wolf. Sie können ihre Natur nicht ändern.«
    »Du hast deine Natur geändert«, erklärte ihm Fidelma.
    »Das verstehe ich nicht«, meinte Dubán verblüfft.
    »Du hast deine Liebe zu der seit langem verschollenen Tomnát auf Ebers Tochter Crón übertragen.«
    »Das leugne ich nicht.« Es klang irgendwie entschuldigend. »Man kann nicht ewig eine Erinnerung lieben. Es ist richtig, als ich herkam, suchte ich Rache für eine verlorene Liebe, doch ich fand eine neue.«
    »Willst du mir damit sagen, daß mehr als zwanzig Jahre deinen Haß auf Eber gemildert haben?«
    »Nein, das will ich damit nicht sagen. Ich sage nur, daß ich in Ebers Tochter eine neue Liebe gefunden habe. Ich kann dir versichern, daß ich Eber nicht getötet habe. Wenn ich es nicht tat und dieser arme taubstumme und blinde Idiot auch nicht, dann war es jemand anderes. Und das könnte durchaus jemand gewesen sein, der Ebers wahren Charakter ebenfalls kannte. Finde die Person, die im Dunkel der Höhle mit Menma sprach, und ich glaube, dann hast du den Mörder.«
    Fidelma schwieg eine Weile und meinte schließlich: »Da kannst du recht haben, Dubán. Eber hat für seine schlimmen Taten gebüßt, und Gott möge ihm vergeben.«
    »Gott mag ihm vergeben, aber ich nicht«, erklärte Dubán unversöhnlich.
    »Hast du eigentlich wirklich gedacht, Móen sei schuldig, als der Mord entdeckt wurde?«
    »Ich hatte keinen Grund, etwas anderes anzunehmen. Gott handelt auf rätselhafte Weise, Schwester. Ich glaubte wirklich, Gott habe das unglückliche Geschöpf als das Werkzeug Seiner höheren Vergeltung benutzt.«
    »Es ist wohl klar geworden, daß Menma ebenfalls irgendwie in die Sache verwickelt war. Teilst du meine Vermutung, daß er das Werkzeug eines Mächtigeren war?«
    Dubán nickte sofort zustimmend.
    »Menma war ehrgeizig, aber ein einfacher Mensch. Er führte Befehle aus, er gab keine Befehle. Also war es die Person in der Höhle, die Menma die Befehle gab. Diese Person war es auch, die die Nachricht auf dem Pergament schrieb, und sie zieht die Drähte bei all dem Übel, das sich in diesem Tal ausbreitet.«
    »Da ist was

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