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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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noch mit Menma kämpfte. Der riß sich los, rannte aus der Höhle und auf sein Pferd zu. Ich durfte ihn nicht entkommen lassen. Was dann geschah, hast du gesehen.«
    »Ja. Ich kann auch bestätigen, daß jemand von der Lichtung floh.«
    »Wer?«
    »Das konnte ich nicht sehen. Aber du hast seine Stimme gehört.«
    »Ich habe sie leider nicht erkannt.«
    »War sie männlich oder weiblich?«
    »Sie flüsterte, war aber tief. Ich glaube, es war die Stimme eines Mannes.«
    »Sag mir, warum du Eber haßtest. Sag die Wahrheit, auf deine Ehre.«
    In der Dunkelheit bemerkte sie, wie Dubán die Hand zum Hals hob, als erwarte er dort die goldene Halskette des Kriegerordens zu finden.
    »Du tust recht daran, mich an meine Ehre zu erinnern, Fidelma«, sagte er. »Vielleicht habe ich in den letzten Jahren in Araglin vergessen, was Ehre wirklich bedeutet.«
    »Weil du dich zu lange mit jungen Raufbolden abgegeben hast, die sich einbilden, Krieger zu sein? Schlägern wie Crítán?«
    In der Ferne tauchten vor ihnen Lichter auf.
    »Dort liegt der rath. Wir sind bald da«, murmelte Dubán.
    »Dann wäre es das beste, du erzählst mir, was du auf dem Herzen hast, Dubán, bevor wir ihn erreichen.«
    »Eber war nicht das, was er zu sein vorgab. Er war ein Fürst ohne Ehre.«
    »Warum?«
    »Er war moralisch verdorben.«
    »Moralische Verdorbenheit kann viele Formen annehmen. Kannst du dich genauer ausdrücken?«
    »Hast du danach gefragt, warum seine Frau sein Bett verließ? Es hieß, er sei wie ein Hirsch in der Brunft und jede Hindin, die ihm in den Weg komme, sei ihm ausgeliefert.«
    »Ich verstehe …«, murmelte Fidelma.
    »Nein, ich glaube nicht, daß du das richtig ver stehst. Ich meine … wirklich jede Hindin seines Ru dels. Sogar in der eigenen Familie«, murmelte Dubán.
    »Du meinst, daß er Frauen aus seiner eigenen Familie sexuell mißbrauchte?« fragte Fidelma ruhig. Sie hatte es ja bereits erfahren, wollte hören, was Dubán sagte.
    »Ich kann es nicht beweisen. Auch die andere Sache kann ich nicht beweisen, spüre es aber im Innern … daß Eber ein Mörder war.«
    Diese Behauptung überraschte Fidelma.
    »Du kannst im Vertrauen mit mir sprechen, Dubán. Du mußt mir sagen, warum du Eber des Mordes verdächtigst.«
    »Nun gut. Ich liebte Ebers jüngere Schwester.«
    »Teafa?«
    »Nein, nicht Teafa. Sie war ein Jahr älter als Eber. Tomnát war seine jüngere Schwester. Sie hatte Angst vor ihrem Bruder. Als ich sie bat, meine Frau zu werden und mit mir nach Cashel zu kommen, sagte sie, das könne sie nicht wegen der Schande, die auf ihr laste.«
    »Hat sie dir erklärt, was sie damit meinte?«
    »Nein, und damals habe ich es auch nicht verstanden. Aber ein oder zwei Tage später verschwand Tomnát aus dem rath und aus dem Tal von Araglin, und man hat nie wieder etwas von ihr gehört. Ich bin überzeugt, daß Eber sie getötet hat, damit sie nicht offenbarte, wie abgrundtief verdorben er war.«
    »Wie kannst du das behaupten? Du mußt doch etwas wissen, was diesen Verdacht begründet.«
    »Ich weiß, daß es an dem Abend, bevor Tomnát verschwand, einen furchtbaren Streit zwischen ihr und Eber gab.«
    »Warst du Zeuge davon?«
    »Ich hörte, wie sie sich anschrien. Ich stand Wache und konnte Ebers Privaträume nicht betreten. Nach einer Weile wurde es still, und am nächsten Morgen war Tomnát fort. Ich liebte Tomnát. Sie war so schön, wie es Crón heute ist.«
    »Und es wurde weit und breit nach dem verschwundenen Mädchen gesucht?«
    »Monatelang erkundigte sich jeder nach Tomnát. Schließlich kam Teafa zu mir und erklärte mir, es wäre das beste für mich, wenn ich ihre Schwester vergäße. Teafa war die einzige, die von meinen Gefühlen für Tomnát wußte. Sie gestand mir, daß Eber Tomnát schon gezwungen hatte, mit ihm zu schlafen, als sie noch ein kleines Mädchen war. Sie wurde nie gefunden, und schließlich ging ich nach Cashel und trat in die Leibgarde König Máenachs ein.«
    »Behauptete Teafa, daß Eber ihre Schwester Tomnát getötet habe?«
    »Nein, das nicht.«
    »Wann ereignete sich das alles?«
    »Vor mehr als zwanzig Jahren. Nein, ich kann es genauer sagen. Es geschah ein paar Monate, bevor Teafa Móen zu sich nahm.«
    »Hast du Eber nicht angeklagt oder deinen Verdacht geäußert, daß Eber Tomnát ermordet habe?«
    »Ich? Was sollte ich allein machen ohne Beweise?«
    »Und was war mit Teafa, die dir von dem sexuellen Mißbrauch berichtet hatte?«
    »Teafa war der Meinung, sie dürfe ihren Bruder

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