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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Wahres dran«, meinte Fidelma. »Sag auf jeden Fall niemandem im rath etwas davon, was du mit Menma gemacht hast oder was wir eben besprochen haben.«
    Sie waren nun dem rath schon ganz nahe gekommen. Die Wachhunde schlugen an, als sie Fidelma und ihren Gefährten witterten.

K APITEL 19
    Nachdem Fidelma im Stall ihr Pferd abgesattelt und versorgt hatte, verließ sie Dubán und eilte zum Gästehaus.
    Gadra erwartete sie an der Tür. Sie versuchte seiner ernsten Miene zu entnehmen, wie es Eadulf ging.
    »Ich glaube, er hat das Schlimmste überstanden«, begrüßte er sie.
    Fidelma schloß die Augen, schwankte einen Moment leicht und stieß dann einen tiefen Seufzer aus.
    Gadra ignorierte das und fuhr fort: »Er schläft jetzt. Krankheit und Fieber hat er hinter sich gelassen. Ich glaube, dein Gott hat dich rechtzeitig zu mir geschickt, so konnte ich ihm meine Arznei im Anfangsstadium geben. Es ist uns gelungen, das Gift aus ihm auszutreiben.«
    »Wird er ganz gesund?« fragte sie.
    »Ich glaube, ja. Aber nun braucht er Ruhe.«
    »Kann ich ihn sehen?«
    »Weck ihn nicht auf. Der Schlaf ist immer ein großer Heiler.«
    »Ich lasse ihn schlafen.«
    Gadra trat beiseite, und sie ging ins Gästehaus. Eadulf lag auf dem Rücken auf seiner Matratze. Sein Gesicht war bleich, aber gelöst im natürlichen Schlaf der Erschöpfung. Fidelma trat an sein Bett, kniete nieder und berührte mit ihrer schmalen Hand sanft seine Stirn. Sie war noch ziemlich heiß, wahrscheinlich hatte das Fieber gerade erst nachgelassen. Ein zärtliches Gefühl für den Angelsachsen, das sie nicht genau erklären konnte, durchströmte sie. Sie war nahe daran gewesen, ihn zu verlieren. Sie schloß die Augen und sprach ein stummes Dankgebet.
    Dann erhob sie sich und ging zu Gadra in den Hauptraum des Gästehauses.
    »Wie kann ich dir jemals danken?«
    Der Alte musterte sie mit seinen blassen Greisenaugen.
    »Grella hat mir viel geholfen. Ich habe sie eben erst zu Bett geschickt. Sag ihr deinen Dank.«
    »Aber ohne dich …«, wandte Fidelma ein.
    »Wenn du mir danken willst, dann sorge dafür, daß sich an diesem Ort die Wahrheit durchsetzt.«
    Fidelma neigte leicht den Kopf.
    »Ich bin der Wahrheit nahe, Alter. Die Antwort auf eine Frage kann mich ihr noch näher bringen. War Tomnát Móens Mutter?«
    Gadras Miene blieb undurchdringlich.
    »Du hast wahrlich einen scharfen Verstand, mein Kind.«
    Fidelma gestattete sich ein Lächeln.
    »Dann wird sich die Wahrheit durchsetzen.«
    Als Gadra gegangen war, suchte Fidelma das fialtech auf, um sich zu waschen und auf die Nachtruhe vorzubereiten.
    Der morgige Tag würde bewegt werden.
     
    Fidelma war allein im Wald.
    Sie war allein und hatte Angst.
    Zwischen den Bäumen schlichen geheimnisvolle Gestalten umher, im Unterholz raschelte und knisterte es. Es war stockdunkel.
    Sie rief. Sie wußte nicht genau, nach wem sie rief. Nach ihrem Vater? Ja, nach ihm rief sie wohl. Er hatte sie in den Wald gebracht und dann verlassen. Sie war ein Kind. Allein und verlassen im Wald.
    Irgendwie sagte ihr der Verstand, daß das nicht so sein konnte. Ihr Vater war gestorben, als sie noch ein Baby war. Warum sollte er sie hierherbringen und sie dann verlassen?
    Sie stolperte weiter durch die bedrohliche Finsternis des Waldes. Sie bahnte sich einen Weg. Doch die Bäume schienen immer dichter zu werden, je weiter sie ging. Schließlich kam sie gar nicht mehr voran, blieb stehen und schaute nach oben.
    Es war seltsam, wie sehr die Stämme der Bäume den Stielen von Pilzen ähnelten, riesigen Pilzen, die über ihr aufragten.
    Die drohenden Gestalten kamen immer näher.
    Sie schrie auf.
    Dann wurde ihr klar, daß es nicht ihr Vater war, der sie hierhergebracht und dann verlassen hatte.
    Es war Eadulf, nach dem sie rief.
    Eadulf!
    Sie beugte sich vor, streckte eine Hand aus …
    Sie stöhnte, als helles funkelndes Sonnenlicht in ihre offenen Augen fiel.
    Sie saß in ihrem Bett, beugte sich vor und hielt eine Hand ausgestreckt.
    Sie blinzelte und bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen.
    Es war heller Morgen, und sie saß in ihrem Bett im Gästehaus.
    Sie vernahm eine Bewegung in der benachbarten Schlafkammer.
    Sie sprang aus dem Bett und zog sich ihr Gewand über.
    Gadra saß draußen. Er lächelte, als sie zu ihm trat.
    »Ein guter Morgen, Schwester.«
    »Ist er wirklich gut?« erkundigte sie sich und schaute auf Eadulfs Schlafkammer.
    Der Alte nickte feierlich.
    »Das ist er.«
    Fidelma ging sofort hinein. Eadulf lag still da, hatte

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