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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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frage, bis zu welchem Grad du die Rechte studiert hast?«
    »Ich habe nur das Bretha Comaithchesa studiert, das Nachbarschaftsrecht, denn wir sind hier nur eine kleine ländliche Gemeinschaft, und dieses Gesetz spielt hier die größte Rolle. Ich bin nicht juristisch ausgebildet. Ich habe nur drei Jahre in Lios Mhór studiert und den Grad eines Freisneidhed erworben.«
    Fidelma nickte langsam. Der Grad nach dreijährigem Studium war das, was die meisten Fürsten in den fünf Königreichen aufzuweisen hatten. Fürsten brauchten eine Ausbildung, denn sie hatten viele Pflichten zu erfüllen, und die Tätigkeit als Richter beim Stammesgericht war eine davon. Ihr war klar, daß Crón sie mit einiger Feindseligkeit betrachtete. Sie mußte so diplomatisch vorgehen, wie es Eadulf ihr nahegelegt hatte, denn ihr Verhältnis zu Crón war schon schwierig genug.
    »Würdest du mir erlauben, dich als Beisitzerin in diesem Fall zu beraten?«
    Crón errötete und nahm es als Beleidigung auf.
    »Ich meine, ich bin in der Lage, den Fall zu entscheiden«, verteidigte sie sich. »Ich war oft dabei, wenn mein Vater Urteile gesprochen hat.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß du nicht dazu in der Lage bist«, antwortete Fidelma versöhnlich. »Aber ich habe den Verdacht, daß es hierbei um mehr geht als um den einfachen Schadensfall. Schließlich hat Muadnat schon einmal versucht, Archú mit Hilfe des Gesetzes zu enteignen.«
    »Würde dich das nicht in deiner Beurteilung voreingenommen machen?« fragte Crón und mühte sich sehr, den Spott in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Vielleicht bin ich wirklich voreingenommen«, gestand Fidelma ein. »Ich schlage daher vor, daß du das Urteil fällst und ich lediglich neben dir sitze, um dich in juristischen Dingen zu beraten. Ich verspreche dir, daß meine Ratschläge sich einzig und allein auf Rechtsfragen beschränken werden.«
    Crón zögerte und überlegte, ob Fidelma irgendwelche Hintergedanken hegen mochte.
    »Das Urteil ist meine Sache?«
    »Du bist die erwählte Fürstin von Araglin«, bestätigte Fidelma. »Du sprichst das Urteil.«
    Crón dachte einen Moment nach. Es stimmte, daß Fidelma als dálaigh mit dem Rang eines anruth, nur einen Grad unter dem höchsten, den es in den fünf Königreichen gab, einfach verlangen konnte, daß sie den Richterstuhl einnahm. So lautete das Gesetz, denn an einem Ort, an dem es keinen ständigen Brehon gab, besaß ein angereister Richter je nach seiner amtlichen Stellung einen höheren Rang als ein kleiner Fürst. Damit, daß Fidelma lediglich die Erlaubnis erbat, als Beisitzerin zu beraten, bewies sie, daß sie nicht in Cróns Befugnisse eingreifen wollte.
    »Was sollte an Muadnats Anspruch falsch sein?« fragte Crón ausweichend.
    »Das bleibt abzuwarten. Muadnat war verbittert, als das Urteil gegen ihn ausfiel und er den Hof an den jungen Archú verlor.«
    Das sah Crón ein.
    »Denkst du, daß Muadnat diese Anklage zurechtgezimmert hat?«
    »Da du das zu entscheiden hast, ist es wohl besser, wenn ich meine Gedanken für mich behalte«, antwortete Fidelma sofort. »Aber laß mich neben dir sitzen. Ich berate dich nur in Fragen des Gesetzes, und du beurteilst die Tatsachen. Meine Worte werden einzig und allein die Rechtslage betreffen, nichts anderes. Das schwöre ich dir.«
    »Dann soll es so sein.« Zum erstenmal setzte Crón in Gegenwart Fidelmas ein anscheinend wirklich freundschaftliches Lächeln auf.
    »Zu welcher Zeit soll Muadnat vor dir erscheinen?«
    »Zur Mittagsstunde.«
    »Dann gehe ich jetzt und sage Eadulf Bescheid.«
    »Er ist ein interessanter Mann, dein Angelsachse«, bemerkte Crón listig.
    »Meiner?« Fidelma zog überrascht die Brauen hoch. »Eadulf gehört keiner Frau und keinem Mann.«
    »Ihr seid anscheinend recht gut befreundet«, erwiderte Crón. »Der gutaussehende Bruder glaubt wohl nicht an das, was Pater Gormán über die Ehelosigkeit der Diener und Dienerinnen Gottes lehrt?«
    Fidelma spürte, wie sie errötete.
    Ihr wurde klar, daß sie mit Eadulf alle möglichen Seiten der römischen Lehre erörtert hatte, doch nie das Zölibat. Rom hatte zwar die Ehelosigkeit für Mönche und Nonnen nicht verbindlich festgelegt, doch gab es eine wachsende Zahl von Geistlichen, die daran glaubten, daß Ordensmitglieder nicht zusammenleben oder heiraten sollten. Diese Vorstellung war jedoch den Menschen so fremd, daß sie sich nie durchsetzen würde.
    Sie merkte, wie Crón sie belustigt ansah.
    Sie hob das Kinn.
    »Bruder Eadulf und ich

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