Der Tote am Steinkreuz
Crón niederließ, erkannte Muadnat sie sofort, sprang auf und schrie: »Ich protestiere!«
Crón setzte sich und sah ihn gelassen an.
»Du protestierst bereits? Wogegen?«
Muadnat starrte Fidelma wütend an und wies mit dem Finger auf sie.
»Ich dulde nicht, daß diese Frau hier meinen Fall entscheidet.«
Cróns Mund wurde schmal.
» Diese Frau? Wen meinst du damit?«
Muadnat biß sich auf die Lippen.
»Fidelma von Kildare«, knurrte er.
»Schwester Fidelma sitzt hier auf meine Einladung hin. Sie ist eine dálaigh bei Gericht und in der Rechtskunde bewandert. Gibt es einen Grund, aus dem du etwas gegen ihre Anwesenheit einzuwenden hast, Muadnat?«
Muadnat kochte vor Zorn.
»Ich erhebe Einspruch wegen … wegen …« Er suchte nach dem richtigen Wort. »Wegen Befangenheit. Sie hat bereits bewiesen, daß sie den Angeklagten bevorzugt. Sie sollte über seinen Anspruch auf Land entscheiden, das mir gehörte, und sie sprach es ihm zu. Ich will nicht, daß sie als Richterin in meinem Fall urteilt.«
»Das wird sie auch nicht«, antwortete Crón sanft. »Ich bin die Richterin in diesem Fall. Ich habe zu entscheiden, aber Schwester Fidelma sitzt neben mir, um mich zu beraten, und das wird sie auch tun. Nun trage deinen Anspruch vor, Muadnat, wenn du einen zu stellen hast.«
Schwester Fidelma beugte sich zu Crón hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Crón nickte ernst und sagte laut zu Muadnat: »Ich habe deine beleidigenden Worte gegenüber einem Brehon zur Kenntnis genommen. Das ist ein ernstes Vergehen. Du hast dafür den Sühnepreis des Geschädigten zu bezahlen.«
Muadnat blieb vor Schreck der Mund offen.
Crón hielt inne, um ihre Worte wirken zu lassen. Dann fuhr sie fort: »Da du aber wahrscheinlich in Unkenntnis gesprochen hast, ist Schwester Fidelma bereit, auf den Sühnepreis zu verzichten. Sie kann die Beleidigung jedoch nicht übergehen, denn damit würde sie sich nach dem Gesetz der Hinnahme einer Beleidigung schuldig machen und ihren Sühnepreis verlieren. Deshalb ist eine Entschädigung von deiner Seite erforderlich. Wir werden darauf zurückkommen, wenn ich«, sie betonte das Wort, »die Anklage gehört habe, die du vorzubringen hast.«
Der stämmige Mann zögerte, schwankte ein wenig, als habe er einen Schlag erhalten, doch dann fand er sich anscheinend mit Cróns Spruch ab und riß sich zusammen. Er starrte böse vor sich hin.
»Na schön. Die Tatsachen sind klar, und ich habe einen Zeugen dafür, meinen Oberhirten und Neffen, Agdae, der hier neben mir sitzt.«
Er wies auf seinen Gefährten.
»Nenne uns diese Tatsachen«, forderte Crón ihn auf.
Es gab eine Bewegung hinter dem Podium, und Cranat trat rasch ein. Sie war so reich gekleidet wie immer. Verärgert runzelte sie die Stirn, als sie Fidelma auf dem Platz sah, den sie zweifellos als den ihr gebührenden betrachtete. Sie verhielt den Schritt, doch bevor sie etwas sagen konnte, redete Crón sie an, spürbar gereizt über die Unterbrechung: »Mutter, du hast mir nicht gesagt, daß du der Verhandlung beiwohnen willst.«
Cranat schaute Muadnat an. Warf ihr der Bauer einen warnenden Blick zu und schüttelte er leicht den Kopf? Fidelma war sich nicht sicher.
»Ich werde still zuhören, Tochter«, erwiderte Cranat mißbilligend. Sie ging in eine Ecke zu einer freien Bank und ließ sich erhobenen Hauptes nieder. Sie war offensichtlich ungehalten und verwirrt. Sie bemerkte hörbar: »Als Eber noch lebte, brauchte ich nicht um Erlaubnis zu bitten.«
»Schwester Fidelma ist eine dálaigh und wird mich nur in Rechtsfragen beraten«, glaubte Crón ihrer Mutter erklären zu müssen, bevor sie sich wieder Muadnat zuwandte. »Fahre fort. Du wolltest mir die Tatsachen vorlegen, Muadnat.«
»Das ist leicht getan. Mein Ackerland grenzt an das Land, das Archú jetzt bewirtschaftet.«
Fidelma saß mit ausdrucksloser Miene da und beo bachtete Muadnat. Der Bauer brachte seine Anklage recht zuversichtlich vor.
»Vor zwei Tagen ließ Archú seine Schweine durch den Zaun brechen, der unsere Äcker trennt. Sie taten es nachts. Sie richteten Schaden auf meinem Acker an. Einer der Eber verletzte eins von meinen Schweinen. Die Schweine hinterließen ihren Kot auf meinem Hof. Stimmt das nicht, Agdae?«
Der hagere Mann nickte düster.
Muadnat fuhr fort: »Jeder Bauer weiß, was das Gesetz dazu sagt. Ich fordere vollen Schadenersatz dafür.«
Er setzte sich wieder hin.
Crón sah Agdae an.
»Kannst du alles bestätigen, was Muadnat gesagt hat, und
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