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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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schließlich widerwillig.
    »Wenn das Gericht schnell zu einer Entscheidung kommt, dann noch an diesem Nachmittag.«
    Dubán zupfte nachdenklich an seinem Bart.
    »Dann müssen wir mindestens einmal unterwegs übernachten, selbst wenn wir Gadra finden«, wiederholte er.
    »Ich bin Reisen gewöhnt«, betonte Fidelma.
    Resigniert breitete Dubán die Arme aus.
    »Also dann nachdem das Gericht das Urteil verkündet hat. Wenn Gadra noch lebt, müssen wir sein Recht auf Zurückgezogenheit achten. Ich allein werde dich und den angelsächsischen Bruder begleiten, keiner weiter.«
    »Einverstanden«, erklärte Fidelma und verließ die Halle.
    Draußen traf sie auf Archús Freundin Scoth. Das junge Mädchen strahlte, als es Fidelma erkannte, und reichte ihr beide Hände.
    »Ach, Schwester! Ich habe gebetet, daß du noch nicht fort wärst. Wir brauchen deine Hilfe so nötig.«
    »Das habe ich schon gehört. Ist Archú hier, und kann er sich gegen die neuen Anschuldigungen verteidigen?« fragte Fidelma mitfühlend.
    »Er sucht gerade eine Unterkunft für uns.« Scoth wirkte angespannt und unglücklich.
    Fidelma nahm sie am Arm und führte sie zum Gästehaus.
    Das Mädchen dankte ihr mit einem wehen Lächeln.
    »Muadnat ist wie ein Rabe auf einem Schlachtfeld, er wartet nur auf den richtigen Moment, um sich auf uns zu stürzen. Du bist unsere einzige Hoffnung.«
    »Ich bin zumindest noch hier.«
    »Gott sei Dank! Wäre Muadnat vorsichtiger, hätte er sich erst vergewissert, ob du schon weg bist. Aber er ist so gierig auf unser Land, daß er gleich zum rath gestürmt ist und nicht ahnt, daß er wieder ein Urteil von dir zu erwarten hat.«
    »Mein Urteil hat er nicht zu erwarten. Es ist Crón, eure Tanist und erwählte Nachfolgerin des Fürsten, die das Urteil zu fällen hat.« Scoth blieb vor Schreck stehen.
    »Aber du mußt den Vorsitz bei Gericht führen«, flehte sie Fidelma an. »Du kannst doch Archú nicht im Stich lassen. Crón wird ihre eigenen Leute bevorzugen!«
    »Ich lasse niemanden im Stich, Scoth. Kann ich deinen Worten entnehmen, daß Muadnat die Anklage erfunden hat?«
    »Nein, leider nicht.«
    Es war Archú, der das sagte. Er stand plötzlich hinter Fidelma.
    »Es tut mir leid, daß du in einer so mißlichen Lage bist, Archú«, sagte sie traurig nach einigem Nachdenken.
    »Aber du kannst doch eingreifen und die Klage abweisen«, beharrte Scoth verzweifelt.
    »Scoth!« wies Archú sie scharf zurecht. »Schwester Fidelma ist an ihren richterlichen Eid gebunden.«
    Sie hatten das Gästehaus erreicht, und Fidelma ließ sie eintreten. Eadulf begrüßte sie erstaunt. Fidelma teilte ihm die Neuigkeiten mit und wandte sich wieder an Archú.
    »Sag mir die Wahrheit. Du meinst, Muadnat hat die Klage nicht aus der Luft gegriffen? Ist sein Anspruch begründet?«
    Archú war rot geworden. Er machte eine hilflose Geste.
    »Er ist zu schlau, eine solche Anklage nur zu erfinden.«
    Fidelma schwieg einen Moment.
    »Ist dir klar, was das bedeutet?«
    »Es heißt, daß mein lieber Vetter Muadnat sich wiederholen wird, was für kurze Zeit mir gehörte. Er wird den Hof meiner Mutter an sich reißen. Ich werde wieder landlos sein«, schloß Archú bitter.

K APITEL 10
    Das Gerichtsverfahren wurde in aller Form abgehalten. Crón trug über ihrem blauen Seidenkleid eine lange bunte Amtsrobe mit einer kunstvollen Goldbrosche. Belustigt stellte Fidelma fest, daß sie Schaflederhandschuhe angelegt hatte. Bei vielen Clans gehörten solche Roben und Handschuhe zur Amtskleidung des Fürsten, wenn er zu Gericht saß. Crón hatte offensichtlich große Sorgfalt auf ihre Kleidung, ihre Toilette und die Auswahl ihres Parfüms verwendet, und Lavendelduft erfüllte den Raum. Sie nahm ihre Rolle als erwählte Fürstin ohne Zweifel sehr ernst.
    Crón saß in ihrem Amtssessel in der Festhalle. Neben dem reich geschnitzten Holzsessel war auf dem Podium ein zweiter Stuhl für Fidelma aufgestellt worden. Dubán stand etwas seitlich vor dem Podium in seiner offiziellen Funktion als Kommandeur der Wache, während die beteiligten Parteien auf Holzbänken vor dem Podium saßen. Muadnat und sein Gefährte mit dem dunklen Haar und dem schmalen Gesicht, der schon in Lios Mhór dabei gewesen war, hatten ihren Platz zur Rechten, während Archú und Scoth links bei Eadulf saßen. Die Krieger von Dubáns Wache standen im Hintergrund der Halle. Als Fidelma die Halle betrat, bemerkte sie, daß dort hinten auch Pater Gormán Platz genommen hatte.
    Als Fidelma sich neben

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