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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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es bezeugen ohne Furcht vor ihm oder beeinflußt durch Versprechungen von ihm, mit dem du verwandt bist und für den du arbeitest?«
    Agdae stand auf, sah Muadnat an und nickte rasch.
    »Es verhält sich so, Tanist von Araglin. Es ist genau so, wie es mein Onkel dargestellt hat.«
    Er setzte sich ebenso rasch wieder hin.
    Crón winkte Archú, sich zu erheben.
    »Du hast die Anklage gegen dich gehört. Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen, Archú? Bestreitest du die Tatsachen, die uns vorgetragen wurden?«
    Mit resignierter Miene stand der junge Mann auf. Scoth ergriff wie tröstend seine Hand.
    »Es ist wahr.« Er sprach wie von Müdigkeit überwältigt. »Die Schweine sind tatsächlich von meinem Land ausgebrochen und auf Muadnats Land gelaufen und haben dort Schaden angerichtet, wie er es gesagt hat.«
    Muadnats Gesicht verzog sich zu einem breiten, triumphierenden Lächeln.
    »Er gibt es zu«, erklärte er laut, als wolle er das Gericht besonders darauf hinweisen.
    Crón ignorierte ihn.
    »Hast du nichts zu deiner Verteidigung vorzubringen?« forschte sie.
    »Nichts. Ich hatte eine provisorische Umzäunung für die Schweine gebaut, so gut ich konnte, und mußte feststellen, daß sie eingerissen worden war. Die Schweine hatten das nicht getan.«
    Crón beugte sich gespannt vor.
    »Willst du behaupten, daß der Zaun absichtlich niedergerissen wurde?«
    »Ich glaube, daß es so war.«
    Muadnat lachte mißtönend auf.
    »In seiner Verzweiflung lügt der Junge. Das kannst du ihm doch nicht abnehmen.«
    »Kannst du den Schuldigen benennen?« fragte Crón. »Wenn ja, mußt du deine Behauptung beweisen.«
    Archú sah Muadnat haßerfüllt an.
    »Ich kann keine Behauptungen aufstellen. Ich habe keine Zeugen dafür. Ich habe nicht gesehen, wer die Umzäunung zerstört hat. Ich kann mich nicht verteidigen.«
    »Die Tatsachen sind klar!« rief Muadnat ungeduldig. »Der Junge gibt alles zu. Sprich mir den vollen Schadenersatz zu.«
    »Hast du sonst noch etwas zu sagen, Archú?« fragte Crón.
    »Verurteile mich, wie du willst«, sagte der junge Mann resigniert und setzte sich wieder.
    Da lehnte sich Fidelma hinüber und berührte Crón leicht am Arm.
    »Dürfte ich ein paar Fragen stellen, um die Rechtslage zu klären?«
    Crón stimmte zu: »Bitte.«
    »Meine erste Frage richtet sich an Archú. Wann kamst du in den rechtmäßigen Besitz deines Bauernhofes und dieser Schweine?«
    Archú starrte sie verblüfft an.
    »Das weißt du doch«, erwiderte er.
    »Beantworte meine Frage«, verwies ihn Fidelma.
    »Als du selbst das Urteil in Lios Mhór gesprochen hast.«
    »Wann war das?«
    »Vor genau vier Tagen«, antwortete Archú kopfschüttelnd, als zweifle er an ihrem Verstand.
    »Bestätigst du das, Muadnat?«
    Muadnat lachte spöttisch.
    »Du hast für ihn entschieden. Hast du das schon vergessen?«
    »Also ist Archú seit vier Tagen im Besitz seines Hofes. Bestätigt ihr beide das auch?«
    »Ja, der Hof gehört ihm und die Schweine auch und die Verantwortung auch«, brummte Muadnat und lächelte seinem Neffen Agdae triumphierend zu, der nickend daneben saß.
    »Und gehe ich richtig in der Annahme, daß vor Archú du selbst diesen Hof und diese Schweine besessen hast?« erkundigte sich Fidelma.
    Zum erstenmal flackerte ein Verdacht in Muadnats Augen auf.
    »Das weißt du auch sehr gut«, antwortete er großsprecherisch, doch mit etwas unsicherer Stimme.
    »Hast du das Land, das jetzt Archú gehört, getrennt oder gemeinschaftlich mit deinem angrenzenden Land bewirtschaftet?«
    Wieder zögerte Muadnat, weil er nicht genau wußte, worauf das hinaussollte, aber eine Falle befürchtete.
    Er wandte sich an Crón.
    »Die Tatsachen liegen dir vor, Tanist von Araglin. Ich verstehe nicht, was diese Frau mir unterstellen will.«
    »Antworte auf die Frage«, beharrte Fidelma. »Wenn du nicht weißt, was die Frage bedeutet, entbindet dich das nicht von der Pflicht, einer dálaigh bei Gericht zu antworten. Du hast dich bereits der Mißachtung meines Amtes schuldig gemacht.«
    Die Schärfe ihres Tons ließ Muadnat schwer schlucken.
    Er sah Crón flehend an, aber sie gab ihm nur das Zeichen zu antworten.
    »Ich habe sie zusammen bewirtschaftet«, brummte er.
    Fidelma nickte ungeduldig, als habe sie die Antwort bereits gekannt, doch darauf gewartet, daß er sie aussprach.
    »Das Gesetz legt fest, daß Grenzzäune zwischen Bauernhöfen in Ordnung gehalten werden müssen. Das ist doch dasselbe Gesetz, nach dem du klagst, nicht wahr?«

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