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Der Tote am Steinkreuz

Der Tote am Steinkreuz

Titel: Der Tote am Steinkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Mann trat heraus, blinzelte ins Licht, gähnte und reckte die Arme gen Himmel. Er hatte einen groben roten Bart und schulterlanges Haar.
    Das häßliche Gesicht gehörte unverkennbar Menma, dem obersten Pferdewärter des rath von Araglin.

K APITEL 15
    Schweigend ritten sie zum Rand des Waldes zurück. Fidelma war in Nachdenken versunken. Eadulf unterdrückte mit Mühe die vielen Fragen, die ihm durch den Kopf gingen. Als sie schließlich aus dem Schatten des Waldes herauskamen, konnte er sich nicht länger beherrschen.
    »Was meinst du, was das zu bedeuten hat, Fidelma?« wollte er endlich wissen.
    »Wenn ich das wüßte, hätte ich vielleicht den Schlüssel zu diesem ganzen Geheimnis«, antwortete sie. »Jedenfalls haben wir das Versteck der Männer gefunden, die die Bauernhöfe in Araglin überfallen.«
    »Doch warum verstecken sich Menma und diese Banditen in der Höhle? Und warum macht Menma mit den Viehdieben gemeinsame Sache?«
    »Ich halte sie nicht für Viehdiebe, und sie verstecken sich eigentlich auch nicht«, meinte Fidelma und lachte.
    »Was sind sie dann?« fragte Eadulf.
    »Hast du die Werkzeuge gesehen, die auf der Lichtung umherlagen?«
    »Werkzeuge? Nein, ich habe nur auf die Männer geachtet. Was für Werkzeuge?«
    Fidelma seufzte leise.
    »Du mußt immer daran denken, daß Beobachtung und die Analyse der Beobachtungsergebnisse ganz wesentlich sind zur Erforschung der Wahrheit. Bei dem Wagen lagen verschiedene Werkzeuge. Sie verrieten mir, daß die Höhle unzweifelhaft ein Bergwerk ist.«
    Eadulf war verblüfft.
    »Ein Bergwerk?«
    »Es ist nicht ungewöhnlich, in dieser Gegend auf Bergwerke zu stoßen. Wären wir von Lios Mhór genau nach Westen den Abhainn Mór entlanggereist, wären wir zu einer Ebene gekommen, die Magh Méine heißt, die Ebene der Minerale. Dort baut man Kupfer, Blei und Eisen ab.«
    »Ich glaube, davon habe ich schon mal gehört.«
    »Bressal, der Herbergswirt, erzählte uns, daß er einen Bruder hat, der als Bergmann in der Ebene der Minerale arbeitet«, fuhr Fidelma fort.
    »Natürlich. Aber was macht Menma in diesem Bergwerk, wenn es denn eins ist?«
    »Das müssen wir selbst herausbekommen.«
    »Und warum sollte …«
    »Es hat keinen Zweck, Fragen zu stellen, solange wir nicht genügend Beweismittel haben, mit denen wir die Antwort wenigstens vermuten können.«
    »Vielleicht hätten wir uns zeigen und eine Erklärung verlangen sollen«, meinte Eadulf. »Schließlich hast du ein Amt in diesem Königreich.«
    Fidelma lächelte nur.
    »Diese Männer führen nichts Gutes im Schilde. Glaubst du, die scherten sich um mein Amt?«
    »Wir hätten sie überraschen und entwaffnen können …«
    »Mein lieber Freund, in den Oden des Horaz gibt es eine Zeile: › Vis consili expers mole ruit sua. ‹«
    Eadulf nickte langsam: »Kraft, frei von Weisheit, stürzet durch eigene Wucht«, wiederholte er.
    Sie beschattete die Augen mit der Hand und spähte zum Gipfel des Berges über ihnen empor.
    »Du sagtest vorhin, wenn wir den Grat überquerten, kämen wir oberhalb von Archús Hof heraus. Stimmt das?«
    Eadulf runzelte die Stirn bei diesem plötzlichen Wechsel des Themas.
    »Das stimmt«, brummte er.
    »Willst du es ausprobieren?«
    Eadulf hielt das für einen Scherz, aber es war keiner.
    »Die Berghänge sind doch viel zu steil für Pferde«, protestierte er. »Zu Fuß könnten wir es versuchen, aber …«
    Sie zeigte wortlos aufwärts.
    Weiter oben am Hang sah Eadulf etwas Rotbraunes sich bewegen. Er kniff die Augen zusammen. Es war die muskulöse Gestalt eines Hirsches, der sein Rudel vor sich her trieb.
    Fidelma schmunzelte.
    »Wo ein Hirsch sein Rudel führt, kommt auch ein Reiter durch. Bist du bereit dazu?«
    Eadulf hob die Arme zum Zeichen des widerwilligen Einverständnisses.
    »Da vorn gibt es so etwas wie einen Pfad«, erklärte ihm Fidelma, »wahrscheinlich ein Wildwechsel. Schau mal!«
    Eadulf sah weiter nichts als eine ausgetretene Spur, die sich durch Farne und Ginster aufwärts zog.
    »Darauf können wir doch nicht reiten«, wandte er ein.
    »Nein, aber unsere Pferde führen«, versicherte ihm Fidelma. Sie glitt aus dem Sattel, nahm die Zügel und ging vorsichtig auf dem schmalen Wildwechsel den Berghang vor ihnen hinauf.
    Eadulf stöhnte innerlich, dann stieg auch er ab und zog sein Pferd hinter sich her. Er war nicht schwindelfrei, deshalb hielt er den Blick vor sich auf den Boden gerichtet.
    »Ich verstehe nicht, weshalb du diese Abkürzung zu Archús Hof nehmen

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