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Der Tote im Eiskeller

Der Tote im Eiskeller

Titel: Der Tote im Eiskeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Worten, um zu hören, wie ungewohnt solche Sorge für Maline war. Und dass sie nicht wusste, ob sie sich aufgehoben oder bedrängt fühlen sollte.
    Die Düsternstraße begrenzte das Gängeviertel im Süden, hier unterbrachen breite, mit bescheidenem Bauschmuck versehene Fassaden aus massivem Stein die beiden Reihen der schmalen, vom Alter schiefen Fachwerkhäuser. In den hohen Fenstern brannten mehr Lichter, hingen reichere Vorhänge als in den kleineren ihrer Nachbarn. Die Luft war nun wieder frischer. Aus dem langen Herrengrabenfleet stank es in heißen Sommerwochen gewiss nicht weniger als aus den anderen Fleeten, doch als langer, bis zum Hafen im Fluss reichender, schnurgerader Einschnitt im Häusermeer wirkte es wie ein geöffnetes Fenster.
    Vor dem letzten der größeren Häuser stand eine Kutsche. Die beiden Rappen dösten, und der Kutscher hatte den Bock gegen die gepolsterte Bank des Kabrioletts getauscht, den Kopf in den Nacken gelegt, beobachtete er das Aufgehen der ersten Sterne. Rosina erkannte das elegante leichte Gefährt gleich, auch war das geschwungene H am Schlag dezent, aber unübersehbar.
    «Guten Abend, Brooks», sagte sie, «wartet Ihr auf Madame Herrmanns?»
    Der Mann in der Kutsche setzte sich auf und beschirmte die Augen gegen das Laternenlicht neben der Haustür.«Ach, Ihr seid es. Guten Abend, Mademoiselle Rosina. Ja, ich warte auf Madame Herrmanns. Und auf Madame Kjellerup. Die Damen sind schon lange da drin», er warf einen unwilligen Blick zu zwei erleuchteten Fenstern im ersten Stock des Hauses. «Sie müssen bald kommen. Madame Herrmanns hat gesagt, es werde nicht lange dauern. Wollt Ihr auf sie warten? Ich mache Euch gerne Platz, und die Damen», fügte er gesetzt hinzu, «freuen sich immer, Euch zu sehen.»
    «Danke, Brooks, wir sind in Eile, sagt Grüße von mir. Das ist Mademoiselle Bernau», stellte sie ihre Begleiterin vor, die den Mann in der Kutsche mit offener Neugier musterte, «ein neues Mitglied unserer Gesellschaft. Und das, Maline, ist Brooks, der Herrmanns’sche Stallmeister. Verratet Ihr mir, wer in dem Haus wohnt, Brooks?»
    Brooks wettergegerbtes Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Grinsen. Er hielt nicht viel von fahrendem Volk, aber er wusste besser als die meisten in der Stadt, was die Herrmanns’ den Komödianten der Becker’schen Gesellschaft verdankten, er war dabei gewesen. Und Mademoiselle Rosina – das war sowieso eine besondere Sache.
    «Das ist kein Geheimnis», sagte er, «die Damen machen Besuch bei Madame Malthus.» Sein Grinsen wurde breiter, als er sich vorbeugte und fortfuhr: «Ich bin sicher, Ihr werdet bald selbst Genaueres hören.»
    Rosina lachte. «Das hoffe ich. Und wie geht es Mademoiselle Lehnert?»
    Brooks wiegte den Kopf, und seine Miene wurde ernst. «Ich habe sie seit dem – Ereignis nicht gesehen. Sie war nur seine Braut, und das noch ohne Siegel und Unterschrift, aber sie geht kaum aus. Fast wie eine Witwe. Elsbeth sagt, sie sei wohl betrübt, aber nicht – wartet, wie hatsie gesagt? Ja, nicht trostlos. Jedenfalls zeigt sie halbwegs guten Appetit. Und Mamsell Thea – ich weiß nicht, ob Ihr Mademoiselle Lehnerts Zofe kennt, wenn nicht, habt Ihr wenig versäumt   –, Mamsell Thea, sagt Elsbeth, ist geradezu guter Dinge. Jedenfalls wenn sie glaubt, dass grade keiner hinguckt.»
    «Das ist doch nicht erstaunlich. Soviel ich weiß, dient sie Mademoiselle Lehnert schon seit vielen Jahren und fühlt sich eher als mütterliche Tante denn als Zofe. Ein Ehemann, zumal ein geliebter, hätte sie sicher gestört. Nun müssen wir aber weiter, Brooks, wir sind nämlich schrecklich hungrig. Vergesst meine Grüße nicht.»
    Während Brooks sich wieder der Betrachtung der Sterne widmete, bogen Rosina und Maline in die Fuhlentwiete ein.
    «Wer ist Elsbeth?», fragte Maline plötzlich.
    «Die Herrmanns’sche Köchin. Schon so lange, dass sich niemand mehr vorstellen kann, wie der Haushalt ohne sie funktionieren könnte. Was ein großes Glück ist, denn Anne, Madame Herrmanns, fühlt gar keine Neigung zu Hausfrauenpflichten. Nicht die geringste.»
    «Und wieso nennst du eine Dame aus den reichen Häusern beim Vornamen?»
    «Wie gut, dass ich nicht als Einzige mit Neugier geschlagen bin. Das ist eine sehr lange Geschichte, Maline, ich erzähle sie dir irgendwann. Oder frag die anderen. Sie wissen es ebenso gut wie ich.»
    «Aber sie sprechen alle von Madame Herrmanns. Nur du sprichst von Anne.»
    Ein knurrender Magen erschien Rosina wenig

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